IM FOKUS
Mit aufeinander folgenden Schwerpunkten in den 1960er bis 1990er Jahren finden in dieser Ausstellungsreihe Künstlerinnen und Künstler der Galerie Hanna Bekker vom Rath zusammen. Den Anfang machen Werke von Harald de Bary (1935−2019), die den Dialog mit den Zeitgenossen Oskar Kolb und Arthur Fauser sowie mit jüngeren Positionen wie die des Künstlers holgerherrmann aufnehmen. Die Präsentationen setzen sich in loser Folge fort: Johann Georg Geyger, Florian Köhler, Christa von Schnitzler u.a.
Harald de Bary (geb. 1935 in Frankfurt/Main) gehört zur jüngeren Generation der deutschen „Informel“-Künstler. Der Maler und Pfarrer der Christengemeinschaft Johannes Rath (1910-1973) hatte den Jungen, der einer altadeligen Familie enstammte und in seiner total zerstörten Heimatstadt aufwuchs, zur abstrakten Malerei geführt. Nachdem er noch als Schüler 1954-56 Unterricht bei dem Mitglied der Gruppe „Quadriga“ Heinz Kreutz erhalten und damit eines der Zentren des deutschen „Informel“ kennengelernt hatte, studierte er 1956-60 in Stuttgart bei Heinrich Wildemann (1904-1964), einem der wichtigsten Vertreter der gegenstandslosen Malerei im Nachkriegsdeutschland. Ohne diese Anregungen je zu verleugnen, löste sich Harald de Bary nach dem Studium doch so weit von ihnen, daß er sie in eine eigene Bildästhetik einfügen konnte. Er entwickelte ein außerordentlich weites Spektrum an formalen Darstellungsmitteln, die sich als Verwandlungen thematischer Anregungen lesen lassen. Die Anknüpfung an die Kinderbilder, religiöse Themen, das Verfallene und Ruinöse, beschworen nicht zuletzt über Fundstücke, akzentuieren sein Schaffen ebenso wie z. B. die Reminiszenzen der Afrikareisen, zu denen ihn seine Mutter, die Schriftstellerin und Afrikareisende Erica de Bary, anregte. Mit den Ausdrucksmitteln des „Informel“ wurde das Selbsterlebte zum Reflex der Zeit und der Frankfurter Patrizier damit zu einem Chronisten, der das „Geistige“ in Gestalt des abstrakten Bildes aus psychologischen Vorausssetzungen extrahierte, die ihren jeweiligen Ort haben. Die Spannweite der beschworenen Empfindungen reicht vom Kindlichen über das Ironische, das Abseitige, aber auch das Religiöse, das Dominante bis zum Natürlichen oder Lieblichen. Das soziale Thema der „Strukturen“ wird mit seriellen Schöpfungen behandelt, zu denen die vielen Strichzeichnungen gehören, die aber auch als „Schlagbilder“ abgründige psychische Dimensionen ansprechen.
Geprägt von äußerster Unmittelbarkeit stellen die Werke de Barys den Betrachter vor grundsätzlich Unerwartetes. Unter den deutschen Vertretern des Informel ragt er durch die Spontaneität seiner persönlichen Sicht und die Ungezwungenheit ihrer formalen Umsetzung heraus. Sein Schaffen ist eine vom Standpunkt völliger Unabhängigkeit aus geführte Kommunikation, die ihre Adressaten allein über ihre Formulierungen erreichen will, die nach dem Willen ihres Urhebers in jeweils neu bestimmte künstlerische Formen gefaßt sind.
Text: Johann Konrad Eberlein
Letzte Änderung: 18.02.2024 | Erstellt am: 13.02.2024
Harald de Bary
IM FOKUS
ab 7. Februar 2024
GALERIE HANNA BEKKER VOM RATH
Braubachstraße 12
60311 Frankfurt am Main