Der Gegensänger

Der Gegensänger

Sloterdijk und die Höchstgewächse des Denkens
	  Peter Sloterdijk (2016 in Porto Alegre)  | © Foto: Fronteiras do Pensamento, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55832219

Für Kollegen aus der Reiz-Reaktions-Fakultät ist allein sein Name Anlass für Wutausbrüche. Peter Sloterdijk, der philosophische Schriftsteller mit dem gelegentlich spöttischen Vokabular und der notorischen Neigung zur Draufsicht aufs Weltgeschehen, macht aus seiner Lust, über alle Ziele hinauszuschießen, kein Hehl. Otto A. Böhmer hat ihn in seinem Buch „Lichte Momente“ porträtiert.

Philosophische Debatten sind, passend zur randständigen Existenz der akademischen Philosophie, die sich von Seiten der Erfolgswissenschaften eines dauerhaften Mißtrauensvotums ausgesetzt sieht, eher selten geworden. Wenn sie aber, warum auch immer, entfacht werden, kann man sicher sein, daß ein Philosoph mit dabei ist: Peter Sloterdijk.

Dieser Mann, den nicht wenige seiner Kollegen mit hartnäckigem Mißtrauen beäugen, ist ein Phänomen: Er äußert sich zu den unterschiedlichsten Themen und scheint in einer Weise belesen zu sein, daß der normale Denksterbliche entweder vor Neid erblasst oder selbst ins Grübeln kommt, was indes nie schaden kann. Dabei argumentiert Sloterdijk eher zukunftsorientiert als vergangenheitshörig; er präsentiert sich als Innovations- und Anverwandlungskünstler, der eigenen Originalitätsvorgaben mehr vertraut als dem Überlieferungskanon der Philosophiegeschichte, die er, auch das trägt nicht zur Beruhigung seiner Kollegen bei, bevorzugt gegen den Strich liest, um auf diese Weise an neu anmutende Fundstücken zu gelangen, aus denen sich zusätzliches Theoriekapital schlagen läßt. Eine solche Arbeitsweise kommt bei philosophischen Selbstversorgern und Seiteneinsteigern gut an, stößt in der Zunft aber auf Widerwillen. Der Tübinger Philosophieprofessor Manfred Frank etwa, ein ausgewiesener Kenner des deutschen Idealismus, konstatierte ungnädig, daß Sloterdijk gar nichts anderes übrig bleibe, als für sich einen Außenseiterstatus zu reklamieren, da er das philosophische „Handwerk verachtet und wirklich auch nicht gelernt hat“, weshalb er „sein Schulmanko hinter einer gleisnerisch-geistreichen und belebenden Suada voller aufgedonnerter wie erlesener Fremdworte“ verbergen müsse. Teilt man diese Einschätzung, ließe sich als Beleg beispielsweise Sloterdijks Definition des „homo sapiens“ heranziehen, den er „ein basal verwöhntes, polymorph luxurierendes, multipel steigerungsfähiges Zwischenwesen“ nennt, „zu dessen Bildung genetische und symbolisch-technische Formkräfte zusammengewirkt haben.“

Tatsächlich macht es Sloterdijk seinen Lesern nicht leicht; er bevorzugt die pointierte, gern auch ausufernde und in sich kreisende Rede, die das Publikum zum Staunen bringt und dem Autor zur Freude gereicht. Verständlichkeit ist nicht das bevorzugte Ziel, wohl aber das Genügen an den eigenen, durchweg hoch gesteckten Maßstäben, die sich zudem listig konterkarieren lassen: „Es war immer mein Ideal, so wie es Albert Camus vermochte, ganz einfache und unendlich tiefe Sätze schreiben zu können; Sätze, die grammatisch jeder hätte schreiben können, inhaltlich aber nur ein einziger in einer ganzen Generation.“ Das klingt bescheiden und hochfahrend zugleich, bietet jedoch wenig Angriffsflächen, zumal Sloterdijk sich, auf seine Art, auch der philosophischen Traditionspflege und Lagerhaltung widmet: „Ich bringe alte Höchstgewächse des Denkens in neue Gefäße, ich habe die Metaphysiker wiedergelesen und umgefüllt, ich lese Heidegger mit neuen Augen und lasse seine Verschrobenheiten ablüften – das sind alles Dekantierpraktiken. Was soll denn ein Theoretiker den ganzen Tag machen? Man ist eine Art Mundschenk in den Ideenströmen, ein Kellermeister, ein Gegensänger.“ Was im Keller des Denkens abgefüllt und umetikettiert wird, sollte als Premiumware kenntlich sein: „Ich habe mir nie ein Problem vorgeben lassen. Wenn man das tut, ist man dazu verurteilt, es in der Sprache zu diskutieren, in der es als gegebenes Problem schon existiert. Ich stelle mir das Problem stets neu. Dadurch bleibt der freie Sprachstrom, die rhapsodische Zugangsart immer auch möglich.“

Später, mit dem Abstand der Jahre, die ihm heitere Anwandlungen und eine am eigenen Wissen geschulte Gelassenheit einbrachten, machte Sloterdijk, der sich inzwischen auch Ausflüge in die Selbstironie gönnte, sein Erkenntnisprogramm endgültig nachweltfest: „Letztlich … geht es mir darum, den Abgrund zwischen Leben und Philosophie zu überbrücken. Ich frage mich, ob dazu nicht vielleicht ein einziger Satz genügt, bei welchem dem Kollegen Descartes die Ohren klingeln: Man denkt an mich, also bin ich. Mit etwas Glück wird daraus: Ich bin, seit sie an mich denkt. Je mehr Plagiatoren in der Zukunft herumlaufen, die die Quelle weder kennen noch nennen, desto besser.“

Als der Gegensänger Peter Sloterdijk die philosophische Bühne betrat, tat er dies schon selbstbewußt, ließ sich aber zunächst nichts anmerken. 1983 debütierte er mit einem Werk namens Kritik der zynischen Vernunft, das im damals noch führenden Suhrkamp Verlag vorgestellt wurde, eine im Rückblick fast kurios anmutende Veranstaltung: Der Verleger Siegfried Unseld saß neben seinem neuen Autor und blickte eher mißmutig drein, vielleicht weil ihm die große, polemisch zugespitzte Theorie schon immer suspekt war und nicht wirklich interessierte. Sloterdijk schien das zu merken, er wirkte fast schüchtern an der Seite dieses schon zu Lebzeiten legendenumwobenen Herrn der Bücher, der es nicht ungern hatte, wenn vom Ruhm der Dichter und Denker, die er in seinem Verlag versammelte, auch etwas für ihn abfiel. Die Presse, nicht so zahlreich erschienen, wie es sich die Presseabteilung des Hauses Suhrkamp gewünscht hätte, geriet bei der Buchpräsentation nicht gerade in Entzücken, was an der Jahreszeit liegen mochte, aber wohl auch mit dem Buch selbst zu tun hatte, das bereits ein typischer Sloterdijk war: Luzide Einsichten, lässig eingestreute Bonmots wechseln mit breit angelegten Argumentationspassagen, die allerdings durchweg in einem erfreulich aufmüpfigen, ironisch durchwirkten Tonfall gehalten sind, dem man mit einigem Vergnügen zu folgen vermag. Die Kritik der zynischen Vernunft wird denn auch zum Überraschungserfolg, der vor allem den Nichtphilosophen zu verdanken ist, die sich daran erfreuen, daß der Philosophie, die so lange schon in die Jahre gekommen ist, gleich zu Beginn eine fröhliche Verlängerung ihres Todeskampfes versprochen wird: „Seit einem Jahrhundert liegt die Philosophie im Sterben und kann es nicht, weil ihre Aufgabe nicht erfüllt ist.“ Was aber ist ihre Aufgabe? Sicher nicht weiterzumachen wie bisher; die alte Philosophie hat viel versucht und wenig erreicht, außerdem fehlt es ihr an Personal, das bereit wäre, Neues zu wagen. Dabei gibt es durchaus den einen oder anderen Denker, an den man sich halten könnte, wobei der Autor Sloterdijk vor allem den Philosophen Sloterdijk im Auge hat, bei dem nachzulesen ist, daß die alten Themen ausgedient haben, sie „waren Ausflüchte und halbe Wahrheiten. Die vergeblich schönen Höhenflüge – Gott, Universum, Theorie, Praxis, Subjekt, Objekt, Körper, Geist, Sinn, Nichts –, das alles ist es nicht. Das sind Substantive für junge Leute, für Außenseiter, Kleriker, Soziologen.“ Sloterdijk geht vor allem die schlechtgelaunte Aufklärungsphilosophie der Frankfurter Schule auf die Nerven, die sich selbst überholt hat, davon aber nichts wissen will: „Weil alles problematisch wurde, ist alles irgendwo egal.“

Auch die Protestbewegung der 68er, der Sloterdijk (1947 in Karlsruhe geboren), eigentlich hätte nahestehen können, mißfällt ihm, er hält sie für eine „Verbitterungs-, Stagnations- und Anmaßungsgeschichte“. Das Aufbegehren, auf das dieser Philosoph in seinem Erstlingswerk setzt, ist ein anderes, es setzt auf reanimierte Sinnlichkeit, der Körper soll als „Weltfühler“ dienen. Wenn die bisherige Aufklärung abgewirtschaftet hat, muß eine andere Aufklärung her, die sich „an die ganze Natur“ hält, an „das volle Leben“, und ihr Mandat aus einem „Dasein im Widerstand, im Gelächter, in der Verweigerung“ bezieht, von dem die zeitgenössische Philosophie, in der nur noch „Unarten belohnt und Fehlleistungen hochgezogen werden“, nicht mal mehr zu träumen wagt. Schon der frühe Sloterdijk zeigt sich vom Entdeckergeist fasziniert, in dem der Mensch, meist eher spielerisch als angestrengt, zum Wissen kommt und die eigene Selbstfindung probt, ein Vorgang, der sich als wiederholte Geburt begreifen läßt.

Diesem Gedanken ist Sloterdijk treu geblieben, er wird ihn, in den vielfältigsten Variationen, auch in seinen späteren Werken verfolgen. Mit dabei ist zudem fast immer einer seiner liebsten Kronzeugen, der Philosoph Friedrich Nietzsche, der seine persönliche Leidensgeschichte umschrieb und zu einer Weltgeschichte des Glücks und der Stärke erklärte; von ihm kann man, damals wie heute, noch lernen: „Nietzsches Reformatorentraum“ war es, „eine Gegenrevolution der Gesundheit auszulösen gegen den morbus metaphysicus, der die westliche Welt von den Tagen des Sokrates und des Paulus an mit seinen Hemmungen in Bann geschlagen hatte. Wer die Münze umprägen will, muß die Texte umschreiben, die platonischen nicht anders als die des Neuen Testaments“. Sloterdijk hat bis heute fast alle Texte umgeschrieben, die ihm untergekommen sind, und das waren nicht wenige. Der Anfang dieser Lesarten-Tour wurde mit der Kritik der zynischen Vernunft gemacht, die er im nachhinein so bewertet: „Mein Buch war wie eine chirurgische Intervention, bei der man eine bösartige Zyste ansticht, um diese Giftkultur anzugreifen und sie zur Entleerung zu zwingen. Die Kritik der zynischen Vernunft hatte eine gewisse vorwegnehmende Kraft im Hinblick auf die gesellschaftlichen Veränderungen.“

Sloterdijks fulminanter Einstieg auf dem Büchermarkt, der auch Neider auf den Plan rief, hat nicht bestätigt, was einige seiner Kritiker erwartungsfroh zu prophezeien wagten: Dieser „Jungstar“, ein „Blender vor dem Herrn“ und „ungenierter Falschmünzer“, werde genauso schnell wieder von der philosophischen Bühne verschwinden, wie er sie betreten habe, man dürfe also, nicht ohne Genugtuung, in absehbarer Zeit die „nachgereichte Geschichte vom Aufstieg und Fall des Peter S.“ schreiben. Das Gegenteil ist der Fall, Sloterdijk scheint präsenter als je zuvor. Wer genauer hinschaut, wird erkennen, daß dieser Philosoph, ungeachtet seines Rufs als Durchlauferhitzer für Themen aller Art, bis heute ein konsequentes Weltanschauungsmodell betreibt. Er hat eine erfrischende Angriffsstimmung in die Philosophie gebracht, möchte sie, fußballanalytisch gesprochen, offensiv ausrichten und von allen taktischen Zwängen befreien. Nicht mehr auf ihre Schwächen soll sie sich besinnen, sondern auf ihre Stärken: „Kreatives Leben blüht auf, wo immer wir unsere Fähigkeit des Behinderns verzichten.“ Sloterdijk, wie vor ihm vielleicht nur Ernst Bloch, denkt voraus, für ihn ist der Mensch „ein Mehrwelttier“: „Wer angefangen hat, in der Welt zu sein, ist immer schon unterwegs zu einem Zuwachs an Welt … Indem es mit dem Zur-Welt-Kommen beginnt, nimmt es seine Kolumbusfahrten ins Potentielle auf.“ Dabei verzichtet der Philosoph auf ungebetenen Begleitschutz; das Abenteuer des Denkens sollte man sich nicht von Therapeuten und Bedenkenträgern zerreden lassen, die sich, anders als seriöse Altphilosophen, ungebrochenen Zuspruchs erfreuen: „Es wimmelt von Priestern, Dealern und Therapeuten, die für suspekte Dienste überhöhte Preise fordern. Sind wir nicht alle, die so leichtsinnig waren, ins Freie zu kommen, aus dem Takt gebrachte, auf Entzug gesetzte Anstaltsinsassen – wenn auch keine ganz hoffnungslosen Fälle, solange wir uns als Zwischenhändler der Ersatzdroge Lebenshilfe auf dem Markt behaupten?“

Sloterdijks Schriften haben immer wieder willkommenen Anlaß zu Mißverständnissen geboten. Seine 1999 gehaltene „Elmauer Rede“, die sich u. a. mit einem ramponierten Humanismus-Begriff befaßte, wurde als Beleg für „totalitärfaschistoide Sympathien“ eines Autors genommen, der noch einmal, entgegen wiederholter Selbstauskünfte, als „enttäuschter 68er“ herhalten mußte. Sloterdijks Kritiker, über Jahre nur mühsam ruhiggestellt, hatten ihren Autor in der Ecke, in der sie ihn haben wollten; die Kampfhandlungen durften wieder aufgenommen werden. Von der Häme, die ihn traf, zeigte sich Sloterdijk, der selbst kein Kind von Traurigkeit ist, überrascht; er erinnerte daran, daß er im Grunde nur Fragen gestellt hatte, die überfällig waren. „Was zähmt den Menschen noch, wenn der Humanismus als Schule der Menschenzähmung scheitert? Oder läßt sich die Frage nach der Hegung und Formung des Menschen im Rahmen bloßer Zähmungs- und Erziehungstheorien gar nicht mehr auf kompetente Weise stellen?“

Als sich der Pulverdampf der damaligen Debatte gelegt hatte, in der es, nach Medienwahrnehmung, der „Züchtungsideologe Sloterdijk“ mit den „Mudschahidin der Kritischen Theorie“ zu tun bekam, gab es nur Verlierer, die beleidigt ihre Papiere zusammenpackten. Sloterdijk, der unter dem fortgesetzten Liebesentzug der Habermas-Schule mehr litt, als er wahrhaben wollte, beendete die Kontroverse mit einem bemüht sachlichen Schlußwort: „Was mir nicht gefällt, ist, daß bei Habermas letzten Endes hinter dem Dialog wieder eine monologische Konzeption auftaucht, daß der Dialog in Richtung auf einen Konsensus geführt werden und sich am Ende doch das Absolute in der Geschichte durchsetzen muß. Es ist nicht so, daß ich an Habermas nichts Gutes finden könnte. Ich würde nur sagen: er ist es, der auf der ganzen Linie enttäuscht hat, weil er sich nicht auf der Höhe seiner Versprechungen halten konnte.“

In den Jahren 1998 – 2004 erschien die Sphärologie, Sloterdijks eigentliches Hauptwerk, das aus drei Bänden (Sphären I – Blasen, Mikrosphärologie; Sphären II – Globen, Makrosphärologie; Sphären III – Schäume, Plurale Sphärologie) besteht und der Philosophie unerhörte Wege weist. Die herkömmlichen Grenzen zwischen Ich und Welt, Sein und Nichtsein werden aufgehoben und durch Perspektiven ersetzt, die sich ihrem Gegenstand einschmiegen, ihn unterwandern und Fahrt aufnehmen. Der von Rilke so genannte Weltinnenraum wird neu durchmessen, er ist fließend, entzieht sich allen Bebauungs- und Erbpachtplänen. Mit leisem Spott spricht Sloterdijk von „demokratischer Esoterik“, die er da betreibe, der es aber um nichts Geringeres gehe, als der „unerträglich gewordenen Spaltung der Wissensgesellschaft“ entgegenzutreten. Die Sphärologie läßt sich denn auch als ein großangelegtes Epos des Zur-Welt-Kommens lesen, das sich in Zwischenräumen bewegt, in Blasen, Kugeln und Schäumen, die uranfänglich schon dort aufzuspüren sind, wo jede Menschwerdung ihren in wohltätiges Dunkel getauchten Anfang nimmt. „Wir erforschen einen gehauchten Kontinent im matriarchalen Meer, den wir in subjektiv vorgeschichtlicher Zeit bewohnt und mit dem Anfang der scheinbaren Eigengeschichten verlassen haben. In dieser aparten Welt blitzen ausweichende Größen am Rande der konventionellen Logik auf. Mit der Einsicht in unsere unvermeidliche, begriffliche Hilflosigkeit, als einzigem sicheren Begleiter, durchqueren wir Landschaften des prä-objektiven Daseins und der vorgängigen Beziehungen. Wäre Eindringen das richtige Wort, so könnte man sagen, wir drängen in das Reich der intimen Undinge ein.“

2009 landete Sloterdijk einen weiteren Bestseller, der allerdings weniger inhaltlichen Kriterien, sondern einem griffigen Titel geschuldet war, den sich fast jeder von uns, mindestens einmal die Woche und meist ohne Folgen, durch den Kopf gehen läßt: Ändere dein Leben. Wenn Sloterdijk eines Tages genug von der Philosophie hat, wird er, wie er selbst schon mal selbstironisch in Erwägung zog, vielleicht den „großen Roman des 21. Jahrhunderts schreiben“ – (an dem er sich zwischenzeitlich versucht hat, wobei er allerdings deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb). Das Zeug zum begnadeten Literaten hat Sloterdijk allemal, er müßte sich nur bei der Arbeit ein wenig bremsen und nicht allen Metaphern Einlaß gewähren, die bei ihm anklopfen. Dann hätte wohl auch der Leser etwas davon, dem, im günstigsten Fall, eine Erfahrung zuteil werden könnte, die auf Lichte Momente setzt und bereits in der Kritik der zynischen Vernunft beschrieben worden ist:

„In unseren besten Augenblicken, wenn vor lauter Gelingen auch das energischste Tun im Lassen aufgeht und die Rhythmik des Lebendigen spontan in uns trägt, kann sich der Mut plötzlich melden wie eine euphorische Klarheit oder ein wunderbar in sich gelassener Ernst. Er weckt in uns die Gegenwart. In ihr steigt die Wachheit mit einem Mal auf die Höhe des Seins … Schlechte Erfahrungen weichen zurück vor den neuen Gelegenheiten. Keine Geschichte macht dich alt … Im Lichte solcher Geistesgegenwart ist der Bann der Wiederholungen gebrochen. Jede bewußte Sekunde tilgt das hoffnungslose Gewesene und wird zur ersten einer Anderen Geschichte.“

Letzte Änderung: 15.08.2021

Otto A. Böhmer Lichte Momente | © Foto: Fronteiras do Pensamento, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55832219

Otto A. Böhmer Lichte Momente

Dichter und Denker
von Platon bis Sloterdijk
Gebunden, 352 Seiten
ISBN: 978-3-421-04803-5
DVA/Dt. Verlagsanstalt, München, 2018

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