STOLPER WORTE: Lesung in Berlin

STOLPER WORTE: Lesung in Berlin

Die Stolpersteine in der Fehrbelliner Str. 81, 10119 Berlin erinnern an die Familie Fuss. Die Lesung von Kathrin Bach findet am Dienstag, 5. Oktober 2021, 18 Uhr vor Ort statt.

“Stolpersteine” ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, mit dem an Menschen erinnert wird, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Die Stolpersteine sind Betonquader mit einer Kantenlänge von 10 cm, die in den Gehweg vor dem letzten frei gewählten Wohnort von Verfolgten des Nationalsozialismus eingelassen werden. Auf einer Messingplatte an der Oberseite sind der Name und das Schicksal des Menschen, an den erinnert wird, zu lesen. Es gibt sie in Berlin seit 1996. Auf dieser gemeinsamen Internetseite der Berliner Stolperstein-Initiativen finden Sie Informationen zu den hier verlegten Stolpersteinen und erfahren mehr über die Umsetzung des Projektes in Berlin. Heute werden die Stolpersteine für Juden, Sinti und Roma, Menschen aus dem politischen oder religiös motivierten Widerstand, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Opfer der “Euthanasie”-Morde und für Menschen, die als vermeintlich „Asoziale“ verfolgt wurden, verlegt.

Die Stolpersteine in der Fehrbelliner Str. 81 erinnern an Abraham, Hildegard, Ruth und Thea Fuss.

Abraham Fuss wurde am 19. März 1891 in Mościska (Mostyska) in Galizien geboren. Er war der Sohn von Jutta, geb. Reif, und Nathan Fuss. Ende der 1920er Jahre lebte er in Berlin, lernte hier Hildegard Schmul kennen und heiratete sie im Dezember 1928. Anfang 1930 kam ihre Tochter Ruth zur Welt und ein Jahr darauf deren Schwester Thea. Die Familie zog in die Fehrbellinerstraße 83 (heutige Hausnummer 81) in Berlin-Mitte. In der Wohnung betrieb Abraham mit seiner Frau eine etablierte Schneiderei mit vier Angestellten und mehreren Gehilfen.

Abraham Fuss wurde bereits Ende 1938 im Rahmen der sogenannten „Polenaktion“ – der kurzfristig und gewaltsam durchgeführten Ausweisung von 17 000 jüdischen Polen aus dem Deutschen Reich – nach Zbąszyń (Bentschen) abgeschoben und interniert. Aus der Internierung entlassen, kehrte er 1939 zwar noch einmal nach Berlin zurück, wurde dort aber erneut verhaftet und am 13. September 1939 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert.

Seine schwangere Frau, die ebenfalls Repressionen zu befürchten hatte, flüchtete daraufhin nach Schweden. Ruth und Thea gab sie vor der Flucht in die Obhut des Großvaters der beiden Mädchen, von dort kamen sie in das Jüdische Kinderheim in der Fehrbelliner Straße. Die beiden Schwestern waren, nachdem sie von ihren Großvater getrennt worden waren, bis zur Schließung 1942 in diesem Kinderheim untergebracht. Die stetigen Versuche von Hildegard, aus Schweden heraus für den Mann und die Töchter Erleichterungen oder bestenfalls die Ausreise zu ermöglichen, scheiterten.

Am 28. Mai 1942 wurde Abraham Fuss um 19 Uhr im Konzentrationslager Sachsenhausen „auf Befehl“ erschossen. Am 19. Oktober 1942 wurden die beiden Schwestern Ruth und Thea nach Riga deportiert und hier nach Ankunft am 22. Oktober 1942 in den Wäldern bei Riga erschossen.

Am 19. Oktober 1942 wurden die Schwestern Ruth und Thea mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert und unmittelbar nach Ankunft ermordet.

Letzte Änderung: 02.07.2024  |  Erstellt am: 13.09.2021

Kathrin Bach

geboren 1988 in Wiesbaden. Studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und ist ausgebildete Buchhändlerin. 2017 erschien ihr Lyrikdebüt Schwämme in der Parasitenpresse [Köln]. Lebt in Berlin und arbeitet derzeit an einem neuen Lyrikband und ihrem ersten Roman.

https://www.stolperworte.de/

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