Wenn Vater und Sohn die Rollen tauschen

Wenn Vater und Sohn die Rollen tauschen

Nassir Djafaris Debütroman

Zwischen Vätern und Söhnen stehen oft Erwartungen, die nicht eingelöst werden. Wie kann da eine Annäherung stattfinden? Nassir Djafari ist ein Frankfurter Ökonom und Autor, der mit „Eine Woche, ein Leben“ seinen ersten Roman vorlegt. Der Generationenkonflikt, schreibt Gerrit Wustmann, löst sich darin unglücklicherweise auf einer Reise.

Eine Vater-Sohn-Geschichte. Ein Buch über das Leben, das einem immer irgendwie dazwischenkommt. Ein Buch über den Tod, ein Buch über Neuanfänge und Erinnerungen und all die Dinge, die man nicht in der Hand hat. Vor allem aber: Das Buch eines versierten Erzählers, dessen Stimme einen nicht loslässt. Die Frage: Worauf läuft das alles hinaus? Zu erleben, wie dieser Erzähler einem den Boden unter den Füßen wegzieht, nur um dann neue Perspektiven zu eröffnen.

Worum geht es in „Eine Woche, ein Leben“, dem späten Debütroman des Frankfurter Autors Nassir Djafari? Um Timm, der gerade volljährig geworden ist. Er zieht sich in sich selbst zurück, geht nicht mehr zur Schule, riskiert den Verweis. Sein Vater Hamid weiß nicht mehr weiter, findet keinen Zugang mehr zu Timm. Langsam, Schritt für Schritt nähert er sich ihm an. Eine Reise nach Peru wird für Hamid zu einer Reise zurück in die Zeit, als er selbst kaum älter war als sein Sohn. Während Timm sich endlich seinem Vater öffnet, wird dieser zu einem Rätsel, verliert sein Gedächtnis, verschwindet – sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Und es wird eine Reise, die alles verändert, die Rollen vertauscht, die alles beendet und alles neu beginnt, indem es plötzlich Timm ist, der für seinen Vater da sein, sich wiederum ihm vorsichtig annähern und sich fragen muss: Wer ist dieser alte Herr eigentlich?

Und dabei ist es weder die Alltagserzählung noch die Peru-Reise, die den Sog des Romans ausmachen, sondern das, was immer leicht unter der Oberfläche schwebt: Die elementaren Fragen um Verantwortung und Resilienz, über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Generationen, um das Sich-Spiegeln im Anderen und die Frage, ob man alles richtig gemacht, den richtigen Weg gewählt hat, und ob und wie man etwas davon an die eigenen Kinder weitergeben kann. Am Ende steht kein Stein mehr auf dem anderen: Eine einzige Woche verändert Timms Leben fundamental. Er wird der Erwachsene, der er nie sein wollte, nun aber sein muss, und das mitten im ganz kalten Wasser, fern seiner Heimat und fern von allem, was ihm Halt und Sicherheit gab…

Letzte Änderung: 31.08.2021  |  Erstellt am: 31.08.2021

eine woche ein leben

Nassir Djafari Eine Woche, ein Leben.

Roman
Sujet Verlag, Bremen 2021
364 Seiten, 17,80 Euro

Hier bestellen
divider

Kommentare

Es wurde noch kein Kommentar eingetragen.

Kommentar eintragen