Trockenfallen

Trockenfallen

Snap Shot #2
Trockenfallen | © Faust Kultur, Michele Sciurba

Die Reihe „Snap Shots“ widmet sich Schnappschüssen, die keinen Filter brauchen. Hier treffen Bilder, unvermittelt mit dem Handy fotografiert, auf Worte, die einen Gedanken auf den Punkt zu bringen suchen. Diese Momentaufnahmen konzentrierter Aufmerksamkeit sind so unterschiedlich wie die Wege, die zum gemeinsamen Ziel führen: ein offener Austausch über was uns bewegt und als Menschen verbindet. Wir laden unsere Autor:innen dazu ein, sich mit kleinen oder großen Gedanken an der Reihe zu beteiligen.

Segeln in der Bretagne – das ist wie ein Dialog mit der Ewigkeit, ein Gespräch, das die Menschheit seit tausenden von Jahren führt, in dem sie immer wieder scheitert, während sie versucht, die Natur zu beherrschen. Wir glauben, den Wind in den Segeln zu kontrollieren, aber es ist die Natur, die entscheidet, ob wir vorankommen oder stillstehen. Die Natur wird uns überdauern, so sicher wie die Gezeiten, die kommen und gehen, ohne Rücksicht auf unsere Pläne.

Ich lerne jedes Mal neu, dass ich nicht gegen die Natur kämpfen kann. Ich muss mit ihr gehen, mich ihrem Rhythmus fügen. Der Hafen, der heute trockenfällt, erinnert mich daran, dass ich nur weiterkomme, wenn ich die Gesetze des Meeres respektiere. Es gibt Zeiten, in denen es mich trägt, und Zeiten, in denen es mich aufhält – das Meer kennt keine Gnade, es nimmt und gibt nach seinen eigenen Regeln. Wir hoffen auf Gnade, auf irgendeine Form von Rücksicht, aber das Meer erinnert uns daran, wie klein wir sind, wie wenig Kontrolle wir wirklich haben. Vielleicht segeln wir, um zu begreifen, wie wenig Macht wir über das Leben haben – und dennoch finden wir Halt in der Schönheit, die uns umgibt.

Letzte Änderung: 28.09.2024  |  Erstellt am: 28.09.2024

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