Brezel Goering // Princess Chelsea

Brezel Goering // Princess Chelsea

Musiker*innenhaus Mousonturm
Princess Chelsea | © Foto: Jonathan Bree

Françoise Cactus nannte Brezel liebevoll den „worst artist you can dream of“. Nach dem Tod von Françoise und dem Ende von „Stereo Total" kehrt Brezel Goering jetzt allein auf die musikalische Bühne und in den Mousonturm zurück. Mit süchtigmachenden Melodien und einer großen Portion Selbstironie singt er über Drogen, sexuelle Psychopathologie und sanften Wahn. Auf ihrer Tour, die auf den ersten Blick nach dem Optimismus klingt, den wir alle brauchen, landet Princess Chelsea tags drauf im Mousonturm. Die neuseeländische Musikerin hatte einst die Hymne fürs Party-Rauchen – oder eben nicht – gesungen. Ihrem Signature-Sound mit klassischen Eighties-Synths, vielschichtigen Melodien, Orchesterinstrumenten und verträumtem Gesang bleibt sie auch in ihren neuesten Songs treu.

Aufrichtig, lustig, manchmal ironisch und vielleicht auch ein bisschen zynisch: „Psychoanalyse (Volume 2)“, das erste Soloalbum von Brezel Göring nach „Stereo Total” liegt auf dem Plattenspieler wie auf dem Analyse-Sofa – in seiner Konsequenz ein folgerichtiges Album nach der letzten gemeinsamen Produktion mit seiner Arbeits- und Lebenspartnerin, der viel zu früh verstorbenen Françoise Cactus. Nach ihrem Tod im letzten Jahr hat Brezel Göring in Berlin seine Dinge in Ordnung gebracht und sein kleines Auto mit Lieblingsinstrumenten beladen, um auf einen 1708,2 Kilometer langen Roadtrip aufzubrechen, der ihn nach Parentis in Südfrankreich führte. Dort hat er, den Françoise Cactus einst liebevoll als „worst artist you can dream of“ bezeichnet hat, ein wenig Ruhe gefunden und Mut und Wehmut in die Musik gebettet. Ein paar Monate später war das Album fertig. Eine Aneinanderreihung von süchtigmachenden Melodien und den charmanten Stimmen von Lilith Stangenberg, Julia Wilton, Pixie Dust und – zum letzten Mal – Françoise Cactus. Zehn intime Lieder, die von den Höhen und Tiefen des Alltags berichten, berührend und so spröde wie das Leben selbst. Songs über soziale Devianz, Drogen, sexuelle Psychopathologie und „sanften Wahn“. Voller Wortspiele versammelt Brezel Göring eine Galerie mit Bildern komischer Figuren – und im „Spiegelkabinett“ einem Hauch Selbstironie.

Produzentin Chelsea Nikkel als „Princess Chelsea” ihre Fans mit süßen Melodien, barocken musikalischen Arrangements, kindlichem Gesang und Texten voller zynischem Witz. Mit ihrem Song „Cigarette Duet“ landete die klassisch ausgebildete Pianistin damals einen viralen Hit, der seitdem auf YouTube über 79 Millionen Mal aufgerufen wurde; ein weiterer großer Online-Hit gelang ihr mit „I Love My Boyfriend“ von ihrem Album „The Loneliest Girl” 2018. Ihr brandneues fünftes Studioalbum (Oktober 2022), das Princess Chelsea auf ihrer Europatour im Mousonturm präsentiert, markiert eine bedeutende musikalische Entwicklung in Form von komplizierten Gitarrenarrangements, die an die 80er- und 90er-Jahre-Bands des Indie-Labels Flying Nun Records aus Auckland erinnern. Dennoch sind ihre Trademarks immer noch unverkennbar: klassische Eighties-Synths, vielschichtige Melodien, Orchesterinstrumente und verträumter Gesang. „Everything is Going To Be Alright“ ist ein aufrichtiges, aber auch verstörendes Pop-Album, das Spannungen aufbaut und löst.

Letzte Änderung: 12.10.2022  |  Erstellt am: 12.10.2022

Brezel Goering | © Foto: Tina Linster

Brezel Goering
15.10., 20 Uhr

Princess Chelsea
16.10., 20 Uhr

Künstler*innenhaus Mousonturm
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main

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