Autobiografisches Erz

Autobiografisches Erz

Gespräch mit Jan Kuhlbrodt
	  Jan Kuhlbrodt  | © Foto: Klaus Praefke

Aus einem Zimmer voller Bücherstapel, die zu einer „Wand vor der Wand“ und zum „Dämmmaterial“ geworden sind, bricht der Icherzähler in Jan Kuhlbrodts „Die Rückkehr der Tiere“ zu den Schauplätzen seines Heranwachsens auf. In kurzen Erinnerungssequenzen, die sich zu einem fulminanten Prosapoem über deutsch-deutsche Geschichte collagieren, durchwandert er Szenen seiner Jugend- und Lehrjahre sowie Gefahren sozialistischer Verstrickungen. Alexandru Bulucz befragte den Autor zu einigen Aspekten seines Textes.

Alexandru Bulucz: Ich gehe davon aus, dass das Meiden der Bezeichnung „autobiografisch“ oder „Autobiografie“ in der Ankündigung des Buches mit Absicht geschieht. Würdest Du ihre Ablehnung – ist es eine Ablehnung? – mit der Erzählweise des Icherzählers begründen? Er erzählt weder chronologisch noch achronologisch, wobei das Erzählte durchaus zeitlich verortbar bleibt. Allein, er springt hin und her, und es ist nicht vorhersehbar, was er demnächst erzählen wird. D. h., den erzählten Ereignissen geht eine Selektion voraus, erst danach werden sie nach einer bestimmten inneren Logik in die Chronologie des Buches gestreut. Diese Vorgehensweise destabilisiert den Begriff der Autobiografie. Die Art und Weise, in der man sie erzählt, verleiht ihr etwas perspektivisch Fiktives.

Jan Kuhlbrodt: ‚Autobiografisch’ bezeichnet sicher das Rohmaterial, das ich verwende, gewissermaßen das Erz, das aber im Grunde unscheinbar in der Historie herumliegt, und wenn es verwendet wird, dann wird es verändert, eingeschmolzen und erhält eine Form. In diesem Prozess löst sich die Chronologie mit auf. Die Form allerdings verlangt nicht, den Zeitstrahl im Text wieder zu simulieren. Ich habe es lieber kaleidoskopisch. Dass das Gesamtbild sich aus der Mischung ergibt. Das ist die eine Seite der Produktion, aber schwieriger noch ist ‚authentisch’. Ich meine, Literatur ist niemals authentisch, da sie ja wie jede andere Kunst herstellend ist. Manchmal ähnelt ihr Produkt halt außerkünstlerischer Realität.

Legitimiert autobiografisches Erz in irgendeiner Weise das literarische Produkt?

Wenn es eine Legitimation des Kunstproduktes braucht, kann ein Produkt nur sein Dasein und die Rezeption legitimieren. Erst in der Rezeption (von wem auch immer und wie auch immer) wird es in seinem Dasein bestätigt – wird aus seinem Ansichsein ein Sein für einen Anderen. Das hängt natürlich in der Art und Weise der Rezeption vom Inhalt ab. Aber auch die Form ist Inhalt.

Aber natürlich sind autobiografische Momente Anlass der Produktion. Es gibt eine Reihe meiner Lieblingsbücher, die ganz streng autobiografisches Material organisieren. Z.B. Benjamins Berliner Kindheit oder Soschtschenkos Schlüssel des Glücks, um nur zwei zu nennen. Und letztlich wird gar bei Becketts eher abstrakten Arbeiten manchmal ein autobiografischer Hintergrund vermutet. Und das sind nur Prosabeispiele. In der Lyrik ist der Hintergrund viel häufiger noch manifest. Und ein Ich ist ein Ich. Aber legitimiert wird er letztlich nur durch die Form, in der er zum Kunstprodukt wird. Und in der er als Kunst sichtbar wird.

Das führt mich zur Autofahrt-Odyssee des Icherzählers durch Karl-Marx-Stadt mit Sven Langes Vater, der sich als Spitzel-Anwerber entpuppt. Als der Icherzähler aus einem Impuls heraus dessen Anwerbeversuch mit einem Nein ein Ende setzt, wird er von Herr Lange mit einem Schweigeverbot gegenüber belegt. Es ist dann nicht klar, ob der Icherzähler es einhält. Aber: In einem bestimmten Sinne tut er es nicht. Er „dekonspiriert“ gegenüber der Leserschaft des Buches ‚Die Rückkehr der Tiere’, und das tut er sogar schon früher, wenn er zugibt, sich einst verpflichtet zu haben, Offizier der NVA zu werden. Sagen wir, hier handelt es sich um autobiografisches Erz. Empfindest Du das Sprechen über deine konformistische Vergangenheit als Entlastung?

Jetzt nicht mehr. Ich hatte einige Gespräche nach 89, unter anderem mit dem Sohn des Lange, der sich einmal Zugang zu meiner Karl-Marx-Städter Wohnung verschafft hatte, als ich nicht da war, und von dort aus etwas observierte. Er war in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Auf einem Klassentreffen haben wir darüber gesprochen. Das war gottlob unser letztes Treffen. Entlastung brauche ich nicht, weil ich denke, dass meine Verstrickungen in den Sozialismus sich schon in den Achtzigern entwirrten. Aber das Thema Verstrickung bleibt. Und es bleibt spannend, denn beim Entwirren verstricken wir uns ja wieder neu, und heute wissen wir vielleicht noch gar nicht, oder ich weiß es nicht, worin wir alles verstrickt sind.

Was das Redeverbot angeht, daran habe ich mich einige Jahre gehalten, eigentlich fast bis ans Ende der DDR. Bis alle Angst von mir abfiel. Ich habe so lange nicht nur nicht mit meiner Mutter, ich habe mit niemandem darüber gesprochen. So hat es sich vielleicht auch als literarisches Material konserviert.

Jetzt will ich ein anderes Thema tangieren. Einmal erwähnt der Icherzähler seine „immer selteneren Spaziergänge“. Seine körperliche Mobilität ist im Abnehmen begriffen, darauf deutet schon seine „papierne Welt“, in der er sich eingerichtet hat, vielleicht einrichten musste. Der Grund seiner Immobilität bleibt im Buch unausgesprochen. Vor ihn hat sich längst eine Wand aus Büchern vorgeschoben, deren Lektüre immer unwahrscheinlicher wird. Eine zum Dämmmaterial gewordene „Wand vor der Wand“, die eine niedrigere Nebenkostenabrechnung in Aussicht stellt. „Dämmmaterial gegen eine Welt, die Wetter kennt. Veränderungen.“ Hier liegt doch der Schluss nahe, dass der Icherzähler sich auf ein künftiges monotones Dasein verlässt, welches keinen Veränderungen mehr unterworfen ist. Ist die innere Perspektive des Icherzählers auch abgeschlossen? Die Schlüsse, die er über sein Leben zieht, in Stein gehauen? Oder bleibt da dennoch ein Spielraum der Selbstdeutung übrig? Oder ist die Selbstdeutung ein Zufallsprodukt: so wie das Lesen eines Buches, von dem man nicht mehr wusste, dass es existiert, es wiederentdeckt, weil man zufällig den Stapel umhaut, was in der Rückkehr der Tiere tatsächlich einmal geschieht. Also: Ist diese Gleichsetzung von abgeschlossenem äußerem Leben und abgeschlossener innerer Perspektive ein Trugschluss? Oder ist Selbstdeutung ein von allem unabhängiger unendlicher Prozess?

Ich weiß nicht, ob er sich auf ein künftig monotones Dasein verlässt oder sich eher auf ein künftiges Dasein einstellt. Blaise Pascal beispielsweise war gesundheitlich sehr eingeschränkt, konnte kaum Japsen zeitweise, wie man so schön sagt, und dennoch hat er ein theoretisches und naturwissenschaftliches Werk hinterlassen, das seinesgleichen sucht, und dann hat er noch eine Rechenmaschine, die Pascaline, entworfen. Verrückt, oder? Also muss das papierne Dasein ja gar nicht monoton sein. Darin liegt vielleicht ein Trost. Und wie die Welt im Wandel ist, so kann man Bücher umsortieren. Und hier kann man sogar die Linearität der Zeit aufheben. Usw. Und manchmal sortieren sie sich ganz von selbst um. Das trifft übrigens auch auf die Genres zu. Man beginnt mit einem Gedicht und endet in einer Novelle. Es ist vielleicht eine Art zweiter Mobilität, die aus der Immobilität resultiert. Pascalsches Gehen. Daran würde ich gern arbeiten.

	  Ansicht aus Jan Kuhlbrodts Buch „Die Rückkehr der Tiere“: Illustration von Klaus Walter | © Foto: Foto: Verlagshaus Berlin

Ich bleibe bei den Bedingungen von (Selbst-)Erkenntnis. In Deinem Buch lieferst Du auch linguistische oder besser: epistemologische Anhaltpunkte für das, was Sehen, Erkennen heißen könnte: An einer Stelle heißt es: „Die Schlierenschatten waren im übrigen Schlierenschatten. Ich interpretierte sie nicht. Suchte in ihnen keine Bilder, sah in ihnen nur das, was sie waren. Schlierenschatten.“ Der Icherzähler will sie zwar nicht interpretieren, aber er zwingt die Leserschaft quasi dazu, es selbst zu tun. Denn es gibt Einiges, was zu einer „Trübung“ führt. Das Buch setzt ein mit einer Trabi-Szene – mit beschlagenen Scheiben, die man per Hand freischrubben muss, um erneut sehen zu können. Also: Auf welche Mittel der Erkenntnis kann man zurückgreifen, wenn der Sehsinn ausfällt. Der Sehsinn wird obsolet. Der Erzähler verlässt sein Zimmer kaum. Hat nur Fenster zur Welt, durch die er die Nachbarn beobachtet.

Wenn der Sehsinn eingeschränkt ist, muss man, so man die Einschränkung nicht aufheben kann, auf Erinnerung und Imagination zurückgreifen. Beiden ist nicht zu trauen, wie dem Sehsinn auch nicht. In dem vorderen Text, den du angesprochen hast, der Fahrt nach Nürnberg, bleibt ja auch einmal die Anzahl der Bäume, die aus dem Trabifenster zu sehen sind, nicht erkennbar. Alle Erkenntnis ist vorläufig.

„Der Fremde wird eingeladen, sich ganz dem Triumph hinzugeben, der im richtigen Leben liegt und im richtigen Beten.“ – Diesen Satz empfinde ich als bissige Kritik. Gleichzeitig scheint er mir ziemlich schwarz-weiß. Das ist doch nicht Deine Absicht, oder?

Ich werde manchmal bissig, wenn mir jemand versucht, die Wahrheit zu verkünden, weil er sich als Sieger wähnt, oder eben im Vollbesitz der Wahrheit zu sein. Wir müssen den schwankenden Boden schon aushalten.

Dein Buch als eine literarisierte Geschichtsphilosophie verstehen. Wäre das was? Der Engel der Geschichte, die zehnte Feuerbachthese, der Materialismus, der Idealismus. Würdest Du Dich genauer verorten wollen?

Das sind schon Texte, die mich geprägt haben, die du ansprichst. Und natürlich ist mein Denken und Schreiben dadurch beeinflusst. Aber ich lese ja weiter, und es kommen Texte dazu. Das Buch selbst, ich weiß nicht, die Geschichtsphilosophie liegt vielleicht in den möglichen Gesprächen, die sich aus dem Text ergeben könnten. Im Diskurs. Es war jedenfalls nicht als literarisierte Geschichtsphilosophie gedacht. Vielleicht kam sie unwillkürlich oder hat sich im Verlauf als Gegenstand herauskristallisiert. Ich habe ja auch in Versen begonnen zu schreiben, die sich immer weiter gedehnt und aufgeladen haben, als hätten sie Reflektionen angezogen und eingesaugt. Es war recht abenteuerlich.

Damit wären wir bei der Gattungsbezeichnung „Gedicht“, die unten links auf dem Cover prangt. Ich war mir nicht sicher, ob das eine Provokation sein sollte. Denn ich denke nicht an Gedichte, wenn ich deine Texte lese. Das Gedichthafte deiner Reflexionen habe ich mir schließlich über den Aufbau der Bilder zu erklären versucht, über die sinnliche Akribie, mit der sie gewebt sind. Ohne noch einmal nachzuschlagen, blieben mir z. B. diese schönen Bilder im Gedächtnis: wie es sich anfühlt, beim Boxen ins Leere zu schlagen; die Unterschiede in der Art des Einrastens von Wagentüren … Könnte man sich das Gedichthafte deiner Texte auch so erklären? Oder hast du eine bestimmte Vorstellung?

Die Gattungsbezeichnung ist nicht als Provokation gedacht. Das Material ist über weite Strecken hexametrisch entstanden, wie eine Art automatisches Schreiben oder in einer Textmaschine. Und die Texte sind strophisch aufgebaut. Das war schon bei Stötzers Lied so. Das hat sich dann in der Überarbeitung immer weiter verloren. Vielleicht wäre „Poem“ die bessere Gattungsbezeichnung. Im Rücken sitzt mir ganz oft Majakowski rum und feuert mich an. Dann habe ich mich während der ganzen Zeit mit Prosagedichten beschäftigt, jetzt eigentlich auch noch. Aber vor allem ist mir die Gattungsbezeichnung auch nicht so wichtig.

Mir fiel auf, dass du dein Buch DDR-markenästhetisch einrahmst. Sie beginnt mit einer Trabifahrt und endet mit dem Ausstieg aus einem ‚Wolga’. Trabi und Wolga. Dann habe ich versucht, mir zu erklären, ob es eine Bedeutung hat. Hat es eine? Der Westen ist doch viel bedachter auf seine Marken als der Osten. Dachte ich. Schreibt etwa ein Weltbürger über den Osten? Oder ist es immer noch der Karl-Marx-Städter? Oder beide?

Die Marken sind historisch bedingt. Natürlich. Der Trabi im Westen ist aber auch eine, sagen wir, merkwürdige Erscheinung. Während er ja im Osten unter seinesgleichen unterging. Und der ‚Wolga’ war halt die große Kiste. Kaum ein Privatfahrzeug, eher Sache der Administration. Und dann Persil. Das nur als Markenname da war, ohne Produkt. Natürlich bin ich als Kosmopolit immer auch Karl-Marx-Städter und Chemnitzer und habe eine sächsische Färbung. Das ist kein Grund, stolz zu sein, aber es ist nun mal Bestandteil meiner Persönlichkeit wie meine chronische Erkrankung. Schicksal. „Steck deinen Kopf in tausend Locken, stell deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst am Ende, was du bist.“ Sagt Mephisto in Faust. Und der Teufel hat immer recht.

Wo bleiben die Frauen (Jane Fonda ausgenommen)? Es sind ja lauter Männer, die vorkommen.

Meine Mutter kommt noch vor. Und meine Schwester. Meine um Breschnew trauernde Mathelehrerin nicht zu vergessen und die Frau auf der Persilwerbung. Die Nachbarin mit ihrem Mann und dem Hund. Sonst zeichnet das Buch ja auch nicht gerade eine üppige Personage aus. Und ehrlich: Weder bei der Armee noch bei der Stasi spielten Frauen eine zentrale Rolle.

Der Icherzähler entpuppt sich als ziemlicher Tierfreund, wobei der Ausdruck Tierfreund vielleicht falsch ist, weil er auf einer anthropozentrischen Überlegenheitszuschreibung gründet. Ich empfinde seine Tier-Betrachtungen äußerst gelungen in dem Sinne, in dem ihnen der neueste Forschungsstand mindestens der Animal Studies eingeschrieben ist. Auch der Mensch ist Tier. Doch in dem Text geschieht eine Umkehrung: Das Tier ist menschlicher als der Mensch und der Mensch tierischer als das Tier. An einer Stelle sprichst du von dem sowjetischen Dachsystem als von einem “sterbenden Raubtier”. Dann wiederum habe ich den Eindruck, dass der Titel „Die Rückkehr der Tiere“ den Gedanken in eine andere Richtung treibt. Ich muss dabei an die Wendung „Heimsuchung der Vergangenheit“ denken. Das metaphorische Spiel ist Absicht? Ist der Icherzähler ein Tier, das zurückkehrt an den Ort seines Heranwachsens?

Bevor ich Philosophie als Leidenschaft entdeckte, war ich ein ziemlicher Tierfreund und las so populärwissenschaftliche Tierbücher. Bzw. ich schaute mir vor allem die Bilder an. Da ist was hängen geblieben. Und mit der Deindustrialisierung im Osten kehrten die Tiere zurück. Also nicht alle, aber einige Arten wie Wolf und Luchs, und manche wanderten neu ein wie der Schakal. Das finde ich spannend und beruhigend zugleich. Es ist aber keine Heimsuchung, sondern in meinen Augen eine Normalisierung. Was die Gattung Mensch verdrängt, ist also nicht unbedingt für immer verloren. In manchen Fällen allerdings leider schon. Den Riesenalk gibt es nur noch ausgestopft in Naturkundemuseen zum Beispiel. Und wir können es ja immer noch wieder rückgängig machen, wenn wir Menschen die Vernichtungsmaschine anwerfen. Ob wir in einem emphatischen Sinn menschlich sind, muss sich erst noch erweisen. Die Tiere müssen das nicht sein, weil sie ja keine globale Bedrohung darstellen, wie der Mensch. Im Tod allerdings erweist er sich dann wirklich als Tier. Im Sterben. Hier wird die Gleichheit aller Individuen, welcher Gattung auch immer, manifest.

Ist diese Rückkehr etwas Spezifisches für jemanden wie du, dessen literarisches Lebenswerk sich klar abzeichnet? Hast du die Distanz gebraucht?

Eigentlich ist diese Rückkehr ein stehendes Motiv. Ich höre etwas und freue mich. In meinem ersten Gedichtband heißt es: Hier siedelt er wieder, der Wolf. Und in meinem ersten Prosabuch gibt es eine Reflexion über einen Hund auf einer Rolltreppe und eine über das Sterben von Ameisen.

Mit der Distanz verändert sich der Blick, die Themen aber bleiben. Und ich glaube nicht, dass eines davon einmal erschöpfend von mir behandelt werden kann.

Gibt es eine immanente Logik in der Schrittfolge deiner Erscheinungen? Oder gehst du bei der Selektion deiner Buchthemen erratisch vor? Führt etwas direkt von deiner Novelle (2018) zur ‚Rückkehr’?

Ich arbeite immer zeitgleich an mehreren Sachen. Die Novelle aber ist meine kürzeste, für die ich am längsten gebraucht habe. Zwanzig Jahre mit längeren Unterbrechungen. Eine immanente Logik gibt es vielleicht dahingehend, dass es einen begrenzten Themenpool gibt, aus dem heraus die Texte entstehen, aber kein formuliertes Programm. Als nächstes, denke ich, werden es aphoristische Kurzgedichte sein.

Das Thema der Rückkehr ist seit der Wende vom Vorwurf des Provinzialismus betroffen, seit dem deutsch-deutschen Literaturstreit Anfang der 90er. Autor*innen, die die deutsch-deutsche Geschichte aufarbeiten, haben es nicht leicht bei der Rezeption. Oder ist sie dir gleichgültig?

Solche Debatten interessieren mich wie Fernsehshows. Sie sind manchmal unterhaltsam, und wenn ich Zeit habe, schaue ich rein. Wonach ich mich manchmal sehne, ist eine ästhetische Auseinandersetzung auch unter Kolleginnen oder Kollegen. Da die Szene aber weitgehend in Freundeskreisen organisiert ist, wird das wohl ausbleiben.

Vielen Dank für das Gespräch! Mögen es mehr werden, die dieses fantastische Prosapoem für sich entdecken!

Die Fragen stellte Alexandru Bulucz.

Letzte Änderung: 13.08.2021

Jan Kuhlbrodt: Die Rückkehr der Tiere | © Foto: Klaus Praefke

Jan Kuhlbrodt Die Rückkehr der Tiere

Gedichte: Jan Kuhlbrodt
Illustrationen: Klaus Walter
Softcover, 176 Seiten
ISBN: 978-3-945832-36-3
Edition Belletristik
Verlagshaus Berlin, 2020

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