Ein Krimi in Liedern

Katharina Ruckgaber | © Oper Frankfurt Nicky Webb

Allein die Idee ist verführerisch, vorhandene Liedtexte so zu kombinieren, dass eine Kriminalgeschichte daraus entsteht. Besonders herausfordernd für die Sopranistin Katharina Ruckgaber musste aber gewesen sein, die Abfolge der damit verbundenen Musik in einer ungewöhnlichen, der Geschichte gemäßen Anordnung vorzufinden. Thomas Rothschild schreibt, was daraus wurde.

Katharina Ruckgabers CD mit alten und neuen Klassikern

Unter dem einen James-Bond-Titel persiflierenden Motto „Love And Let Die“ hat die Münchner Sängerin Katharina Ruckgaber eine unkonventionell angeordnete Lieder-CD zusammengestellt. Unbekümmert um die Chronologie, stehen da, wild durcheinander gewürfelt, Franz Schubert, Franz Liszt, Johannes Brahms, Heinrich von Herzogenberg, Hugo Wolf in der Nachbarschaft von Alexander Zemlinsky, Arnold Schönberg, Joseph Marx, Anton Webern, Othmar Schoeck, Hanns Eisler, Kurt Weill, Georg Kreisler sowie von Wolfgang Amadeus Mozart, Bruno Walter und, mit der längsten und modernsten Komposition, Luciano Berio. Die Spannbreite der musikalischen Handschriften wird zusammengehalten durch die Thematik der Texte, deren Autoren ihrerseits so weit von einander entfernt sind wie beispielsweise Eduard Mörike von Georg Kreisler, Theodor Storm von Bertolt Brecht oder Paul Heyse von einer Zeitungsannonce.

So unterschiedlich die Komponisten, die musikalischen Idiome und die Dichtungen, so vielfältig sind auch Ruckgabers Interpretationsansätze, bei denen sie von Jan Philip Schulze einfühlsam am Klavier begleitet wird. Aber der Titel der CD ist mehr als ein Kalauer. Die scheinbar willkürliche Reihung der Lieder folgt einer Dramaturgie. Katharina Ruckgaber lässt eine Ich-Erzählerin mittels der vorgefundenen Texte eine Kriminalgeschichte erzählen. Das ist witzig, wäre aber für sich genommen zu wenig. Das Vergnügen ist uneingeschränkt, weil Katharina Ruckgaber mit ihren 33 Jahren ein erfahrener und anerkannter Sopran ist. So bietet „Love And Let Die“ eben doch, jenseits der Originalität des Konzepts, ein vorzügliches Liederprogramm.

Letzte Änderung: 03.10.2022  |  Erstellt am: 03.10.2022