THIS IS NOT FOR YOU
Das 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse präsentiert als nichtkommerzielle Galerie die Werke von jungen Künstlerinnen und Künstlern mit besonders großem Potential. Neben der Ausstellung unter professionellen Bedingungen umfasst die Förderung durch die Stiftung der Frankfurter Sparkasse auch die Finanzierung eines Katalogs sowie die umfassende Vermittlung der ausgestellten Werke an die Besucher und die Medien.
Die für die Ausstellung entstandenen Arbeiten greifen nach den Leerstellen autobiografischer Erzählungen. Bild- und Textfragmente erscheinen aus ihrem Kontext gelöst und werden bühnenbildartig gezeigt. Ausgangsmaterial sind das vergessene Archiv des bosnischen Fotografen Omer, der das politisch-gesellschaftliche Geschehen für die Zeitung „Unser Wort“ in Ex-Jugoslawien dokumentierte, wobei er auch immer einen Blick fürs Private und Intime hatte sowie die Recherche nach der Geschichte eines Frankfurter Strafverteidigers. Ein Boulevardmagazin hatte Rechtsanwalt H. in den 2000er Jahren als Kriminellen offengelegt, dessen frühzeitiges Ableben warf weitere Fragen auf. Was diese zwei Personen miteinander verbindet ist der Künstler als der Enkel des einen und Sohn des anderen Verstorbenen.
Gegenwärtig stehen Pathos, Sentimentalität und Affekt als kulturpessimistische Schlagworte unter Verdacht. Gerade darin sieht Arnaut ein Potential, sie als dramaturgisches Material umzuwerten: „Schließlich verlaufen Erinnerungen nicht-linear und brauchen Gewicht, um gehalten werden zu können. Allem Zynismus zum Trotz. Wiederkehrende Themen sind Auseinandersetzungen über Autorenschafft, Identität, Gewalt und Scham, aber auch Reflektionen zu Mechanismen der Erzählung, sowie das Betonen von Augenblicken der Geborgenheit inmitten von Verlust.“ Theresa Weise schreibt in Arnauts zur Ausstellung erscheinendem Katalog „Always Leave Them Wanting Less“: „Nostalgisch-ironisch blickt er in die Vergangenheit und ergänzt in der Gegenwart eine neue Ebene des Humors. “The Thing Hurts Kinda Funny”, “50% Bitterzart”, Arnauts Augenzwinkern spicken seine Arbeiten. In der Dialektik steckt der Reiz, vielleicht ist all das auch nur inszeniert, wie bei einem Schauspiel. So eindeutig die Themen von Arnaut sein mögen, so schnell lösen sie sich im nächsten Blick auf. Sie changieren zwischen Nostalgie und Humor. Mit den Worten “Sorry for your loss” und “Lost in the Fun House” beschreibt Arnaut wohl am besten seine Praxis. Arnauts Arbeiten bleiben bisweilen ein Rätsel.“
Joschua Yesni Arnaut, geboren 1989 in Frankfurt am Main, studierte an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung Experimentelle Raumkonzepte bei Prof. Heiner Blum sowie Bildhauerei bei Prof. Mike Bouchet und schloss sein Studium 2023 mit dem Diplom ab. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und Preisträger der Frankfurter Künstlerhilfe im Jahr 2021.
Interview mit Joschua Yesni Arnaut auf gallerytalk
Letzte Änderung: 30.01.2024 | Erstellt am: 30.01.2024
Joschua Yesni Arnaut:
THIS IS NOT FOR YOU
Dauer der Ausstellung:
bis 30. März 2024
1822-Forum
Fahrgasse 9
60311 Frankfurt am Main
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