Das Zuckerbankett

Das Zuckerbankett

Zwischen Stolz und Zuckerträumen
 | © flickr.com User: wallla3a

Zwei, die keine Gegner waren. Trotzdem gewann einer, indem er mehr hinterließ als er bekam. Najat Abed Alsamad erzählt die Geschichte über eine Begegnung mit dem Jungen Hamad, der von Tür zu Tür geht, um Essen für seine Familie zu erbetteln.

Wir beide waren keine Gegner, und trotzdem unterlag ich ihm. Er gewann, indem er in meiner Wohnung mehr hinterließ als er bekam.

Auf seiner Oberlippe war noch kein Flaum gewachsen. Er hatte seine Kindheit gerade mit einer Leichtigkeit hinter sich gelassen, wie man sich des Druckes von Schule und großen Ambitionen entledigt. Mit ebendieser Leichtigkeit erschien er an meiner Wohnungstür, ein unerwarteter Gast mit ausgestreckter Hand. An die Hände anderer Gäste, die Geschenke überreichen würden, erinnerte nur die Bewegung seiner Finger, die er zaghaft aus der Tasche seiner schmutzigen dünnen Weste zog, um sie mir zitternd vor Kälte entgegenzuhalten.

„Meiner Familie ist kalt und sie möchte etwas essen, wenn ich von meinem Rundgang bei euch zurückkomme.“

Das Schönste war seine Stimme. Diese Stimme, die das Betteln geübt hatte und die vom Genuss erster Zigarettenzüge rau war.

Mich fasziniert diese Schar von Bettlern, die der Krieg hervorgebracht hat. Früher gab es nicht so viele in meiner kleinen Stadt. Eine seltsame Faszination, ich weiß, doch sie umgibt mich wie ein wirkmächtiges Amulett. Wenn ich den Bettlern begegne, werde ich zu einem Maulwurf, der nur seinen feinen Ohren traut. Ich lausche ihren Stimmen, wenn sie um Verständnis und wenn möglich Mitgefühl werben, bevor sie um Geld oder eine andere Gabe bitten.

Hamads Stimme hob sich aus dem Chor der Bettlerschar ab. Seine Melodie war eine andere als deren übliche abgedroschene Hymne, die sie alle, wenn auch in unterschiedlicher Stimmlage und mit einem unterschiedlichen Grad an Selbstsicherheit, Präsenz und Überzeugungskraft vortrugen.

Hamad, ein Name wie aus der Zeit gefallen! Er verriet mir, dass er ein Vermächtnis seines Großvaters sei und dass er zusammen mit diesem Namen das Vertriebensein geerbt habe. Vertrieben aus Tiberias in ein Zelt, das sich schon Jahrzehnte vor Hamads Geburt im Yarmuk-Lager in ein stattliches Haus verwandelt hatte. Hamad aber wurde erneut vertrieben. In einer Stadt, von der er nie zuvor gehört hatte, lebte er seit einem Monat in einem Zelt. Diese Fluchtgeschichte zweier Generationen nahm zwei Minuten seiner Zeit und zwei Zeilen auf meinem Bildschirm in Anspruch.

Da sitzt Hamad auf meinem weichen Sofa. Seine Augen schweifen im Zimmer umher und verweilen demütig vor den lodernden roten Flammen im Ofen. Sie betrachten ein wohlgeordnetes, bequemes Leben. Sein Blick steigt mit der Wärme zur Decke. Schon schön, so ein Haus mit Dach! Und dann auch noch ein Dach, durch das kein Regen hereintropft und einem die Sessel und den farbenreichen, dicken Teppich kaputtmacht. Hamad schlägt die Augen nieder und lässt die Atmosphäre des Raumes wie ein Lied auf sich wirken. Er vergegenwärtigt sich eine traute Vergangenheit, die ihm aber schon vorkommt wie aus einem anderen Leben. Das Leben vor der Vertreibung.

„Hier sind warme Teigtaschen, du bist doch sicher hungrig“, sage ich. Aber seine Augen streifen nur kurz das Essen und weichen schnell wieder aus, um Tränen vorzubeugen, die seinen Hunger oder doch zumindest seinen Appetit auf etwas Leckeres, Frisches, Warmes, sättigendes offenbaren würden.

„Ich kann hier nicht essen, während meine Familie wartet.“ Aus seiner heiseren Stimme wird eine stolze, die Stimme eines Ritters, der sich zu einem Kampf bereit macht. „Ich habe hier Äpfel und kandierte Mandeln im Beutel, aber ich habe nichts davon angerührt. Ich warte, bis ich zurück im Lager bin.“

„Dann trink wenigstens Tee. Reichen drei Löffel Zucker für die kleine Tasse?“

„Sagen wir vier.“ Seine Stimme klingt verträumt bei dem Gedanken daran, wie sich der Zucker in der Tasse mit dem heißen Tee anhäuft.

„Darf ich ihn selbst verrühren?“ In seinen Fingern kreist der Löffel, dem regelrecht schwindelig wird vom feierlichen Tanz im Zucker.

Hamad sieht mich nicht mehr. Er ist jetzt der Hausherr, der dieses Zuckerbankett gibt. Verzückt vom Klingen des Löffels senkt er den Blick erneut und nimmt behutsam den ersten Schluck. Seine Lippen schließen sich berauscht von der Wärme in seinem Mund, und mit der Gelassenheit eines Beduinen kurz vorm Mittagsschlaf trinkt er weiter. Jeden Schluck zieht er so gut er kann in die Länge, der Zucker umarmt die Geschmacksknospen auf seiner Zunge, und er wünscht sich, dass dieser Genuss nie enden möge. Und ich wünsche mir, als er weg ist, er hätte die Schlüssel zu solch kleinen Genüssen neben der leeren Teetasse auf dem Tisch liegenlassen.

Najat Abed Alsamad – Syrische Schriftstellerin.

Aus dem Arabischen von Dr. Günther Orth

Im Original:

لم نكن خصمين، لكنّه هزمني. غلبني حين أودع في بيتي أكثر ممّا استدان.
لم ينبت شارباه بعد. بالكاد غادر طفولته برشاقة المتخفِّف من ثقالة المدارس وهواجس الطموح. بذات الخفّة يدنو من باب بيتي ضيفاً طارئاً بيدٍ ممدودةٍ لا تحمل من هدايا الضيوف سوى انسلالها المسالم من جيب السترة الرقيقة الوسخة، وانبساطها، ثمّ انفراد أصابعها الراجفة من نكد الثلج:
(أهلي ناطرين الدفا والخبز لمّا أرجع من جولتي على بيوتكم)
أحلى ما فيه صوته. صوته المتدرّب على الشحاذة بعد أن بحّتْه متعة تجريب التدخين.
في الأسابيع الماضية شغفتني قبيلة المتسولين التي أنبتتها الحرب. سابقاً لم يكونوا كثيرين في مدينتي الريفية الطباع. شغف غريبٌ؛ أعرف، لكنّه حاصرني كتميمةٍ نافذة، جعلني حين أصادفهم خِلداً يستعيض بأذنيه الخبيثتين عن حواسه كلها… أرصد الصوت – صوت المتسول – كيف يستجدي التفهُّمَ والقبولَ و- إن أمكنه – الحنان، قبل أن يستجدي مالاً أو عطيّة غير المال.
صوت حمد لا ينتمي لكورس هذه القبيلة، ولا لموسيقى عباراتها المعلّبة كنشيد سمجٍ؛ وإن تفاوت سقفُها وقاعُها، ثقتها وارتباكها، تركيزها ولامبالاتها، إقناعها وفشلها في كسب التعاطف…
حمد – هذا هو اسمه الثقيل – أخبرني أنه يحمله كإرثٍ شرعيّ من جده، ويحمل معه إرث النزوح من طبريا إلى مخيم اليرموك قرب دمشق. بعد أعوامٍ تحوّلت الخيمة إلى بيتٍ أنيق في المخيّم. كان هذا قبل أن يولد حمد بعقود. لكن حمد لم يعايش سوى النزوح الثاني من بيت المخيّم إلى مدينةٍ لم يسمع باسمها قبل أن يصير نزيل خيامها منذ شهر (هي حكاية جيلين استوفتها كاملةً دقيقتان من وقته وسطران على أوراقي).
يجلس حمد على الكنبة الطريّة. تسرح عيناه في حنايا البيت تتأنيان بإطراقةِ خُشوعٍ أمام المدفأة الأرجوانية اللهب، تنصتان للترتيب، للاستقرار، للحياة الرخيّة. تصعد عيناه وسط حقل الدفء صوب السقف. ما أجمل البيوت ذات السقوف، وما أجمل السقف حين لا يدلف، ولا يُخرّب المقاعد الوثيرة والسجادة طويلة الزغب، الغافية على مرج ألوان… يسبل حمد جفنيه يُرخي رموشه كي تتدوزن فيها جوقة الأفراح هذه… يستحضر كل هذا الماضي الأليف الذي آنسَه في حياة ما سابقة بعيدة. حياة اسمها: ما قبل النزوح…
(هاي فطيرة سخنة، أكيد جوعان) لكنّ عينيه وقد ارتدّتا الآن إلى الفطيرة تزوغان بمكر، تشيحان عنها كي لا تسفحا ماءً يفضح كل هذا الجوع، وإن لم يكن جوعاً، على الأقلّ اشتهاءً للقمةٍ زكيةٍ طازجة وساخنة، ومُشبِعة.
(ما راح آكل وحدي. أهلي ناطرين) يعبر صوته من عتبة البحّة إلى مرجة الأنفة، ويكمل واثقاً كفارسٍ يتحضّر لنزالٍ تدريبيّ.
(أنا بحبّ التفاح والملبّس، معي هون بالكيس، ما ذقتهم، ناطر لإرجع عالخيمة)
(تشرب الشاي إذاً. هل تكفي ثلاث ملاعق لهذا الفنجان الصغير)
(خليهم أربعة!) تصير لصوته رنة الحلم يهبط سكّراً، كومةَ سكّرٍ في فنجان شاي ساخن.
(خليني أنا اللي أذوّب السكر) تدور الملعقة بين أصابعه. تدوخ الملعقة من الرقص في مأدبة السكر.
لم يعد حمد يراني. صار وحده سيّد المكان، وراعي المأدبة. يطرب لرنين الملعقة في الفنجان، يسبل جفنيه من جديدٍ وهو يأخذ رشفته الأولى ببطء ومراوه، ثم يطبق فمه الثملان بالدفء، معيداً الكرّةَ بأناة بدويّ في قيلولة الظهيرة، مطيلاً ما أمكنه – مع كلّ رشفةٍ – عناقَ السكر الذائب لحليمات الذوق على فراش لسانه بلذاذة يرجو لو لا تنتهي… وأرجو – بعد أن غادر- لو ينسى مفاتيح متعه الصغيرة بجوار الفنجان الفارغ على الطاولة.

Letzte Änderung: 14.12.2024  |  Erstellt am: 13.12.2024

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