Zeichen an der Wand (X)

Zeichen an der Wand (X)

Graffiti in Frankfurt
Walter H. Krämer

Graffiti gelten als Kunst mit einem eigenen stilistischen Kanon, einer ausdifferenzierten Gruppenästhetik, Stars und konkurrierenden Nacheiferern. Walter H. Krämer hat die wundersamen und manchmal rätselhaften Gemälde im öffentlichen Raum der Metropole Frankfurt fotografiert und kommentiert. Nicht alle Graffiti oder Murals sind noch zu finden – denn das Sprühen auf Häuserwände, Betonmauern und Zäune ist eine kurzlebige Kunst. Hier ist die zehnte Sammlung.

Mit offenen Augen, wachem Geist und ohne Zeitdruck durch die Straßen der Stadt spazieren, sich treiben lassen. Dabei fällt der Blick oft unweigerlich auf Graffiti und Murals entlang des Weges. Ausgehend von der Rothschild Allee, über Höhenstraße, Bergerstraße, Musikantenweg, Bethmannpark, Friedberger Anlage, Klapperfeldstraße und Zeil bis zur St: Katharinenkirche an der Hauptwache. Nicht alles gefällig, manches versteckt in luftiger Höhe oder in Hinterhöfen, einiges sehr professionell anderes wiederum laienhaft gestaltet – aber immer mit Herzblut und Blick auf die Stadt. Zwischendurch ein Stopp im Café Kante, einem Akkordeon spielenden Straßenmusikanten gelauscht und mich gewundert über den Menschenauflauf vor dem Hotel Frankfurter Hof (am 21.02.2023). Die Erklärung so einfach wie nachvollziehbar: die Mannschaft des SSC Neapel – angereist zum Champions League Achtelfinalspiel gegen Eintracht Frankfurt – checkte hier ein. Da die Frankfurter Eintracht auch das Rückspiel in Neapel verlor, war das das AUS! in der Champions League 2023

Stromkasten 1Stromkasten 2Höhenstraße 1Höhenstraße 2Höhenstraße WandMusikantenweg 1Musikantenweg 2Höhenstraße HinterhofBethmann Park MauerKlapperfeldFreiheit  KlapperfeldSchafe

PENG

Der Straßenkünstler PENG ist in Frankfurt und Offenbach allgegenwärtig. Seine Figuren, Bilder, Sprüche und Tags finden sich auf Hauswänden, Brückenpfeilern und Laternenpfählen.

Dabei bleibt der Künstler selbst anonym. PENG ist durch seine Figuren und Tags in der Öffentlichkeit präsent. Mal plakativ und bunt an Häuserfassaden, Brücken und Bahnwaggons – mal dezenter und versteckt auf Laternen, Stromkästen und Geländern, lässt er seine Kunst für sich sprechen.

Dabei entwickelte PENG seine Straßenkunst über Jahre im urbanen Frankfurter Umfeld. Sein charakteristischer Stil schärfte sich und entwickelte einen hohen Wiedererkennungswert. Für PENG sind es aber nicht nur seine Kunstwerke, sondern der Akt an sich, der ihn antreibt. Mit seiner Street Art arbeitet er gegen das Grau der Stadt. Er möchte den urbanen Lebensraum lebendig halten und mitgestalten.

PENG interessiert sich nach eigenen Angaben für politische Theorie, Philosophie, Kunst im Allgemeinen und Tischtennis. Und an Frankfurt gefällt ihm, dass er hier unbefangen malen kann, weil – so sieht er es – die Polizei sich hier wohl nicht so stark für Graffiti interessiert.

Peng gehört zu den bekanntesten Street Artists der Stadt, obwohl er schon gar nicht mehr in Frankfurt wohnt. Den eigentlichen Wiedererkennungswert jedoch haben nicht die Sprüche, sondern die Figuren von Peng. „Ich bin zwar nicht religiös, arbeite aber gerne mit religiösen Symbolen, die eine gewisse Mystik transportieren“, erläutert er seine bekannteste Figur, die als Mönch interpretiert werden kann. „Nimm zum Beispiel ein Kreuz: Das besteht zwar nur aus zwei Strichen, hat aber eine starke Wirkung.“

Der Großteil seiner Motive entsteht dennoch per Zufall, frei aus der Hand. „Das Schöne am Malen auf der Straße ist, dass ich die Stadt so gut kennenlerne und immer neue Seiten an Frankfurt entdecke, weil ich mich bewusst in unbekanntere Gegenden begebe.“

Letzte Änderung: 13.06.2023  |  Erstellt am: 13.06.2023

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Kommentare

Boris von Brauchitsch schreibt
Schöne Idee und sehr verdienstvoll: Graffity dokumentieren. Aber warum sind die teils wunderbaren Kunstwerke so schlecht fotografiert? Irgendwie wirken die Fotos wie lieblos aus der Hüfte geschossen. Das ist schade, weil eine so flüchtige Kunst wie Graffity eine zumindest handwerklich solide Doku verdient hätte.
Walter H. Krämer schreibt
Sehr geehrter Boris von Brauchtisch, ich finde auch, dass es verdienstvoll ist, Graffity zu zeigen / zu dokumentieren. Und Sie als ausgewiesener Fachmann für Fotografie haben sicher auch einen Blick dafür. Gleichwohl ist es so, dass meine Fotos nicht lieblos fotografiert und aus der Hüfte geschossen sind, sondern ich gerade in dieser Folge von Zeichen an der Wand, Wert darauf gelegt habe, die gesprühten Werke in ihrem Umfeld zu zeigen - es geht also nicht um das Graffiti als alleiniges Kunstobjekt, sondern bewusst darum, das Umfeld mit zu dokumentieren.

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