Albert Leo Peil

Albert Leo Peil

Galerie Jan Kaps in Köln
Albert Leo Peil: Ohne Titel, 1982, Kupfer, 16,3 x 14,3 cm

Albert Leo Peil (1946-2019) hinterließ ein immenses, weitgehend unentdecktes und bislang unentschlüsseltes zeichnerisches Werk. Hinter einem exzentrischen Äußeren verbarg sich ein in Sprachen, Literatur und mythologischen Themen gebildeter Mann und zugleich ein ebenso virtuoser wie sensibler Zeichner. Peils Werk, das vermutlich ausnahmslos in seiner Mietwohnung entstanden ist und das er über Jahrzehnte zu einer atemberaubenden Perfektion trieb, wird nun in der Galerie von Jan Kaps gewürdigt. Dort sind zum ersten mal seine Kupferarbeiten zu sehen.

Die Galerie Jan Kaps freut sich, “Scene II”, eine Erweiterung von “Scene I” und die zweite Ausstellung von Albert Leo Peil (1946-2019) in einer angepassten Architektur zu präsentieren. Es ist das erste Mal, dass seine geprägten Kupferarbeiten der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Kupferarbeiten des Künstlers, der er sein ganzes Leben lang geschaffen hat, sind eine Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit Fragen der Identitätskonstruktion, der Queerness und des Geschlechterdiskurses, die von einer starken Unterströmung von Sci-Fi und metaphysischen Bildern geprägt ist.

“Scene II” konzentriert sich auf eine Auswahl von Werken unterschiedlicher Größe aus den siebziger und achtziger Jahren. Peils obsessive Liebe zum Detail zeigt sich erneut in den akribisch bearbeiteten Kupferoberflächen, die Assoziationen zur Druckgrafik wecken. Jedes Werk ist “recto-verso” gearbeitet und typischerweise von idealisierten Figuren bevölkert, die sowohl einzeln als auch innerhalb einer größeren narrativen Struktur stehen, in stattliche Gewänder gekleidet oder völlig nackt, eingebettet in Kupferflächen, die entweder sorgfältig geprägt oder leer gelassen wurden.

Peil überträgt die Kompositionen der klassischen Malerei auf das Medium Kupfer, wobei er seine Motive oft in einen kunstvollen Rahmen einfasst, der Teil des Gesamtwerks wird. Der Künstler schöpft aus einer Vielzahl von Quellen, von historischen Personen bis hin zu Ikonen der Populärkultur, die zwar abstrahiert sind, aber in seine charakteristische Art und Weise einfließen, Figuren als Träger von sozialen Signifikanten darzustellen. Peil entzieht sich einer chronologischen und historischen Einordnung und kombiniert antike Figuren in opulenten Gewändern mit Sci-Fi-Kopfbedeckungen und Raumanzügen vor einem Hintergrund aus orange-goldenem Kupfer. Diese Materialität und die unterschiedlichen Dimensionen der Werke, die von großen Schriftrollen bis hin zu handtellergroßen Stücken reichen, erinnern an mittelalterliche Ikonen, die als Fenster zur spirituellen Welt galten und die die Gläubigen in tragbarer Form bei sich trugen.

Die Verwendung von strahlenden Linien im Hintergrund von Gräfin Veruschka von Lehndorf deutet ebenfalls auf eine Transzendenz in eine andere Welt hin. Indem er öffentlich zirkulierende Bilder einer hegemonialen Kultur aufgreift, sie neu mischt, umformt und immer wieder neu ausrichtet, stellt Peil, der sich auf den Denker José Esteban Muñoz beruft, die Normalisierung und Disziplinierung des Begehrens in Frage und erkundet seine eigene, queere Art, in der Welt zu sein. Die Ausarbeitungen des Künstlers für eine queere ästhetische Utopie können auch als eine Möglichkeit gelesen werden, über die Grenzen der Gegenwart in einer heteronormativen Öffentlichkeit hinauszuweisen.

Die Frage nach Identität und Zugehörigkeit wird in den Vordergrund gerückt, die himmlische Erscheinung der Subjekte hebt sie aus den zeitlichen und körperlichen Begrenzungen und damit aus den Normen des Geschlechts und des Geschlechtsausdrucks heraus. Peil stellt sich eine Zukunft vor, die im Universum seiner Werke bereits gegenwärtig ist und in der queeres Leben und Politik als komplex, aber dennoch erreichbar dargestellt werden.

1946 in Berlin geboren, zog Albert Leo Peil in die fränkische Kleinstadt Lauf an der Pegnitz und lebte dort bis zu seinem Tod 2019. Mit wenig künstlerischer Ausbildung, abgesehen von zwei Semestern an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste unter der Leitung des abstrakten Malers Ernst Weil, absolvierte Peil stattdessen eine Lehre als Dekorateur und verdiente seinen Lebensunterhalt außerhalb der Kunst.

Letzte Änderung: 02.06.2022  |  Erstellt am: 02.06.2022

Albert Leo Peil
Scene II

Eröffnung:
8. Juni 2022, 18-20 Uhr

Dauer der Ausstellung:
8. Juni – 27. August 2022

Galerie Jan Kaps
Lindenstrasse 20
50674 Köln

https://jan-kaps.com/

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