SOMEDAY IS NOW

SOMEDAY IS NOW

Silke Wagner in der Galerie Wilma Tolksdorf
Silke Wagner, Ausstellungsansicht | © Günzel / Rademacher

Silke Wagner nähert sich in neuen Werkgruppen auf vielschichtige Weise dem Zusammenleben von Natur und Mensch und überträgt dieses Thema des Zusammenlebens durch individuelle ästhetische Formfindung in den Bereich der Kunst. Der Titel SOMEDAY IS NOW suggeriert in seiner poetischen Zweideutigkeit die Erfüllung sehnsüchtiger Erwartungen. Im Kontext der Ausstellung wird jedoch die mahnende Erkenntnis deutlich, dass manche Vorhersagen schneller eintreffen als erhofft. Aktuelle Werke sind in der Ausstellung bei Wilma Tolksdorf zu sehen.

Silke Wagner: Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus) I, 2022 | © Foto: Günzel / Rademacher

In einer neuen Serie von forschungsbasierten Arbeiten stellt die Künstlerin Silke Wagner verschiedene Pflanzen- und Blumenarten dar, deren aktueller Status von “schutzbedürftig” über “vom Aussterben bedroht” bis hin zu “ausgestorben” reicht. Die Umrisse der Pflanzen erscheinen als dunkler Siebdruck auf Zeitungspapier; die filigranen Zweige, Blätter und Blütenformen der verschiedenen Arten sind im Druck nicht zu erkennen. Die Umrisse der Pflanzen symbolisieren nicht nur die Leere, die sie durch ihr Verschwinden im Ökosystem hinterlassen. Die von der Künstlerin ausgewählten Zeitungsartikel, die sich u.a. mit den zerstörerischen Einflüssen des Menschen auf die Umwelt beschäftigen, werden so in mehrfacher Hinsicht als Hintergrund erkennbar.
In ihrer Neonarbeit “Nancy Graves” von 2010 greift Wagner eine Bronzeskulptur der amerikanischen Künstlerin Nancy Graves auf, die sich mit verschiedenen Phänomenen aus der Natur und der Anthropologie beschäftigte und transformiert sie. Wagner übersetzte die ursprüngliche Skulptur in die Oberfläche einer Zeichnung, deren Umrisse der Künstlerin als Vorlage für ihre Installation dienen. Die Künstlerin verwandelt das poetische Ausgangsmotiv in eine Neonarbeit, die die leuchtende Formensprache der kommerziellen Ästhetik aufgreift.
Künstlerische Natur- und Tierstudien bilden den Ausgangspunkt einer Werkgruppe von Silke Wagner, die das Schicksal zahlreicher Vogelarten festhält. Das historische Ausgangsmaterial – Lithografien, Holzschnitte sowie Kupferstiche, die zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert entstanden sind – wurde mit Hilfe des Siebdrucks künstlerisch bearbeitet. So erscheinen die verschiedenen Vogelarten in den Abbildungen nur noch als phantomhafte, unscharfe Umrisse innerhalb ihrer ursprünglichen Lebensräume.

Silke Wagner: Figure XII, 2022 | © Foto: Günzel / Rademacher

Der “Gelbe Frauenschuh”, eine wilde Orchideenart in Europa, gilt heute als gefährdet und steht unter Artenschutz. Silke Wagner macht diese Art zum Thema einer Werkgruppe, für die die Künstlerin digital bearbeitetes Fotomaterial aus den 1960er Jahren verwendet und mit einem Siebdruck überlagert. Die Art des Drucks sowie die farbintensive Hervorhebung der Pflanzen vor jeweils reduzierten Hintergründen lassen Motive entstehen, die malerisch anmuten und im Fall der Arbeit Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus) I, 2022, eine collageartige Komposition ergeben.
Die künstlerische Praxis von SILKE WAGNER basiert auf der Annäherung an ein Thema in einer vielseitigen Formensprache und unterschiedlichen Medien. Erhobene Daten zum Erhaltungszustand verschiedener Vogel- und Pflanzenarten finden ihren Ausdruck im farbigen Zusammenspiel der Mobiles “Abbildung XI” und “Abbildung XII”, beide aus dem Jahr 2022, wobei die Schwere des dargestellten Sachverhalts – der Anteil gefährdeter Pflanzen- und Vogelarten – durch die Leichtigkeit der Darstellung und Installation kontrastiert wird. Nur in der Arbeit “Abbildung XIII”, 2022, eröffnet sich ein Hoffnungsschimmer, indem sie das Wiederaufleben des fast ausgestorbenen Mauritiusfalken zeigt.

Letzte Änderung: 27.09.2022  |  Erstellt am: 27.09.2022

SILKE WAGNER: SOMEDAY IS NOW

Dauer der Ausstellung:
bis 29. Oktober 2022

Galerie Wilma Tolksdorf
Hanauer Landstrasse 136
60314 Frankfurt am Main

divider

Kommentare

Es wurde noch kein Kommentar eingetragen.

Kommentar eintragen