Stolper worte

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Lesung in Berlin
Stolpersteine: Heinz Rosenberg / Hedwig Abraham

Die Stolpersteine am Märkischen Ufer 20 erinnern an Heinz Rosenberg und Hedwig Abraham. Die Lesung von Alexandru Bulucz findet am Donnerstag, 16. September 2021 um 18 Uhr vor Ort statt.

“Stolpersteine” ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, mit dem an Menschen erinnert wird, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Die Stolpersteine sind Betonquader mit einer Kantenlänge von 10 cm, die in den Gehweg vor dem letzten frei gewählten Wohnort von Verfolgten des Nationalsozialismus eingelassen werden. Auf einer Messingplatte an der Oberseite sind der Name und das Schicksal des Menschen, an den erinnert wird, zu lesen. Es gibt sie in Berlin seit 1996. Auf dieser gemeinsamen Internetseite der Berliner Stolperstein-Initiativen finden Sie Informationen zu den hier verlegten Stolpersteinen und erfahren mehr über die Umsetzung des Projektes in Berlin. Heute werden die Stolpersteine für Juden, Sinti und Roma, Menschen aus dem politischen oder religiös motivierten Widerstand, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Opfer der “Euthanasie”-Morde und für Menschen, die als vermeintlich „Asoziale“ verfolgt wurden, verlegt.

Stolpersteine: Heinz Rosenberg / Hedwig Abraham

Heinz Rosenberg gehörte zum Berliner Arbeiterwiderstand und war in der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation aktiv. Er wurde am 20. Juni 1912 in Berlin geboren, war im Arbeitersportverein „Fichte“ und arbeitete bis 1933 als kaufmännischer Angestellter. Seine Wohnung befand sich in Mitte, Märkisches Ufer 20. Nach 1933 konnte Rosenberg seinen kaufmännischen Beruf nicht mehr ausüben und schlug sich als Fensterputzer durch. Seine fünf Geschwister sind in den 1930er Jahren emigriert. Er selbst lebte seit 1942 unangemeldet in einem Laden, den sein Freund Siegfried Forstreuter ihm in der Neuköllner Hermannstraße angemietet hatte. Illegale Papiere besorgte ihm seine Bekannte Lucie Beltz, in deren Wohnung er als Untermieter einige Zeit gelebt hatte. Lucie Beltz arbeitete auf dem Polizeiamt Mitte und hatte Zugang zu entsprechenden Formularen und Stempeln.

In der Widerstandsorganisation war er mit Sicherheitsfragen befasst, war am Versand von Soldatenbriefen beteiligt und besorgte Legitimationspapiere für andere Untergetauchte. In seinem Laden versteckte er einen Abziehapparat und Papier für die Herstellung von Flugblättern sowie Feldpostadressen. Auch einen Koffer mit Fahrradmantel, Farbe und Farbrolle, den er von Franz Jacob bekommen hatte, bewahrte er eine Zeitlang dort auf. Der Fahrradmantel war mit einer Parole aus Gummibuchstaben versehen, die beim Fahren auf die Straße übertragen werden sollten. Am 6. Juli 1944 wurde er festgenommen. Wie alle verhafteten Juden wurde auch er nicht vor Gericht gestellt. Seit 1942 gab es eine Vereinbarung zwischen dem Reichsjustizminister O. G. Thierack und dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler, die regelte, dass festgenommene Juden ins Konzentrationslager eingeliefert werden. Rosenberg wurde ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiertund dort am 20. Februar 1945 auf Befehl des Reichssicherheitshauptamtes erschossen.

Hedwig Abraham wurde am 10. Januar 1861 in Berlin geboren. Über ihre Jugendjahre ist nichts bekannt. Ab Mitte der 1930er Jahre wohnte sie im Haus Märkisches Ufer 20 (heute: Hausnr. 22) im Bezirk Mitte. Das Haus gehörte der Abraham’schen Erbengemeinschaft. Es wohnten dort noch, als Verwalter, der Kaufmann Richard Abraham sowie eine Witwe C. Abraham. Hedwig Abraham lebte bis zu ihrer Deportation im Jahr 1942 in sehr bescheidenen Verhältnissen. Sie hatte eine Schwester, die in England lebte.

Hedwig Abraham wurde zunächst ins Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht und von dort am 10. September 1942 mit dem „61. Alterstransport“ über Hamburg nach Theresienstadt deportiert. Dort starb die 81-Jährige am 28. November 1942.

Letzte Änderung: 19.10.2021  |  Erstellt am: 13.09.2021

Alexandru Bulucz | © Foto: Renate von Mangoldt

Alexandru Bulucz

geboren 1987 in Alba Iulia, Rumänien, ist Lyriker, Übersetzer, Kritiker und Herausgeber. Für Gedichte aus „was Petersilie über die Seele weiß“ (Schöffling und Co., Frankfurt/M 2020) erhielt er den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis und ein einjähriges Arbeitsstipendium des Berliner Senats. Er lebt in Berlin.

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