Stadt der Fotografinnen

Stadt der Fotografinnen

Historisches Museum Frankfurt
Ilse Bing, Selbstporträt mit Leica im Spiegel, Silbergelatineabzug, Frankfurt, 1931 | © Historisches Museum Frankfurt

Die Sonderausstellung „Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024“ wird rund 40 Fotografinnen in ihrer Auseinandersetzung mit der Stadt zeigen. Dazu gehören Namen wie Ella Bergmann-Michel, Gisèle Freund, Ilse Bing, Nini und Carry Hess, Abisag Tüllmann, Mara Eggert, Barbara Klemm. Leben und Werk dieser fotografierenden Frauen bilden 180 Jahre Entwicklung ab, von der Frühzeit über die Fotoateliers des Kaiserreichs bis hin zu modernen Kunsthochschulen.

Frankfurt zieht seit Erfindung der Fotografie Fotografinnen an, die regionales, nationales und internationales Wirken vorzuweisen haben: u.a. Ella Bergmann-Michel, Gisèle Freund, Ilse Bing, Abisag Tüllmann, Mara Eggert oder Barbara Klemm. Der urbane Raum wird dabei als sozialer, politischer und kultureller Ort ins Bild gesetzt und ist zugleich Motor wie Zielpunkt fotografischer Aktivität und Kreativität.

Über den Dialog der Werke von rund 40 Fotografinnen bilden sich in der Ausstellung generationenspezifische, aber auch immer wiederkehrende Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Themen und Fotogattungen heraus; vom Bildjournalismus über die Architektur-, Mode- und Theaterfotografie bis hin zu künstlerischen Fotokonzeptionen: Seien es die Frankfurter Theater- und Illustriertenfotografinnen Nini und Carry Hess oder die Architektur- und Gesellschaftsfotografinnen Ilse Bing und Ella Bergmann-Michel in der Weimarer Republik sowie Gisèle Freund im Bereich des Gesellschaftsporträts und der Fototheorie.

Ana Paula dos Santos: Serie

Die Ausstellung präsentiert chronologisch Frankfurter Fotogeschichte unter besonderer Berücksichtigung des fotografischen Wirkens von Frauen. Frühe Fotopionierinnen wie Julie Vogel sind ab 1840 in Frankfurt tätig. In der Kaiserzeit entstehen die ersten selbständig von Frauen geführten Fotoateliers, wie von der Porträt- und Theaterfotografin Katharina Culié. In den 1920er Jahren wird durch das „Neue Frankfurt“ kultureller und gesellschaftlicher Wandel vorangetrieben, von dem unter anderen die Fotografinnen Grete Leistikow wie Jeanne Mandello und Ilse Meyer-Gehrken beeinflusst werden. Besonders mit der 1968er Generation ist die Stadt geprägt vom fotodokumentarisch einzigartigen Stil Barbara Klemms, Erika Sulzer-Kleinemeiers, Inge Werths oder Abisag Tüllmanns. Ab der Nachkriegszeit spielt auch das Thema Architektur im Schaffen zahlreicher Fotografinnen bis heute eine Rolle, so im Werk von Ursula Edelmann, die besonders den fotografischen Blick auf die 1950er Jahre prägt. Dies setzt sich fort in der jüngeren Fotografie ab den 1980er Jahren, dort etwa durch Laura Padgett mit ihren fotokünstlerischen Untersuchungen historischer Bauten oder Meike Fischer mit einem gesellschaftspolitischen Blick auf aktuelle Neubauprojekte. Mara Eggert, Annegret Soltau, Gabriele Lorenzer oder Irene Peschick gehen seit den 1980er Jahren in Angewandter Fotografie und Fotokunst neue und vielfältige Wege. Susa Templin, Christiane Feser und Sandra Mann sind seit den 1990er Jahren in der internationalen Ausstellungs- und Fotoszene vernetzt. Die künstlerische Ausbildung von Fotografinnen an der HfG Offenbach sowie der Städelschule zeigen nicht zuletzt, dass sich Frankfurt von der Stadt der Pressefotografie nach 1945 zu einem Ort der Fotokunst der Gegenwart entwickelt hat.

Im Historischen Museum Frankfurt (HMF) wird 2024 die gesamte Sonderausstellungsfläche von 1.000 m² für diese Werkschau mit rund 450 regionalen, nationalen und internationalen Exponaten bespielt. Anliegen der Ausstellung ist es, die Beziehung von Fotografie und Stadtbild, städtischen Themen und urbaner Gesellschaftsgeschichte in motivisch und inhaltlicher Vielfalt zu zeigen. Die Auswahl von 40 Fotografinnen aus allen Genres und Bereichen bezieht sich auf die urbanen, gesellschaftspolitischen und feministischen Bezüge ihrer Werke; eng verbunden mit dem geschlechter- und sozialgeschichtlichen Sammlungsschwerpunkt des Hauses.

Inge Werth: Serie

Das HMF schloss 2011 mit der ersten großen Werkschau zum Lebenswerk der Fotografin Abisag Tüllmann seine Pforten für einen umfassenden Um- und Neubau, der 2017 eröffnet wurde. Die für den Sommer 2024 geplante Präsentation setzt die damals unterbrochene Ausstellungsserie aus der Fotosammlung des HMF fort, die sich neben Abisag Tüllmann vor allem mit Fotografinnen der Weimarer Republik und der Neuen Sachlichkeit beschäftigte: Ilse Bing, Ella Bergmann-Michel, Elisabeth Hase und Marta Hoepffner.

Die soziale, politische und künstlerische Dimension der Werke, ihrer Technik und die mit Frankfurt verbunden Lebenswege der Fotografinnen werden durch Diskussionsveranstaltungen und Artist Talks im reichen Begleitprogramm thematisiert. Eine Filmreihe in Kooperation mit dem Filmmuseum des Deutschen Filminstituts in Frankfurt soll die Wechselwirkung von Fotografie und Film in den Blick nehmen und Filmbiografien der Fotografinnen einem breiten Publikum näherbringen.

Grete Leistikow: Palmengarten-Gesellschaftshaus, Silbergelatineabzug, Frankfurt, 1929 | © Foto: Historisches Museum Frankfurt

Letzte Änderung: 02.02.2024  |  Erstellt am: 01.02.2024

Stadt der Fotografinnen. Frankfurt 1844–2024

Dauer der Ausstellung:
29. Mai – 22. September 2024

Historisches Museum
Saalhof 1
60311 Frankfurt am Main

historisches-museum-frankfurt.de

divider

Kommentare

Es wurde noch kein Kommentar eingetragen.

Kommentar eintragen