Gibt es den Himmel noch?

Gibt es den Himmel noch?

Snap Shot #20
Gibt es den Himmel noch? – Snap Shot #20

Die Reihe „Snap Shots“ widmet sich Schnappschüssen, die keinen Filter brauchen. Hier treffen Bilder, unvermittelt mit dem Handy fotografiert, auf Worte, die einen Gedanken auf den Punkt zu bringen suchen. Diese Momentaufnahmen konzentrierter Aufmerksamkeit sind so unterschiedlich wie die Wege, die zum gemeinsamen Ziel führen: ein offener Austausch über was uns bewegt und als Menschen verbindet. Wir laden unsere Autor:innen dazu ein, sich mit kleinen oder großen Gedanken an der Reihe zu beteiligen.

Gibt es den Himmel noch?

Buenos Aires, 20. März 2020: nationale Ausgangssperre tritt in Kraft.

Meine Welt zerfiel in ihre Einzelteile.

Es war ein stetiger Abstieg; jeden Tag schien der Himmel ferner und unerreichbarer. Meine Welt zerfiel langsam und kontrolliert, wie Sand, der durch eine Uhr rieselt und jeden Herzschlag misst. Als ich nach oben schaute, wollte ich jedes Sandkorn einsammeln und uns einen Sinn geben. Ich lief von Wand zu Wand, um eine Beschäftigung zu finden. Diese Wände, die einst Zuflucht bedeuteten, waren nun mein Richtspruch. Der rieselnde Sand erdrückte mich, sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Gut möglich, dass ich den Kampf gegen die Schwerkraft von Anfang an verloren hatte, doch ich wollte an der Illusion festhalten, dass ich nicht versank.

Letztendlich versuchte ich, aus Regentropfen einen Fluss zu bauen, ein Puzzle ohne Anleitung, dessen Motiv verschwamm und sich als Erinnerung in Luft auflöste.

Buenos Aires, 20. Dezember 2020: nationale Ausgangssperre aufgehoben.

Kann ich mein Leben wieder zusammensetzen? Es hat sich bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst. Können die einzelnen Teile die ganze Geschichte erzählen? Ich schaue mein Puzzleteil, das einen Ausschnitt des Himmels zeigt, ein letztes Mal an und frage mich, ob die anderen Teile immer noch da draußen sind.

Aus dem Spanischen von Liam Grunsky

¿Seguirá habiendo cielo?

Buenos Aires, 20 de marzo del 2020: cuarentena obligatoria.

Se caían las piezas, esas que armaban mi mundo.

Fue un descenso continuado; el cielo parecía cada día más lejano, más inalcanzable. Mi mundo se cayó lenta y controladamente, como la arena cayendo por el reloj, marcando cada latido. Mirando hacia arriba, quería recolectar cada granito de arena y darnos un sentido, moviéndome de una pared a la otra, en un intento por encontrar algo que hacer. Estas paredes, que supieron ser refugio, ahora eran condena. La arena seguía cayendo sobre mí, aplastándome. Puede que haya librado una batalla perdida contra la gravedad, pero quería sostener la ilusión de que no me estaba hundiendo.

Al final, intentaba juntar gotas de lluvia para armar un río con las manos, un rompecabezas sin instrucciones, con una imagen guía cada vez menos nítida, como un recuerdo que se evapora.

Buenos Aires, 20 de diciembre de 2020: fin de la cuarentena obligatoria.

¿Seré capaz de rearmar la vida que se desdibujó hasta perder su forma? ¿Podrá cada pieza por sí misma contar toda la historia? Por última vez, veo mi pieza del rompecabezas, que muestra un fragmento del cielo, y me pregunto si el resto de las piezas seguirán afuera.

Gibt es den Himmel noch? – Snap Shot #20

Letzte Änderung: 12.07.2025  |  Erstellt am: 19.04.2025

Hier es zu weiteren Beiträgen aus der Reihe “Snap Shots”.

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