HELENA UAMBEMBE. BLOOMING IN STASIS: 25.8230° S, 23.5312° E
Helena Uambembe wurde 1994 in Pomfret, Südafrika, als Tochter angolanischer Eltern geboren, die vor dem Bürgerkrieg flohen. Ihr Vater war Soldat im 32. Bataillon, einer Militäreinheit der südafrikanischen Verteidigungskräfte, die hauptsächlich aus schwarzen angolanischen Männern besteht. Das 32. Bataillon, Pomfret und ihre angolanische Herkunft sind die beherrschenden Themen in Uambembes Werk, in dem sie Erzählungen über Geschichte und Orte erforscht und miteinander verbundene Symbole und Archivmaterial miteinander verwebt.
Staubiger, trockener Boden. Ein hoher Maschendrahtzaun umgibt ein verfallenes Haus. Alles von Wert und was noch zu gebrauchen war wurde entwendet. Weder Gegenwart noch Zukunft scheinen existent zu sein, nur das, was war. Allein die gelben Blumen zeugen vom Jetzt.
Geflohen vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land, wurden die angolanischen Männer in den Flüchtlingslagern von Namibia vor die Wahl gestellt, zurückzukehren oder sich dem Militär der Apartheid-Regierung Südafrikas anzuschließen. Da die Umkehr keine Option war, verpflichtete man die Soldaten dazu, innerhalb eines Monats eine ebenfalls geflüchtete Angolanerin zu heiraten, um mit ihr eine Familie zu gründen. Ihr Bataillon, das 32., auch „Büffel-Bataillon“ genannt, wurde im Kampf gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Namibier*innen und Angolaner*innen eingesetzt. Mit dem Ende des Kalten Krieges und der nahenden Unabhängigkeit Namibias versetzte man die Soldaten 1989 nach Pomfret in der Kalahari-Wüste im Nordwesten Südafrikas. Nun wurden sie gegen das zunehmende Aufbegehren der Aktivist*innen in den Townships eingesetzt. 1993, kurz vor dem offiziellen Ende der Apartheid, wurde das Bataillon aufgelöst und die ehemaligen Soldaten angehalten, vor Ort im Asbestabbau zu arbeiten. Im Jahr 2004 beschloss die südafrikanische Regierung, Pomfret abzureißen und die 5.000 Bewohner*innen umzusiedeln – angeblich wegen des asbestbedingten Gesundheitsrisikos, vermutlich jedoch eher aufgrund der Beteiligung einiger Söldner am Staatsstreich zum Sturz des Präsidenten von Äquatorialguinea. Die Polizeistation, das Krankenhaus, das Postamt und die Schwimmbäder wurden geschlossen, die Wasser- und Stromversorgung abgeschaltet. Doch man blieb trotzdem. Verachtet von allen, da immer gezwungen, auf der falschen Seite zu kämpfen, erschien die Isolation, das Leben in der Portugiesisch sprechenden Community, die einzige Form. Lange entwurzelt, gerade Fuß gefasst, war ein Wegzug nicht gangbar. Noch heute leben etwa 1.000 Menschen in Pomfret.
Helena Uambembe ist eine angolanisch-südafrikanische Künstlerin, die in ihren Arbeiten die dyadische Beziehung zwischen dem Politischen (Weltpolitik) und dem Häuslichen (persönliche Politik) hinterfragt. Ausgehend von der persönlichen und familiären Geschichte kartiert Uambembe den ideologischen und intimen Raum, der durch die historischen und kolonialen Verbindungen zwischen der angolanischen, südafrikanischen und globalen Geschichte geschaffen wurde. Ihre angolanischen Eltern, die 1994 in Südafrika geboren wurden, flohen 1975 vor dem angolanischen Bürgerkrieg und ließen sich mit anderen Familien des 32er Bataillons im umkämpften Pomfret nieder. Diese komplexe Familiengeschichte (die selbst ein Bruch mit den gängigen Erzählungen über das postkoloniale Afrika ist), das 32. Bataillon, Pomfret und ihr angolanisches Erbe sind die beherrschenden Themen in ihrem multidisziplinären Ansatz. Im Jahr 2022 wurde Uambembe mit dem Baloise Art Prize 2022 für ihre Installation “What you see is not what you remember” ausgezeichnet, die auf der Art Basel in der Sektion Statements gezeigt wurde. Derzeit lebt sie in Berlin, wo sie Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ist.
Letzte Änderung: 08.10.2023 | Erstellt am: 08.10.2023
HELENA UAMBEMBE. BLOOMING IN STASIS: 25.8230° S, 23.5312° E
Eröffnung:
Freitag, 13. Oktober 2023, 19–24 Uhr
Dauer der Ausstellung:
14. Oktober 2023 – 21. Februar 2024
ZOLLAMT (MMK)
Domstraße 3
60311 Frankfurt am Main
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