Fanny

Fanny

Short Story
Sizilianischer Kabinenroller | © Michele Sciurba

Das literarisch vielfältige sizilianische Online-Magazin „Il cucchiaio nell‘orecchio“, was sich übersetzen lässt als „Löffel im Ohr“, herausgegeben von Gaetano Altopiano, gibt wie auch das Faust Kultur Magazin sowohl jungen aufstrebenden Schreibenden als auch etablierten literarischen Stimmen eine Plattform. Faust Kultur freut sich, die hochwertigen Texte im italienischen Original erstmals mit deutscher Übersetzung einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen.

Fanny verrann durch die Stunden des Tages und sah dem Himmel dabei zu, wie er bei jedem Zug des Rollladens, bei jeder Drehung der Ordnung in unermüdlichem Blau und Grau als Spiegel für die Sonne und als Schwamm für den Regen unter- und aufging.

Sie wusch die Minuten der Erfindung, hinter ihrer Brille, mit dem Hauch eines Lächelns.

Wie man Frau und Ehefrau, aber immer noch ein Mädchen sein kann. Amüsiert und besorgt, während das Leben die krumme Gasse hinunterlief, zum Hafen und über das Meer hinaus, zwischen offenen, geschlossenen Fensterläden, grün und neu gestrichen, die nach Blumen und Feldern rochen. Denn in ihrem Inneren war der Wind vom Dorf zu Stadtluft geworden, die verblassenden Erinnerungen an erste Eroberungen, Gedanken anstelle von Kindern.

Heute hängt vielleicht ein Holzschild an der Tür deines Ladens. Doch man hört deinen Schritt, der weitergeht und nicht endet, und sagt, dass Meter Erfindungen sind, wie auch die Preise.

Fanny beobachtet seit 1972. Sie ist schön. Wie das Gebet, dass sie sich ausgesucht hatte als Zeichen seines Namens.

Aus dem Italienischen übersetzt von Sarah C. Schuster und Michele Sciurba

Originaltext:

Fanny correva le ore del giorno e guardava il cielo cadere e alzarsi ad ogni tiro di serranda, per ogni giro d’ordine, instancabile d’azzurro e grigio, specchio per il sole e spugna per la pioggia.

Lavava i minuti di invenzioni, dietro gli occhiali, in punta di sorriso.

Come fare per essere ancora, donna e moglie, ma sempre ragazza. Divertita e preoccupata, come la vita correva per il vicolo sghembo, verso il porto e oltre il mare, tra persiane aperte chiuse, verdi e ridipinte, che sapevano di fiori e di campi. Perché dentro aveva il vento del paese cambiato in città, i ricordi scrostati delle prime conquiste, i pensieri al posto dei figli.

Oggi c’è forse un legno sulla porta del tuo negozio. Eppure si sente il tuo passo che continua e non finisce e dice i metri sono invenzioni, così come i prezzi.

Fanny guarda dal ’72. È bella. Come la preghiera che aveva scelto, insegna del suo nome.

Straße in Palermo | © Foto: Michele Sciurba

Letzte Änderung: 09.07.2024  |  Erstellt am: 09.07.2024

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