Das bisher wenig gespielte Stück wurde 1993 in Wuppertal uraufgeführt und zuletzt 1996 in Saitama (Japan) gezeigt. Jetzt wird es mit Tänzer*innen unterschiedlichen Alters – darunter vier neue – wiederaufgeführt. Für die Rekonstruktion von „Das Stück mit dem Schiff“ wurde die israelische Künstlerin Saar Magal gewonnen, die zusammen mit den Probenleiterinnen Barbara Kaufmann, Héléna Pikon, Julie Anne Stanzak und weiteren Tänzer*innen der Urbesetzung von 1993, die ihre Rollen an eine neue Generation von Tänzer*innen weitergeben, diese Produktion auf die Bühne zurückbringt.
Saar Magal wurde in Israel geboren und studierte an der Thelma Yalin Arts Highschool in Tel Aviv sowie am Laban Centre for Movement and Dance in London. Mit den von ihr kreierten und inszenierten Crossover-Projekten „Hacking Wagner“ und „A Monteverdi Project – Futurity Trilogy Episode 2“ war sie zuletzt auch in Deutschland präsent, und zwar an der Bayerischen Staatsoper in München und an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. In der Spielzeit 2020/21 erarbeitet sie das Projekt „10 odd emotions“ am Schauspiel Frankfurt.
Besonders beeindruckend bei „Das Stück mit dem Schiff“ ist einmal mehr das Bühnenbild von Peter Papst aus Sand, Dünen, Fels und einem gestrandeten Schiffskörper. Dieses wird unter seiner Leitung original wieder herstellt.
Eine Gesellschaft in der Fremde. Aus ihrem gewohnten Alltag gerissen, tanzen sie barfüßig durch das Bühnenbild. Sind genötigt, sich zurechtzufinden und zu orientieren. Lernen neu zu sehen, zu riechen, zu schmecken und sich mit Lust zu bewegen. Müssen in der neuen Umgebung überleben und sich selbst finden. Sich mit ihrer Sehnsucht nach Kontakt und Berührung auseinandersetzen.
Eine Tänzerin mit Bandoneon eröffnet den Reigen der Gestrandeten. Ein Mann trägt eine zierliche Frau über die Bühne und führt sie letztlich wie eine Puppe durchs Gelände. Ein anderer wirft erst eine Bananenschale, dann sich selber auf den Boden. Eine Frau putzt den Strand. Männer tauchen ihre Köpfe in einen mit Wasser gefüllten Eimer. Wie überhaupt das Element Wasser hier eine große Rolle spielt: ein Schiff kam übers Meer, man tanzt im Regen, eine Tänzerin im Sprühnebel eines Gartenschlauches. Und immer auch die Sehnsucht nach Liebe und Begegnung. Ein Tänzer bemalt seinen Körper mit Herzen, lächelt traurig ins Publikum und streicht mit dem Seufzer „Ach, Liebe …“ die Herzen wieder durch.
Was Ton und Musik dieser Inszenierung angeht, wird dies treffend und anschaulich in der Mitteilung des Tanztheaters beschrieben: „Vogelstimmen, das Rauschen von Regentropfen, Geräusche des Urwalds und Harfenklänge, unterbrochen von heftigen Gewittern und drohendem Donner, begleiten Arien von Walther von der Vogelweide, Georg Friedrich Händel, Christoph Willibald Gluck sowie Musiken aus Renaissance und Mittelalter, Klänge aus Indien, Marokko, Namibia – zusammengestellt von Matthias Burkert.“
“Ein anderes Theater der Freiheit” nannte Heiner Müller 1981 das Tanztheater der Pina Bausch, ein Theater “gegen ein Publikum, das auf den Schweißgeruch der Abendunterhaltung nicht verzichten” will.
Letzte Änderung: 28.10.2021 | Erstellt am: 27.10.2021
Aufführungen im Wuppertaler Opernhaus
28. Januar 2022
29. Januar 2022
30. Januar 2022
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