Paradise Lost

Paradise Lost

Im Atelier bei Ankalina Dahlem
Ankalina Dahlem; Floating woman, 2022, Acryl auf Leinwand, 140 x 180 cm

Die Künstlerin Ankalina Dahlem studierte u.a. an der Städelschule bei Jörg Immendorff und machte ihr Diplom bei Stephan Balkenhol an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. In ihrem Atelier kann man nun einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Die Künstlerin arbeitet in Mischtechniken auf Leinwand, in Tinte auf Papier. Einige Motive sind in Schwarz-Weiß, die wenigen farbigen Arbeiten konzentrieren sich auf wenige Farben. Die Szenerien haben keinen bestimmten Ort. Sie spielen im Nichts, im Himmel, in der Natur. Das Meer, die Wolken, die Luft, die Gärten werden zum Bildraum, in den der Betrachter wie in ein Kaleidoscope hineinschaut. Hier gibt es keine festen Größenverhältnisse. Die Frauen von Ankalina Dahlem sind schön. Sie sind nackt oder zeitlos bekleidet in Hemd, Bikini, Minikleid, tragen auch mal Stiefel oder einen Gürtel. Sie sitzen, liegen und stehen in der Natur bzw. im Nirgendwo. Ihr Blick geht durch uns hindurch, und bei aller Schönheit haben sie etwas Bizarres und Anachronistisches an sich.
Das trifft auch auf die Gefährten der Frauen zu. Diese Rolle hat Ankalina Dahlem den Tieren zugedacht. Die Frauen befinden sich im Zwiegespräch mit verschiedenen Vögeln, einem Fuchs, Fischen und einer Maus. Ein Zwiegespräch, so einvernehmlich, wie es kaum mit einem menschlichen Wesen zu führen ist. Der Bildraum gehört den Frauen und Tieren. Sie haben sich hier miteinander verschworen. Es handelt sich um Wesen aus Mythen, Fabeln und Geschichten, die sich Ankalina Dahlem ausgedacht hat. Sind diese Frauen schon voller konzentrierter Energie, so tun sich auch die Mädchengestalten der Künstlerin mit magischen Fähigkeiten hervor.

Ankalina Dahlem: Paradise lost, 2021, Acryl auf Leinwand, 125 x 165 cm

Ankalina Dahlem fängt Sehnsucht ein, „die vom Blitz getroffen wird“. Es ist die uralte Sehnsucht nach Arkadien. Dieses Thema beschäftigt die Menschheit und die Künstler seit der Antike. Nymphen, Faune, Götter und Tiere bevölkern herrliche Landschaften, prachtvolle Männer- und Frauengestalten verwöhnen das Auge. Arkadien zieht sich als „roter Faden“ durch die Kunstgeschichte. Im 20. Jahrhundert fangen Picasso, Matisse und Chagall den „Traum vom verlorenen Paradies“ malerisch und in der Graphik ein. In schlichten Linien und Flächen generieren sich ihre Künstlerfantasien vom Flöte blasenden Hirten, vom lüsternen Faun, vom wilden Zentaurus und anderen ausgelassenen Männergöttern, die willige Nymphen locken und umgarnen. Stilistisch stehen die Motive von Ankalina Dahlem den Meistern der Moderne nahe. Auch sie reduziert auf lineare Konturen, vereinfacht Formen und abstrahiert in der Fläche.
Auch ihre nackten Frauen halten Zwiesprache mit der Natur, den Naturgewalten, den Tieren und den Pflanzen. Doch ist da ein Unterschied, der elementarer nicht sein könnte. Bei Ankalina Dahlem gibt es keine Männer! Ihre „Nymphen“, „Göttinnen“ und Frauengestalten sind für sich allein bzw. nur mit ihren Tieren zusammen. Während die Meister der Moderne das Arkadien im männlichen und weiblichen Pendant gefunden zu haben glaubten, macht Ankalina Dahlem ihnen einen Strich durch die Rechnung. Ihr Arkadien ist nur von Frauen bewohnt. Wer nun aber die Umkehrung der Geschlechterverhältnisse erwartet, liegt ebenso falsch. Hier ist kein Amazonenparadies, in dem sich die Frauen dem Mythos nach die Männer nehmen, um sie nach vollzogenem Geschlechtsakt zu verjagen oder zu töten. Ankalina Dahlem malt und zeichnet ein Arkadien ohne Geschlechterkampf. Denn ihre Frauen wissen, dass sie Hüterinnen eines Paradieses sind, das es in der Realität nicht gibt. Von daher bilden sie einen Schutzschild gegen voyeuristische, lüsterne und klischeebehaftetenen Eindringlinge. Deren Wunschvorstellung, sich mit den Arkadienbewohnerinnen lustvoll zu vereinen, wird enttäuscht. Das Paradies bleibt ihnen verwehrt.
Unbemerkt haben sich die Nymphen ihr eigenes Paradies geschaffen, wo sie allein, aber niemals einsam sind.

Ankalina Dahlem: Under the red mushroom, 2021, Acryl auf Leinwand, 160 x 120 cm

Letzte Änderung: 26.04.2023  |  Erstellt am: 22.04.2023

Ankalina Dahlem: PARADISE LOST

OPEN STUDIO
am Mittwoch, 26. April 2023
18 – 20 Uhr
Musikalische Konzeption: Patrick Hohl / MCG
Ab 20 Uhr: DJ Heinz Felber

Atelier
Heidestraße 1 – Ecke Luisenplatz
60316 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten
27./28. April: 17-19 Uhr
29. April: 12-14 Uhr
4./5. Mai: 17-19 Uhr
6. Mai: 12-14 Uhr

In Zusammenarbeit mit der Galerie Barbara von Stechow.

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Kommentare

Joe schreibt
Sehenswert!
Tintin schreibt
Kaufenswert!

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