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Im 20. Jahrhundert ging es der bildenden Kunst an den Kragen. Sie wurde expressionistisch, kubistisch, dadaistisch, abstraktionistisch und surrealistisch avantgardisiert. Sie mutierte zum totalitären Propagandamedium. Sie löste sich in Klecksen und Farbfeldern auf. Sie zitierte Suppendosen und Mickeymäuse. Sie wurde konzeptuell, politisch, ideologisch, dogmatisch und schließlich toxisch. Ein Landstrich der Unbeugsamen blieb übrig, nicht in Gallien, sondern eher Richtung Sachsen gelegen. Hier malen und modellieren Künstler im Bewußtsein der Tragfähigkeit europäischer Kunsttradition und humanistischer Werte. Ihre Kompositionen zeigen erkennbare Figuren und Räume. Diese Kunst widmet sich unserer Welt im jetzt und der Zukunft. Als „Leipziger Schule“ genießt sie internationales Ansehen. Die aktuelle Ausstellung der Galerie Rothamel zeigt fünf Leipziger Positionen, jede mit eigenen Akzenten.
Ellen Akimoto schiebt auf ein und derselben Fläche mehrere Bilder ineinander, gleich einer Regisseurin, die mit Kameraführung und Schnitten einen Bildfluss erzeugt. Undine Bandelin trägt virtuos vor, übersteigert, malt mit einer starken Palette und erzählt spannende Geschichten von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Jörg Ernert ist der Jazzer unter den Künstlern der neuen Leipziger Schule, ein malerischer Freigeist. Sein bevorzugtes Interesse gilt der Frage, wie weit Abstraktion gehen kann, wenn der Gegenstand noch erkennbar bleiben soll, auf welche Weise Reduktion das Bild bereichert. Dana Meyer schmiedet oder treibt ihre Skulpturen freihändig aus Stahl. Zu dieser ebenso virtuosen wie auch kühnen Arbeitsweise gehört ein außergewöhnliches räumliches Vorstellungsvermögen ebenso wie hohes handwerkliches Können. Marten Schädlichs klug komponierten und elaboriert ausgeführten Gemälde erscheinen vordergründig naiv, bestechen aber mit immer größerer Intensität, je länger man sich ihnen nähert.
Letzte Änderung: 27.09.2022 | Erstellt am: 27.09.2022
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mit:
ELLEN AKIMOTO
UNDINE BANDELIN
JÖRG ERNERT
DANA MEYER
MARTEN SCHÄDLICH
Dauer der Ausstellung:
8. Oktober bis 26. November 2022
Galerie Rothamel
Kleine Arche 1 A
99084 Erfurt
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