COUNTRY SITE-SPECIFIC

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Gruppenausstellung im Modern Art Mosel Kunstverein
COUNTRY SITE SPECIFIC. Jutta Obenhuber: Streifenbild 2, 2023, Gouache auf Balsaholz montiert auf Scheunentor | © Jutta Obenhuber, Spielesgasse, Neumagen-Dhron

Von August bis Oktober 2023 verwandelt sich Neumagen-Dhron in einen PARCOURS der Gegenwartskunst. Unter dem Titel »Country Site-Specific« setzen sich Kulturschaffende in Malerei, Installation und Skulptur auf einer Strecke von zehn Kilometern inmitten der Landschaft und Architektur mit historischen, kulturellen, sozialen oder topografischen Gegebenheiten des Ortes auseinander.

Zum Kultursommer Rheinland Pfalz 2023 zeigt der MAM [Modern Art Mosel] Kunstverein in Neumagen-Dhron Werke, die speziell für Deutschlands ältesten Weinort entstanden sind. Die Künstler*innen haben ihre Arbeiten sorgfältig in das vorgefundene Umfeld integriert, sodass sie mit der Landschaft und architektonischen Umgebung zu verschmelzen scheinen und eine harmonische Verbindung zwischen Kunst, Architektur und Natur entsteht.

Begrüßt werden Besuchende, vom sich in der Abenddämmerung auf der Wasseroberfläche spiegelnden blauen Licht der Installation auf der Moselbrücke. Eine zweite Arbeit des Künstlers Christoph Dahlhausen ist die blaue Lichtstele, platziert im Weinberg oberhalb Neumagens, die den Weg zu weiteren Kunstwerken leuchtet. Die pinkfarbene Aluminiumskulptur von Stefan Kern bietet nicht nur eine Aussicht auf das Moseltal, sie soll auch als Sitzmöbel genutzt werden. Auf dem Weg zurück durch die Weinberge und die Gassen von Neumagen-Dhron kann man die Malereien von Jutta Obenhuber an alten Scheunentoren bewundern. Die abstrakten Bilder sind auf Sperrholz gemalt und verbinden sich mit dem Holz der Tore. Vor dem Kunstverein steht eine Readymade-Skulptur von Andreas Exner: Das Auto, als farbige Skulptur auf Rädern. Weiter geht der Weg zur Moselbrücke, auf deren Unterseite die Künstlerin Lydia Wierenga ein schwarzes Rechteck aufgemalt hat. Das abstrakte Bild verändert die Wahrnehmung auf die Brücke und ihre Umgebung und lässt uns die Brücke mit neuem Blick sehen.

Alle Werke sind barrierefrei zugänglich, um zeitgenössische Kunst an untypischen Orten mit frischem Blick betrachten zu können. In der begleitenden Ausstellung werden u. a. auch Modelle, Entwürfe, Pläne, Fotos und Publikationen gezeigt. Die Ausstellung findet im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2023 statt und wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aus Mitteln des Programms des Kunstfonds.

COUNTRY SITE SPECIFIC. Andreas Exner: LASCAUX ARTIST PYRROL ORANGE FORD FIESTA CLX, 2019 Acryl, Holz, Auto | © Foto: Andreas Exner, Krischelsberg. Neumagen-Dhron

JUTTA OBENHUBER wird zwei malerische Arbeiten im Ort realisieren, „Scheunentor #1 und #2“. Eine zentrale Frage im Werk Obenhubers ist: Wo endet ein Bild? „Für mich ist das ganze Tor das Bild“, so Jutta Obenhuber. „Die Streifen befinden sich in der genauen Mitte des Tores, die unbemalten Latten in der gleichen Struktur gehören zum Rand des Bildes dazu. Für mich ist dies eine erweiterte Malerei, die sich in der Struktur des Vorhandenen ausdehnt und gängige Vorstellungen von der Einheit des Bildes zurücklässt. Vermeintlich Selbstverständliches wird in Frage gestellt. Ich möchte die Sichtbarkeit des Vorhandenen unterstreichen und an Grundannahmen, wie z. B. ein Bild auszusehen hat, rütteln“, so Jutta Obenhuber über ihre Arbeiten.

Mit „Um 1880“ wird ANDREAS EXNER eine antike Skulptur in ihrem Ausgrabungskontext zeigen. Mittels digitaler 3-D Scantechnik thematisiert der Künstler den Fund des römischen „Albinius Asper Grabmonumentes“ (Neumagen, um 130 n. Chr.) und schafft eine Skulptur in der Mauer, wie sie vor 143 Jahren in Neumagen gefunden wurde. „Andreas Exner gewinnt der Kunst und dem öffentlichen Raum Zeittaschen ab“. Dem Begriff einer „Malerei im erweiterten Feld“ verpflichtet, oszillieren seine Werke zwischen Malerei, Bildhauerei und kontextbezogener Installationskunst. Er schafft neue Bildräume, indem er seine Bildkonglomerate bewusst in Bezug zu »landmarks« und Architekturen positioniert. In Arbeiten der Reihe „Angewandte Monochrome Malerei“ tragen shaped-canvas Monochrome der Scheiben zeittypischer Automodelle den politischen und ästhetischen Kontext ihrer Entstehungszeit in Formg und ihren Namensbezeichnungen mit sich. In der neuen Kombination der Zitate der Namen von Farbe und Objekt, gewinnen die Werke zeitliche Zeilensprünge für ihre malerischen Bezüge.

CHRISTOPH DAHLHAUSEN über seine Arbeit, Stabilizing Light – Neumagen:“Die Brücke erhält eine über das Geländer nach unten und oben ragende Stangenkonstruktion, die einige Leuchtstäbe trägt. Die Stangen stammen zwar aus dem Gerüstbau, haben aber in ihrer Verwendung äußerst wenig mit der Funktionalität eines Gerüstes zu tun. Es entstehen eher Fragen nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Konstruktion und geistigen Bezügen. Doch kann der nach gegenständlichen Assoziationen Suchende eventuell auch an ein begonnenes, unfertiges Nest oder vielleicht ein Gewirr aus Stangen, von einer Flut an die Brücke hochgespült, denken. […] Blaue Leuchtstäbe betonen die Asymmetrie, spiegeln sich im Wasser der Mosel und lassen poetische Momente dieses so fremd wirkenden, an der Brücke hängenden Gebildes entstehen“, so Christoph Dahlhausen.
„Die zweite Lichtinstallation steht als senkrecht hochaufragender Pfahl in einem Weinberg oberhalb von Neumagen-Dhron (Lage: Engelgrube). Ein Ort wird markiert! Was befindet sich dort? Ein Schatz? Eine wichtige Örtlichkeit? Weit gefehlt! Das Licht zeigt vor allem an: Hier ist Licht! Und dieses scheint in einer von Unsicherheiten geprägten Zeit sehr von Nöten. Ein Fixpunkt! Ein Licht, wertfrei und frei,“ so Christoph Dahlhausen.

STEFAN KERNS Skulpturen, Objekte und Installationen sind im Grenzbereich zwischen Kunst und Design angesiedelt. Mit einer benutzbaren Skulptur im Weinberg, der „Steinstrasse“, wird er den Ort neu erlebbar machen. Als Angebote zum Sitzen oder Erklettern sind Kerns Werke einerseits auf die Interaktion zwischen Kunstwerk und Mensch angelegt. Die oft streng-symmetrischen, modularen Formen, die harten Materialien und makellos-reine Erscheinung lassen jedoch andererseits an dieser Funktion zweifeln. Ihre Einfarbigkeit – oft mit glatten, schimmernden Oberflächen – hebt die Skulpturen aus ihrer Umgebung als Fremdkörper heraus.

LYDIA WIERENGA zeigt eines ihrer abstrakten Wandbilder unter der Moselbrücke. Die Position der Betrachtenden ist zentral für Lydia Wierengas Arbeiten. Ihre Malerei und perspektivischen Abstraktionen spielen mit der Verschiebung von Blickachsen. Strenge formale Aspekte, harte Kanten und scharfe Linien stehen in Kontrast zum Moment der den Wandbildern innewohnenden Bewegung.

COUNTRY SITE SPECIFIC. Stefan Kern: Steinstrasse, Aluminium lackiert, 3 x 1,4 m | © Foto: Claudia Höhne, Weinberg, Neumagener Engelgrube

Letzte Änderung: 11.08.2023  |  Erstellt am: 07.08.2023

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Mit Werken von:
Christoph Dahlhausen
Jutta Obenhuber
Stefan Kern
Andreas Exner
Lydia Wierenga

Dauer der Ausstellung:
6.8. bis 24.9.2023

Eröffnung:
6.8.2023, 12-16 Uhr

Finissage:
24.9.2023, 12-16 Uhr

mam.
Modern Art Mosel Kunstverein
Krischelsberg 11
54347 Neumagen-Dhron

www.mamkunstverein.com

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