Die arrangierte Hochzeit

Die arrangierte Hochzeit

Mozarts „Ascanio in Alba“ in Frankfurt
Cecelia Hall (Ascanio) | © Monika Rittershaus, Oper Frankfurt

In nur dreieinhalb Wochen soll der fünfzehnjährige Mozart die Auftragskomposition für die Hochzeit des Erzherzogs Ferdinand von Österreich mit der Prinzessin Maria Beatrice d’Este geschaffen haben: „Ascanio in Alba“ wurde zwei Tage nach der erlauchten Hochzeit im Herbst 1771 in Mailand zum großen Vergnügen des Brautpaars uraufgeführt und machte Mozart berühmt. Es ist also ein Jugendwerk, das nun die Oper Frankfurt in einer gefälligen Inszenierung von Nina Brazier im Bockenheimer Depot zeigt. Stefana Sabin hat die Vorstellung besucht.

Die Prinzessin Maria Beatrice d’Este soll Mozart sehr gemocht haben, und vielleicht wollte Kaiserin Maria Theresia ihr ein Gefallen tun, als sie dem jugendlichen Komponisten einen Opernauftrag für die Feierlichkeiten zur Hochzeit mit ihrem Sohn Ferdinand erteilte. Mozart seinerseits muss den satirischen Dichter Giuseppe Parini (1729-1799) gemocht haben, und zusammen schufen sie eine hübsche Allegorie von verbrämter Frechheit.

Denn Mozarts Oper ist keine einfache ‚serenata‘ als vokal-instrumentale Huldigungsmusik, wie sie üblicherweise zu Hochzeiten und Krönungen aufgeführt wurde, sondern eine ‚festa teatrale‘ als regelrechtes Singspiel. Die Musik ist schon mozartisch und zeigt, wie früh Mozart die Merkmale der italienischen Oper beherrschte und wie geschickt er die Befindlichkeiten der Figuren in den Arien wiederzugeben verstand.

Die Handlung ist einfach: Die Göttin Venus, die für die Kaiserin Maria Theresia steht, will ihren Sohn Ascanio, also den Erzherzog, zum König von Alba machen und mit der Nymphe Silvia (Beatrice) verheiraten. Die Götter, die auch in Träume eindringen können, sorgen dafür, dass sich Braut und Bräutigam mögen, noch bevor sie sich begegnen. So wird die arrangierte Hochzeit eine Liebesheirat. (Tatsächlich soll die Ehe zwischen Maria Beatrice d’Este und Erzherzog Ferdinand glücklich gewesen sein.)

In der Frankfurter Inszenierung von Nina Brazier, der Spielleiterin der Oper Frankfurt, ist die Göttin eine Firmenchefin im blauen Kostüm und Lackstiefeln (Kostüme: Henriette Hübschmann), die den Chefsessel ihrem Sohn überläßt. Die Braut ist ein Partygirl im glänzenden Satinrock mit Strümpfen in Leopardmuster (ein regelrechter Missgriff!), das immer wieder am Smartphone fummelt. Nur der Priester Alceste im eleganten dunklen Anzug sieht würdevoll aus. Christoph Fischer hat einen großen Bogen um eine helle leere Bühne geschaffen und lässt die wenigen Requisiten ̶ den Bürotisch, zwei Sessel oder ein Modell der entstehenden Stadt Alba ̶ wie von Geisterhand gelenkt herein- und hinausgleiten. Das Orchester unter Alden Gatt, dem Assistenten des GMD, spielt munter, und die Sänger, die alle ihr Rollendebüt geben, tragen dazu bei, dass der Abend kurzweilig wird.

Karolina Bengtsson (Silvia; in der Mitte der Dreiergruppe) umgeben von Statisterie der Oper Frankfurt und Andrew Kim (Aceste) sowie Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Alden Gatt | © Foto: Monika Rittershaus, Oper Frankfurt

Letzte Änderung: 23.12.2023  |  Erstellt am: 23.12.2023

Wolfgang Amadeus Mozart
Ascanio in Alba

Premiere / Frankfurter Erstaufführung vom 17. Dezember 2023
Festa teatrale
Text von Giuseppe Parini
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Alden Gatt
Inszenierung: Nina Brazier
Bühnenbild: Christoph Fischer
Kostüme: Henriette Hübschmann
Licht: Jonathan Pickers
Dramaturgie: Deborah Einspieler

Venus: Kateryna Kasper
Ascanio: Cecelia Hall
Silvia: Karolina Bengtsson
Aceste: Andrew Kim
Fauno: Anna Nekhames

Statisterie der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Weitere Aufführungen:
21., 26., 28., 30. Dezember 2023,
01., 03. Januar 2024, jeweils 19.30 Uhr

Oper Frankfurt

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