W()RTMELDUNGEN im Crespo Studio
Mit WORTMELDUNGEN stärkt die Frankfurter Crespo Foundation seit 2018 Autor:innen, die den Zeitgeist nicht nur erfassen, sondern auch hinterfragen – mit kurzen kritischen Texten, die auf dem Buchmarkt kaum eine Rolle spielen, aber ein besonders zeitgemäßes literarisches Format in Zeiten gesellschaftlicher Krise sind. In der literarischen Kurzform lässt sich schnell und aktuell auf das reagieren, was in der Gesellschaft passiert. WORTMELDUNGEN fördert die Produktion kurzer Texte und schafft Sichtbarkeit für Autor:innen, die sich literarisch und kritisch zu aktuellen Themen äußern.
Freitag, 8. März 2024
Von den Auswüchsen neoliberaler Utopien und dem Entwurf einer weiblichen Zukunft handelt Theresia Enzensbergers 2022 erschienener Roman „Auf See“ (Hanser Verlag). Sie verhandelt darin Fragen nach gesellschaftlicher und individueller Verantwortung für das Zusammenleben in Zeiten von Krisen und Klimawandel. Wen treffen Krisen besonders, und wer glaubt, sich vor ihnen retten zu können? Wer hat die Handlungsmacht, und wer trägt die Konsequenzen? Diese und weitere Fragen finden ihren Schauplatz auf einer Insel in der Ostsee. Mit Christoph Schröder spricht Theresia Enzensberger über vergangene und kommende Zukünfte.
Theresia Enzensberger 1986 geboren, hat Film und Filmwissenschaft am Bard College in New York studiert und schreibt als freie Autorin Prosa, Essays, Reportagen und Kritiken. 2014 gründete sie das BLOCK Magazin, das mit einem „Lead Award“ als bestes Newcomer-Magazin ausgezeichnet wurde. 2017 erschien ihr Debütroman „Blaupause“ beim Hanser Verlag. Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt und mit der Alfred Döblin-Medaille ausgezeichnet. 2022 erschien ihr Roman „Auf See“, der für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Theresia Enzensbergers neuestes Buch, “Schlafen”, das im Frühjahr 2024 veröffentlicht wird, ist ein philosophischer Streifzug durch die Nacht und eine persönliche Erkundung der Schlaflosigkeit.
Mittwoch, 20. März 2024
Der Begriff der Fake News beschreibt bereits seit einigen Jahren eine Praxis der Wirklichkeitsumdeutung, die von Populist:innen genutzt wird, um die Öffentlichkeit von ihren ‚Wahrheiten‘ zu überzeugen – allen voran Donald Trump, der aktuell wieder für die amerikanische Präsidentschaft kandidiert. So entstehen durch gezielt eingesetzte Narrative in der politischen und gesellschaftlichen Realität Fiktionen, die durch die Medien eine weite Verbreitung erlangen. Wie reagiert aktuelle Literatur auf diese Fiktionalisierung des politischen und gesellschaftlichen Geschehens? Die Autorinnen Kathrin Röggla und Anna Yeliz Schentke sehen eine Antwort in der literarischen Zeugenschaft und der Kraft des Protokollarischen. Gemeinsam mit dem Historiker Till van Rahden gehen sie der Frage nach, was die Literatur den gegenwärtigen politischen, gesellschaftlichen und medialen Narrativen entgegenzusetzen hat.
Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) und dem Wortmeldungen-Literaturpreis (2020). Sie veröffentlichte unter anderem die Prosabücher »really ground zero« (2001), »wir schlafen nicht« (2004), »die alarmbereiten« (2010), »Nachtsendung. Unheimliche Geschichten« (2016) sowie gesammelte Essays und Theaterstücke unter dem Titel »besser wäre: keine« (2013). Kathrin Röggla ist seit 2015 Vize-Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin und seit 2020 Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Zuletzt erschien ihr Roman »Laufendes Verfahren«, für den sie den Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) erhalten hat.
Anna Yeliz Schentke ist 1990 in Frankfurt geboren, aufgewachsen und lebt auch heute dort. Das letzte Mal in Istanbul war sie Ende 2015. Im Frühjahr 2020 nahm sie an der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung teil und stand im Herbst 2020 auf der Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises. Ihr Debütroman »Kangal« (2022) stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2022 und wurde mit dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg 2023 ausgezeichnet.
Till van Rahden ist Historiker und Professor für Deutschland- und Europastudien an der Université de Montréal in Kanada. Seit 2021 ist er Non-Resident Senior Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg/Frankfurt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Europäischen Geschichte seit der Aufklärung. Dabei interessiert er sich besonders für die Spannung zwischen dem schwer fassbaren Versprechen demokratischer Gleichheit und der Allgegenwart von kultureller Vielfalt und moralischen Konflikten. Von April bis Juni dieses Jahres ist er als Research Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Ausgewählte neuere Publikationen: »Demokratie. Eine gefährdete Lebensform« (Frankfurt/M. 2019), »Horizonte der Demokratie. Offene Lebensformen nach Walt Whitman« (Bielefeld, 2024) und »Vielheit. Jüdische Geschichte und die Ambivalenzen des Universalismus« (Hamburg 2022).
Letzte Änderung: 18.02.2024 | Erstellt am: 15.02.2024
Freitag, 8. März 2024
19:30 Uhr
„Auf See“ – Utopisches und dystopisches Erzählen, Lesung und Gespräch mit Theresia Enzensberger, Moderation: Christoph Schröder
Mittwoch, 20. März 2024
19:30 Uhr
Literatur im politischen Spannungsfeld zwischen Narrativ und Protokoll, Lesung und Gespräch mit Kathrin Röggla und Anna Yeliz Schentke, Moderation: Till van Rahden
Veranstaltungsort:
Crespo Studio (im Haus des Buches)
Berliner Straße 27
60311 Frankfurt am Main
Eintritt frei
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