Wolfgang Abendroth: Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer

Wolfgang Abendroth: Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer

antifa Erzählcafé
Wolfgang Abendroth

Die Frankfurter Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) lädt ein im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe. Bei dem Vortrag geht es um das Wirken von Wolfgang Abendroth. Er war Politologe, Jurist, Hochschullehrer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Nach Professuren an Hochschulen in Leipzig, Jena und Wilhelmshaven war er von 1950 bis zu seiner Emeritierung 1972 Lehrstuhlinhaber für wissenschaftliche Politik an der Philipps-Universität Marburg. Er galt in seiner Zeit als einer der einflussreichsten Politologen der Bundesrepublik und begründete die Marburger Schule. Durch die Veranstaltung führt seine Tochter Elisabeth Abendroth.

Marxist, Hitlergegner, Staats-, Verfassungs- und Völkerrechtler, Interpret des Grundgesetzes, Historiker der europäischen Arbeiterbewegung, Mitbegründer der Politikwissenschaft im Nachkriegsdeutschland, gilt als einer der prägendsten politischen Intellektuellen der frühen Bundesrepublik. Sozialisiert in der Arbeiterbewegung, kämpfte er von Anbeginn an im Widerstand gegen den Faschismus. Vor dem Sieg der Nazis in Zusammenschlüssen von Sozialisten und Kommunisten, die er initiierte und anregte (weshalb er 1928 aus der KPD ausgeschlossen wurde); danach im vorübergehenden Schweizer Exil als Courier; zurückgekehrt nach Berlin und Potsdam in illegalen Widerstandsgruppen, später in Folterhaft und Zuchthaus, danach als wehr-unwürdiger Soldat” im Strafbataillon 999, zuletzt als Partisan in den Reihen der griechischen Freiheitbewegung ELAS.

Nach dem Krieg und nach seiner Flucht aus der damaligen Sowjetischen Besatzungszone” – vor der Gründung der DDR – wurde er eine wichtige Stimme der neuen Linken”, besonders nach seinem Ausschluss aus der SPD 1961 – und einer der wichtigsten Mentoren der Studentenbewegung, der 68er”. In Marburg, wo er über zwanzig Jahre als Hochschullehrer gelehrt hat, und in Wuppertal-Elberfeld wird im Stadtbild an ihn erinnert. In Frankfurt erinnert nichts an ihn. Denn nur wenige wissen: Der Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer” (Jürgen Habermas) hat die meiste Zeit seines bewegten Lebens in Frankfurt am Main verbracht. 1911 kam er als Vierjähriger mit seinen Eltern hierher. 1924 machte er Abitur an der Musterschule, 1930 legte er an der Frankfurter Universtät das erste juristische Staatsexamen ab. In der jungen Weimarer Republik wurde er als noch nicht 14-Jähriger zum ersten Mal verhaftet, als Rechtsreferendar am 1. April 1933 von den gerade an die Macht gelangten deutschen Faschisten verhaftet.

Seine 1947 geborene Tochter, die Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Abendroth, hat zwischen 1987 und 2012 die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus in Frankfurt und Hessen maßgeblich mitgestalten können. Sie wird über den Widerstand ihres Vaters gegen Hitler berichten.

„Persönlichkeiten haben ihren Rang in der Geschichte, einen größeren, als manche Dogmatiker annehmen. Sie haben ihn gerade dann, wenn sie wissen, dass sie nicht beliebig, Geschichte machen können.”
Wolfgang Abendroth, 1979

Letzte Änderung: 17.06.2022  |  Erstellt am: 17.06.2022

Wolfgang Abendroth:
Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer

Mit Elisabeth Abendroth

Sonntag,
3. Juli 2022
um 11.00 Uhr

in der Brotfabrik
- Kulturprojekt 21 e.V. -
Bachmannstraße 2-4
60488 Frankfurt am Main-Hausen

https://wolfgangabendroth.org/
https://www.brotfabrik.de/

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