Graffiti gelten als Kunst mit einem eigenen stilistischen Kanon, einer ausdifferenzierten Gruppenästhetik, Stars und konkurrierenden Nacheiferern. Walter H. Krämer hat die wundersamen und manchmal rätselhaften Gemälde im öffentlichen Raum der Metropole Frankfurt fotografiert und kommentiert. Nicht alle Graffiti oder Murals sind noch zu finden – denn das Sprühen auf Häuserwände, Betonmauern und Zäune ist eine kurzlebige Kunst. Hier ist die siebente Sammlung.
Auch politische Ereignisse veranlassen Sprayer und Sprayerinnen diesen Ereignissen Ausdruck zu verleihen – sei es durch Parolen oder auch Murals. So beispielsweise die Anschläge in Hanau, gestrandete Flüchtlinge an den Ufern des Mittelmeers oder der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Hier erlebt man allerdings oft, dass diese Graffitis übermalt und / oder durch anderslautende Meinungen übermalt / ergänzt werden. Ein Beispiel hierfür ist unter anderem das Mural in Erinnerung an die 9 Bewohner*innen von Hanau, die einem rassistischen Anschlag zum Opfer fielen. Hier wurde sogar seitens der Stadt Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, um den „Übermalern“ auf die Spur zu kommen und dies als Straftat zu ahnden.
Niemals werden sie ganz gehen, in unseren Herzen werden sie immer einen Platz haben und dadurch weiterleben.
Bei Anschlägen in Hanau wurden am 19. Februar 2020 in der hessischen Stadt Hanau zehn Personen ermordet.
Der Täter erschoss acht Männer und eine Frau mit Migrationshintergrund, die zwischen 20 und 37 Jahre alt waren, sowie seine 72-jährige Mutter und sich selbst.
Das großformatige Wandbild – unterhalb der Friedensbrücke / Frankfurter Seite – zeigt die Gesichter der neun Ermordeten mit Migrationshintergrund und nennt ihre Namen.
• Der 23-jährige Ferhat Unvar ist als Kind kurdischer Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen.
• Die 35-jährige Mercedes Kierpacz war deutsche Staatsbürgerin und Angehörige der nationalen Minderheit der Roma.
• Der 30-jährige Sedat Gürbüz war der Besitzer der Shishabar Midnight.
• Der 37-jährige Gökhan Gültekin war in Hanau geboren, seine aus Ağrı stammende kurdische Familie lebte seit 1968 in Hanau
• Die Familie des 20-jährigen Hamza Kurtović, der beim Warten auf seinen Freund an der Arena Bar erschossen wurde, stammte aus Prijedor, Bosnien und Herzegowina.
• Der 33-jährige Bulgare Kaloyan Velkov lebte laut dem bulgarischen Außenministerium seit zwei Jahren in Deutschland und war der Wirt der Bar La Votre neben der Shishabar Midnight.
• Der 23-jährige Rumäne Vili Viorel Păun war als 16-Jähriger nach Deutschland gekommen, um Geld für eine medizinische Behandlung seiner Mutter zu verdienen.
• Der 21-jährige Said Nesar Hashemi war Deutsch-Afghane mit doppelter Staatsbürgerschaft und in Hanau aufgewachsen.
• Der 34-jährige Fatih Saraçoğlu war vor drei Jahren aus Regensburg nach Hanau gezogen.
Niemals werden sie ganz gehen, in unseren Herzen werden sie immer einen Platz haben und dadurch weiterleben.
GUERNICA 1937 – MARIUPOL TODAY
Graffiti / Wandgemälde unter der Friedensbrüche – gemalt / gesprüht September 2022
Am 26. April 1937 zerstörte die deutsche Luftwaffe eine kleine Stadt im Baskenland – Guernica. Dieser Angriff war die Vorübung für den Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs. Im Gedächtnis geblieben ist sie durch das Gemälde von Picasso.
Bei einem russischen Angriff auf das Akademische Dramatheater in der ukrainischen Stadt Mariupol im März 2022 wurden mindestens zwölf Menschen getötet und viele weitere schwer verletzt.
Bei dem Angriff auf das Akademische Dramatheater in Mariupol im März 2022 handelt es sich um ein Kriegsverbrechen durch russisches Militär. Zu diesem Schluss kommt Amnesty International nach einer umfangreichen Untersuchung.
Letzte Änderung: 19.02.2023 | Erstellt am: 19.02.2023