Vom Wasser aus geht der Pinsel um seiner selbst willen zur Farbe
Die Galerie Arte Giani zeigt neue Werke der Frankfurter Künstlerin. Die Eröffnung findet am 27. Oktober 2021 um 17.30 Uhr statt.
Alissa Walsers neuere Arbeiten gehen von der Idee des Schreibens aus, werden dann aber immer autonomer in den Bewegungen der Farben und in der Gestaltung von Fläche und Raum. Zwischen dem Format des Quadrates und dem am Anfang noch leeren Resonanzboden der weißen Fläche entwickelt sich suchend ein leichtes, fast schwebendendes Miteinander von Linien und Bändern, die sich spiegeln, umtanzen, anziehen und entfliehen. Erdfarbene, breite Pinselzüge lassen Landschaftsassoziationen entstehen, vegetabile Linien umspielen sie. Wie das titelgebende Haiku beschreibt, verbindet sich in den sensiblen Pinselzügen die ruhige Bewegung der Hand mit der flüssigen Mehrfarbigkeit des Striches zu einer Momentaufnahme, von der sich der Betrachter wünscht, dass sie nie enden möge.
„Aus dem Sommer die Laute
des Wassers, die Stimmen vom See –
ich will sie sparen, dass ich in der Winterstille
etwas zu hören habe“ (Martin Walser, Sprachlaub, S. 53)
Einige in der Ausstellung gezeigten Aquarelle ergänzen kongenial Texte von Martin Walser. Aus dieser Zusammenarbeit in diesem Frühjahr von Martin Walser der Band „Sprachlaub“ erschienen (Martin Walser und Alissa Walser, Rowohlt Verlag 2021). Martin Walser sammelt in seinen vielfältigen und weitgespannten Augenblickstexten Eindrücke und Momente, fixiert die eigenen Zustände so, als wären sie endgültig. Gleichzeitig versucht er offen zu sein. Seine Tochter Alissa gibt in ihren Aquarellen – den schweifenden Motiven des Vaters nachspürend – Gestalt. Mit Natur und Landschaft schöpft sie aus ähnlichen Quellen und fügt den Stimmungen ein sinnliches, fast musikalisches Moment hinzu. Dieser wunderbare, sorgfältig gestaltete kleiner Band, ist ein Kunstwerk für sich, zart und tragfähig.
Alissa Walser, 1961 geboren in Friedrichshafen, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Sie studierte von 1981 bis 1986 Malerei in New York und Wien. 1992 erhielt sie den Bettina-von-Arnim-Preis und den Ingeborg-Bachmann-Preis, im Jahr 2004 das Stipendium der Villa Massimo.
Letzte Änderung: 14.01.2022 | Erstellt am: 21.10.2021
Dauer der Ausstellung: 27.10. – 19.12.2021
Arte Giani
Kunstberatung und Galerie
mainBuilding
Taunusanlage 18
60325 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten der Galerie:
Mo 12-18 Uhr
Di – Fr 10-18 Uhr
Sa nach Vereinbarung
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