episodes of glam + gutter

episodes of glam + gutter

Schwere Reiter, München
Micha Purucker: episodes of glam + gutter  | © Franz Kimmel

In seiner neuen Produktion "episodes of glam + gutter" setzt sich der Münchner Choreograph Micha Purucker mit den eigenen Erinnerungs- und Gestaltungsprozessen auseinander - was fließt in die künstlerische Arbeit ein an Einflüssen, und wie macht sich das bemerkbar?

„…die klaviatur unser empfindsamkeit hat eine jeweils sehr individuelle geschichte und prägung. so erweisen sich bestimmte reize lebenslang als notorische wiedergänger. es entstehen reizmuster, auf die man anspricht, für die man empfänglich ist. das war ausgangspunkt für das stück und darauf beruht seine grammatik. muss man aber nicht wissen… ein versuch in eigener sache…“

„episodes of glam + gutter“ ist einerseits ein szenischer Epitaph, ein dynamischer Monolith für sechs Performer- und Tänzer:innen. In Bezug auf eigene Erinnerungs- und Gestaltungsprozesse aber ist es eine Feier prägender, auch widersprüchlicher Einflüsse: Manche aufgeschnappten Sounds, Szenen, Stile, gefundenen Bilder, Objekte und erlebten Atmosphären erweisen sich über die Zeit hinweg als wirkmächtige Wiedergänger im eigenen Fühlen und Tun. Sie entwickeln ihr Eigenleben. Hier werden sie umarmt zu treibender Musik.

MICHA PURUCKER arbeitet seit 40 Jahren als freier Choreograph und Tänzer. Homebase und Arbeitsschwerpunkt ist München. Seit Mitte der achtziger Jahre mit Dance Energy hat sich Puruckers Interesse an Bewegung, am Körper und am Raum immer wieder in neuen Zusammenhängen, Formaten und Tänzerkonstellationen ausdifferenziert. Seine Vorgehensweise und Arbeit zeugt von einem tiefen Respekt vor der leiblichen Beschaffenheit und der Anerkennung der „Natur, die wir selbst sind“ (Gernot Böhme). Purucker zielt auf deren Kultivierung, auf eine Praxis der Entfaltung, Artikulation und Diversität. Studienjahre an der TU München (Architektur) und der LMU (Theaterwissenschaft, Volkskunde, Kunstgeschichte) festigten ein anhaltendes Interesse an Themen zum Raum, zur Kunst, zur Anthropologie, zur Geschichte und Politik. Seine künstlerischen Arbeiten spiegeln dieses Interesse und bringen es auf die körperliche Ebene: Nie geht es um Illustration oder Repräsentation. Die Arbeit versteht sich als ein körperliches Sich-Gemein-Machen mit einem Thema oder einer entsprechenden Situation. Es geht nicht um Distanz, Illustration, Beschreibung, sondern um Nähe und Präsenz. Wie die Tänzer:innen ihrerseits bei jedem Stück gefordert sind, eine ‘Reise’ anzutreten, sind die Zuschauer:innen eingeladen, mitzuziehen und sich ihrerseits auf den Weg zu machen. Puruckers Ansatz fand früh Zuspruch und Anerkennung. Fokussiert auf nichtsprachliche Inhalte und auf die entsprechenden Kommunikationskanäle – die nonverbalen Kanäle, über die ein Großteil unserer alltäglichen Kommunikation und Orientierung läuft – steht er Rezeptionserkenntnissen einer physisch orientierten Filmtheorie nahe. Purucker ist mehrfacher Preisträger der Stadt München, (u.a. Tanzpreis), Förderpreisträger rheintanzmediaweb (zusammen mit Stephanie Thiersch), optionsgefördert (1997 – 2016). Seit 2001 wiederholt Gastdozent an der Korean National University of Art, Gründungsmitglied der LDP Laboratory Dance Projects in Seoul, Leiter des Contemporary Dance Departments der Chung Ang University (2007), Gründungsmitglied Tanztendenz München, Theaterverein München, nationale und internationale Gastspiele und Projekte seit 1985.

TEAM

AURORA BONETTI Tänzerin und Performerin, lebt seit 2016 in München. Geboren und aufgewachsen in Italien, zieht Aurora für ihr Studium an der Iwanson International School of Contemporary Dance nach München, wo sie 2019 ihren Abschluss macht. Danach arbeitet sie freischaffend mit Künstler:innen wie Anna Konjetzky, Wang Ramirez, Johannes Härtl Tanzkompanie, Strado Compagnia Danza, Micha Purucker, Billinger & Schulz, u.a. Aurora kooperierte auch mit verschiedenen bildenden Künstler:innen, da sie ihre Bewegungssprache gerne mit anderen Kunstformen mischt. Sie performte und tanzte in München für Franz Erhard Walther, Lee Mingwei und Lena Grossmann. 2022 wirkte Aurora in der neuen Produktion von Smadar Goshen “GRAND NOIR” und nahm an der performativen Ausstellung “Mimetic Bodies” von Lena Grossmann teil. Mit Eva Baumann zeigte sie “alieNation“ im März 2023.

MICHAL HERIBAN fokussiert sich auf zeitgenössischen Tanz, physisches Theater, Choreographie und bildende Kunst. Er wurde in der Slowakei geboren, studierte Bildhauerei, Szenografie und Kunstpädagogik und arbeitet derzeit als Freiberufler in Prag, München, Brünn und Bratislava. Seit 2015 tanzte er in acht Performances von Micha Purucker, er arbeitete mit Lenka Vagnerová & Company, burkicom, 420people, sowie den Nationaltheatern in Prag und Brünn. Er ist Mitbegründer und Choreograph des Theaters „Jedným Dychom“ in Bratislava. 2020, 2022 und 2023 wurde er für den Thalia-Preis in der Kategorie Ballett, Tanz und Physical Theatre nominiert.

MARCOS NACAR ist ein katalanischer Tanz- und Performancekünstler und unabhängiger Forscher mit Sitz in Berlin. Er arbeitet mit Bewegung und Video, unterstützt von Poesie und Text zur Kontextualisierung seiner Arbeit. Er erforscht Tanz und Performance als dokumentarisches Medium. Als Performer hat er u.a. mit Omer Krieger, Darius Dolatyari, Rike Flämig, Micha Purucker, Moritz Majce und Sigal Zouk, Ramón Colomina und Montse Colomé gearbeitet. Seine eigenen Arbeiten zeigte er und performte in unterschiedlichsten Theatern und Festivals wie dem Kulturhaus Bethanien, Maxim Gorki Theater, Schwere Reiter, Kunstencentrum BUDA, M – Museum Leuven und Festival la Merçe. Er studierte an der Tragant Dansa (Barcelona) und der Tanzfabrik Berlin. Er hat einen Hintergrund im Theater und in eher theoretischen Disziplinen wie Recht und Philosophie, sowie einen Bachelor in Jura mit Spezialisierung auf Rechtsphilosophie und Gender Studies.

HIKARU OSAKABE erhielt an der Royal Winnipeg Ballet School in Kanada seine Ausbildung in klassischem Ballett und modernem Tanz. 2016 bis 2019 war er Demi-Solist beim Alberta Ballet in Kanada. 2019 kam Hikaru als Solist an das Landestheater Eisenach, wo er unter der Leitung von Andris Plucis in Choreographien von Bryan Arias und Andris Plucis tanzte. 2020 bis 2023 war er Solist am Staatstheater am Gärtnerplatz unter der Leitung von Karl Alfred Schreiner. Dort zeigte er ein vielfältiges Repertoire von renommierten Choreograph:innen wie Roy Assaf, Felix Landerer, Ina Christel Johannessen, Ioannis Mandafounis, Micha Purucker, Thomas Hauert und vielen anderen.

ANISE SMITH Tänzerin und Körpertherapeutin aus Deutschland/USA. Sie arbeitete mit Tina Gerstler Dance Troupe (USA), Déjà Donné (I/CZ), Cirque bâtard / CahinCaha (F), Rosemary Butcher (GB), Helmut Ott und Micha Purucker. Sie tanzte auch an der Bayerischen Staatsoper, dem Gärtnerplatztheater, der Schauburg, und in vielen anderen Projekten der freien Tanzszene. Mit dem Stück “Fallen”, in Koproduktion mit der fabrikCompanie/Potsdam, gewannen sie in Edinburgh den “Fringe First” und den “Isadora Duncan Award” in San Francisco.

POLINA SONIS Tänzerin und Performerin. 2018-2020 arbeitete sie in Tel Aviv mit der Nimrod Freed Tami Dance Company und trat unter anderem im Suzanne Dellal Dance Center und Beit Tami Dance Center auf. Polina war Tänzerin und Mitgestalterin des inklusiven Tanzprojekts “By The Way” mit ASD-Tänzern in Sankt Petersburg und trat dort damit beim Open Look Festival und der Ural Biennale in Jekaterinburg auf. Polina arbeitete mit Cindy Van Acker unter der Leitung von Romeo Castellucci bei den Salzburger Festspielen 2021. Seit April 2022 lebt Polina in Berlin, wo sie mit verschiedenen unabhängigen Choreograph:innen wie Florian Breeanne Saxton und Grace Euna Kim zusammenarbeitet. 2022 trat sie beim Tanzfest Winterthur auf sowie bei Tanz im August in der Produktion “City Horses”
von Byström Källblad. Im Oktober 2022 begann sie die Zusammenarbeit mit Jasmine Morand und Cristina D’Alberto im Rahmen von OASIS (TanzQuelle & Bad Lemons Project) in München, sowie mit Micha Purucker für „rats in the living room“. Seit März 2023 ist sie Gast am Thalia Theater in Hamburg.

Letzte Änderung: 13.12.2023  |  Erstellt am: 13.12.2023

Micha Purucker
episodes of glam + gutter
patterns of odd feelings

Uraufführung:
12. Januar 2024, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen:
13. und 14. Januar 2024, 20 Uhr

schwere reiter
Dachauer Str. 114a
80636 München

Eine Choreographie von Micha Purucker mit Aurora Bonetti, Michal Heriban, Marcos Nacar, Hikaru Osakabe, Anise Smith und Polina Sonis.

www.schwerereiter.de

www.micha-purucker.de

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