Banksy

Banksy – Borodyanka, Ukraine

Banksy sprüht vor Einfällen, wenn es darum geht, witzige und intelligente Bilder an die Wände zu werfen – schnell und gezielt platzierte Kommentare zu politischen und sozialen Themen. Der Schablonenkünstler ist derzeit der weltweit bekannteste Streetart-Aktivist und zugleich einer der teuersten, wenn seine Werke in die Auktionen und in den Handel geraten. Walter H. Krämer hat eine Wanderausstellung mit seinen Werken in Hamburg besucht.

Banksy ist mittlerweile wahrscheinlich der berühmteste und wohl auch mysteriöseste Graffiti-Künstler der Welt. Seine Identität hält der vermutlich etwa 45–50-jährige Brite bislang erfolgreich geheim. Seine Werke dagegen erobern international nicht nur die Straßen, sondern auch die Auktionshäuser, und dies höchst erfolgreich: Er gilt derzeit als einer der teuersten Künstler der Gegenwart!

Banksy, ein genialer Geist und Künstler, der mit seinen – mal ironischen, mal politischen, aber stets poetischen – Arbeiten die Menschen berührt und ihnen aus der Seele spricht.

Als die Stadt Bristol 2009 ihre Bürger abstimmen ließ, ob Banksy-Arbeiten aus dem Stadtbild entfernt werden sollen, entschieden sich 97 Prozent dagegen. Ein eindeutiges Votum für seine Kunst. Banksy ist ein Star weit über die Grenzen des Kunstmarktes hinaus. Bereits 2010 setzte ihn das „Time Magazine“ erstmals auf seine Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt – neben Persönlichkeiten wie Barack Obama, Steve Jobs oder Lady Gaga.

Seit Juni 2022 ist die Wanderausstellung “The Mystery of Banksy – A Genius Mind Mystery of Banksy – A Genius Mind” in einem ehemaligen Kaufhaus in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs zu sehen. Die Schau zeigt mehr als 150 Repliken der Werke des Street-Art-Künstlers auf 3.000 Quadratmetern Fläche – darunter Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien. Die Ausstellung ist in Hamburg noch bis zum 11. Dezember zu sehen – ehe sie dann in andere Städte – Mühlheim a.d. Ruhr, Wien, Zürich, u.a. – weiterzieht.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über das Gesamtwerk des Street-Art-Künstlers, so die Kuratorin Virginia Jean und der Ausstellungsmacher Oliver Forster: „Die Werke sind für die Öffentlichkeit gemacht. Leider sind die meisten so überhaupt nicht mehr vorhanden und wir wollten sie hier in diesem Format der Öffentlichkeit zurückgeben“.

Kunst als Erlebnis an einem Ort zusammengebracht und für jedermann sichtbar. Bilder, Streetart mit kontroversen Themen, zu sehen auf Mauern und Gebäuden, überall auf der Welt, politisch und konsumkritisch – das ist die Welt des Street-Art-Künstlers Banksy.
Echt sei nur, was Banksy auf seiner Webseite oder seinem Instagram-Account authentifiziere und was er seinen Büchern als echt deklariert habe, so der Kunsthistoriker Ulrich Blanché.

Die Wanderausstellung in Hamburg ist nicht vom Künstler autorisiert – stören könnte Banksy dabei nicht die Art und Weise, wie seine Kunst ausgestellt wird, sondern eher der Fakt, dass damit Geld verdient wird – und wem dieses Geld letztlich zugutekommt.

Banksy ist kein Künstler, der an der Aura des Originals hängt, deshalb hätte er wohl kein Problem damit, dass in der Ausstellung ausschließlich Repliken zu finden sind. Ganz im Gegenteil. In einem Interview äußerte er den Wunsch, dass irgendwann seine Motive auf Schulranzen gepinselt werden, oder dass seine Motive auf Demo-Plakaten von irgend jemandem gemalt werden.

Alle Werke in der Ausstellung sind nachgemalt und nachgestellt – keine Originale. Man merkt, dass das jemand war, der zwar technisch ein Kunstwerk nachmalen kann, aber dabei auch interpretiert und das Werk – so ist das eben mit Ausstellungen – die Werke sind aus dem urbanen Kontext gerissen.

Als Einstieg funktioniert die Ausstellung auf jeden Fall und man wird motiviert, sich näher mit dem Künstler zu beschäftigen und sich auf seine Werke einzulassen.

Ein Rundgang durch die Ausstellung ermöglicht viele berührende Moment und Einsichten – auch, weil es immer wieder auch tagesaktuelle Themen sind, mit denen sich der Künstler beschäftigt und seine Sicht der Dinge, auf eine markante und zu-gleich humorvolle Weise an die Wand sprüht.

Seine Karriere nahm in dem Augenblick Fahrt auf, in dem Banksy sich der Schablonenkunst (Stencilling) verschrieb. Vorgefertigte Schablonen ermöglichten ihm ein schnelleres Anbringen der Motive auf die Wände – ein unbedingter Vorteil, wenn alles schnell gehen sollte und man sich immer vor der Polizei in Acht nehmen musste – etliche seiner Graffitis mit Polizisten legen davon Zeugnis ab.

Der Künstler hat auch eine stark ausgeprägte soziale Ader – nicht nur in seinen Werken. So spendete er beispielsweise ein Rettungsschiff, mit dem in Seenot geratenen Flüchtlinge gerettet werden können und während der Pandemie zeichnete er ein Jungen, der Barbie- und Ranger-Puppen in den Mülleimer wirft und stattdessen eine Krankenschwester in den Händen hält. Diese Bild schenkte er einem Krankenhaus. Bei einer anschließenden Versteigerung kamen umgerechnet mehr als 18 Millionen € zusammen – als Spende für das Krankenhaus.

John Brandler (Sammler und Experte für Banksy und seine Werke) beschrieb Banksy als Meisterkoch: Banksy nimmt die etablierte Schablonentechnik, fügt die Schnelligkeit von Blek le Rat (Blek le Rat gilt als der Urvater der Stencil-Kunst im öffentlichen Raum) hinzu, schüttet seinen einzigartigen Stil von Humor und politischen Kommentar hinein und verwandelt die rechtswidrige Handlung krimineller Zerstörung in eine hohe Kunstform!

Und Allessandra Mattanza schreibt in ihrem reich bebilderten Band / Katalog Banksy: Banksy ist kein Gesicht. Banksy ist eine Botschaft. Banksy ist Worte, Stencils, Ideen. Bilder, die das Herz berühren, die zum Nachdenken anregen, die die Regierung und ihren Kontrollwahn kritisieren und Kriege und Ausrottung, Gewalt, Missbrauch und Ungerechtigkeit verurteilen; die jene zu Helden erheben, die oft vergessen werden – wie zum Beispiel die Krankenschwestern während der Pandemie.
Dem ist nichts mehr hinzufügen. Gehen Sie in die Ausstellung und lassen Sie sich überraschen und inspirieren. Es lohnt sich.
 
 
 

“The Mystery of Banksy – A Genius Mind Mystery of Banksy – A Genius Mind”
https://www.banksy.co.uk/

Letzte Änderung: 16.11.2022  |  Erstellt am: 16.11.2022