Im Internet gibt es keine Mädchen

Im Internet gibt es keine Mädchen

Performance im Mousonturm

Seit 2011 entstehen unter dem Label „zaungäste" Theaterarbeiten von Susanne Zaun, Marion Schneider und den Kolleg:innen Judith Altmeyer, Martin Bien, Ekaterine Giorgadze, Asja Mahgoub, Katharina Runte, Katharina Speckmann, Isabelle Zinsmaier und Philipp Schulte. Marion Schneider und Susanne Zaun lernten sich während ihres Studiums der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen kennen und stellten fest, dass sie sich auf wundervolle Weise ergänzen: Sie sind immer nur abwechselnd, nie zeitgleich aufgeregt. Beide teilen eine analytische Fixierung auf chorisches Theater und bilden nun schon eine ganze Weile mit klugen, lustigen Rampensäuen eine Bande, die sich an den Organisationsstrukturen und Fallgruben des Chores abarbeitet sowie an den Stereotypen der Solo- und Durational Performance. Gemeinsam interessiert man sich für popkulturelle Artefakte, den Untergang des Patriarchats, affirmative Praktiken und die Irritation, die durch das Fremde im Vertrauten entsteht. Seit 2011 arbeiten die zaungäste kontinuierlich am Künstlerhaus Mousonturm.

„Ich würde es eigentlich bevorzugen, lieber gar nicht gehört zu werden. Ich würde es eigentlich bevorzugen zu schweigen. Ich würde es eigentlich bevorzugen, nicht in Erscheinung zu treten. Oder anders gesagt: Ich würde es bevorzugen, das Privileg zu haben, die Klappe zu halten und trotzdem gehört zu werden. Dafür muss ich aber ausholen. Denn irgendwann ist Schluss. Irgendwann ist die Grenze erreicht. Irgendwann kommt der Punkt, an dem ich nicht mehr kann, und sich der über Monate oder Jahre hinweg aufgestaute Zorn in einem Wutanfall entlädt. Diesen Wutanfall habe ich jetzt.”

Wer macht eigentlich im Internet sauber, wenn die Trolle wüten und wer versteckt sich zwischen Ober- und Unterbühne und passt auf, dass die Protagonist:innen nicht stolpern? Ausgehend von der Behauptung „Im Internet gibt es keine Mädchen“ stellt sich der Chor der zaungäste einmal mehr die Frage, in welcher Tonlage gesprochen werden muss, um gehört zu werden und wem welche Räume offenstehen – on- wie offline. Wann wandelt sich aufgestaute Wut in Hass und wer hat das Privileg, sich zu verweigern und trotzdem nicht unsichtbar zu sein? Basierend auf Interviews mit Frauen*, die auf unterschiedliche Weise beruflich mit dem Thema Unsichtbarkeit zu tun haben, Texten von Autor:innen, Internetaktivist:innen und Cyberfeminist:innen und auf Probentagebüchern arbeiten sich die zaungäste an einer Hasstirade auf die alltäglichen Hasstiraden ab.

Susanne Zaun

Susanne Zaun studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und an der Universitetet i Bergen in Norwegen. Ihre erste Regiearbeit Dreckig tanzen (2005) wurde u. a. zum Körber Studio, zum Festival „radikal jung“ nach München, zum Festival Premières nach Straßburg und zur Internationalen Sommerakademie am Künstlerhaus Mousonturm eingeladen. Dem Mousonturm ist sie seither verbunden und produzierte hier ihre Arbeiten „Who the fuck is Macarena?“ (2009), „Krieg spielen oder Ich würde niemals bösartig eine Suppe essen“ (2011), „This Magic Moment oder Also Sie sehn schon echt fett aus in dem Kleid nehmen Sie doch lieber das andere“ (2013) sowie „Mit den Beinen im Bauch. Eine Nabelschau“ (2014).

Marion Schneider

Zunächst Studium der Computerlinguistik in Tübingen, dann Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen und in Metz. Nach ihrem Studium war Marion Schneider-Bast als Regieassistentin am Landestheater Tübingen engagiert und arbeitet nun seit 2011 als freie Regisseurin und Dramaturgin. Neben ihrer Zusammenarbeit mit Susanne Zaun und dem Zaungästekollektiv am Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt und in der Spielzeit 2018/19 am Hessischen Landestheater Marburg inszeniert sie an verschiedenen Theatern in Deutschland, unter anderem am Theater Aachen und am Landestheater Tübingen.

Letzte Änderung: 15.11.2021  |  Erstellt am: 15.11.2021

Termine

25.11.2021, 20 Uhr
Einführung um 19.30 Uhr, Uraufführung

26.11.2021, 20 Uhr
Einführung um 19.30 Uhr, Gespräch im Anschluss

27.11.2021, 20 Uhr
Einführung um 19.30 Uhr

3.12.2021, 20 Uhr
Einführung um 19.30 Uhr

4.12.2021, 20 Uhr Einführung um 19.30 Uhr

5.12.2021, 18 Uhr
Einführung um 17.30 Uhr

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