ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE
Sie malt, er bildhauert, ein Paar sind sie seit 30 Jahren: Isa Dahl und Daniel Wagenblast. Dahls Bilder zeichnen dynamisch aufgesetzte Pinselschwünge aus, die an Grashalme, Federn oder Pflanzenfasern erinnern. Jedes Bild vermittelt eine anziehende Raumtiefe, die dem Betrachter bei genauem Hinsehen unendlich viele Schichten offenbart. Daniel Wagenblast erzählt mit seinen Skulpturen Kurzgeschichten. Mit seinen Themen und Materialien zeigt er uns gegensätzlich wirkende Kompositionen aus Technik und Mensch, aus Gelassenheit und Mobilität.
Isa Dahl wurde 1965 in Ravensburg geboren, sie lebt und arbeitet in Stuttgart. 1984 begann sie ihr Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1989 wechselte sie an die Kunstakademie Düsseldorf zu Professor Dieter Krieg, wo sie ihren Abschluss als Meisterschülerin machte. Die Kunstakademie ermöglichte ihr ein Jahr darauf ein Reisestipendium für die USA. Zudem erhielt sie den Villa Romana-Preis, verbunden mit dem einjährigen Aufenthalt in der Villa Romana in Florenz und das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium. Es folgten weitere Stipendien und Auslandsaufenthalte.
Das Werk Isa Dahls ist durch Pinselbahnen, die sich spiralförmig in-, über- und untereinander in mehreren Farbschichten in Lasurtechnik zu einem Liniengeflecht konzentrieren, geprägt. Diese gegenständliche und doch abstrakte Malweise verleiht den imaginären Bildräumen durch eine exakte Planung und einem dynamischem Farbauftrag eine große Tiefenwirkung und eine intensive Leuchtkraft. Dahl verwendet für ihre Werke sowohl Farbmischungen der primären Farbpalette wie Rot und Gelb als auch Sekundärfarben wie Orange und Grün. Die Ölfarben werden entweder auf der Palette oder auf der Leinwand selbst zu neuen Farbmischungen vermalt. Dahl benutzt also keine reinen Farben. Die farblichen Abstufungen erzeugen eine Unendlichkeit des Bildraumes und offenbaren dem Betrachter zahlreiche Schichten – Begrenzungen scheint es hier nicht zu geben. Das eigene Umfeld dient der Künstlerin als Inspiration für die hochkomplexen Gebilde, die an biomorphe Formen erinnern. Szenen werden hierfür zuvor skizzenhaft festgehalten, dann beginnt der malerische Prozess. In großer Konzentration und ohne lange Unterbrechungen versucht Dahl zu malen. Dabei bestimmt ihr Tempo auch das Tempo des Bildes bis eine Eigenständigkeit des Bildes entsteht.
Daniel Wagenblast studierte von 1984 bis 1990 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Peter Grau und Rudolf Schoofs. Mehrere Reisen in die USA 1992/93 inspirierten ihn zu seinem ersten großen Werkblock, der Serie Yellow Cab, N.Y., die verschiedenartige plastische Darstellungen der in den USA gewöhnlich gelben Taxi-Fahrzeuge zum Gegenstand hat. 1994 gehörte Wagenblast zu den Gründern der Künstlergruppe “maximal”.
Wagenblast experimentiert in seinen Skulpturen mit realen Dimensionen und gewohnten Erscheinungsformen. Das Zusammenspiel von Mensch und Technik, Mensch und Tier sowie die menschliche Abhängigkeit von Gebrauchsgegenständen bilden dabei die zentralen Themen seiner Werke. Besonders die in seinen Arbeiten immer wiederkehrende Figur des „Weltenfahrers“ zeigt deutlich das Spiel mit den Größenverhältnissen. Der Mensch erscheint hier als überdimensionale Figur, in der sich eine selbstbewusste Welterfahrung ausdrückt. Das Prinzip der Größenumkehrung kennzeichnet fast alle Arbeiten des Bildhauers. Ob auf einer Kirche sitzend, oder Autos stemmend, die Figuren Wagenblasts lassen keine Ängste vor dem technologischen Fortschritt erkennen. Es ist vielmehr die Suche nach dem rechten Maß oder Maßstab zur Betrachtung der Umwelt. Mit leiser Ironie erzählt der Künstler von Sehnsucht und dem Willen zur Eroberung der Welten. Traumartige Darstellungen, symbolhafte Bilder, die aus scheinbar surrealen Zusammenstellungen der Ding-Welt bestehen, jedoch gleichzeitig neue Bedeutungsebenen eröffnen. Ob leise Kritik an den Hierarchien im System, hintersinnige Angriffe auf menschliche Verhaltensweisen, bis hin zu fast zynischen Statements zur Zeitgeschichte – Wagenblast bildet auf spielerische Weise das Menschsein ab.
Die Skulpturen sind üblicherweise in Bronze, Aluminium oder Holz ausgeführt. Auch gewann und realisierte Daniel Wagenblast eine Vielzahl von öffentlichen Kunst-am-Bau-Wettbewerben, wie z. B. sieben Sterne für die blauen Engel in Crailsheim und Mann auf Spaten, eine Skulptur in Gruibingen oder good day vor der DVAM in Detmold.
Letzte Änderung: 06.07.2023 | Erstellt am: 04.07.2023
Isa Dahl und Daniel Wagenblast:
Zwischen Himmel und Erde
Eröffnung:
Freitag 7. Juli 2023, 19 Uhr
Dauer der Ausstellung:
8. Juli bis 19. August 2023
Galerie Tobias Schrade
Auf der Insel 2
89073 Ulm (Donau)
www.galerie-tobias-schrade.de
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