Norbert Möslangs ÖMEGA MAN II im Spannungsfeld zwischen Kunst und Musik

Norbert Möslangs ÖMEGA MAN II im Spannungsfeld zwischen Kunst und Musik

OPEN GALLERIES in Düsseldorf und Köln (3.-5.9.)

Der Improvisationsmusiker und Geigenbauer Norbert Möslang wurde 1952 in St. Gallen geboren. Er hatte Klavierunterricht, lernte dann autodidaktisch Sopransaxophon und Kontrabassklarinette. Von 1972 bis 2002 arbeitete er mit Andy Guhl im Duo; seit 1984 waren die beiden als Voice Crack unterwegs. Mit Erik M und Günter Müller erweiterte sich das Duo zum Ensemble poire_z. Möslang setzte dabei zunehmend „gehackte“ Alltagselektronik in seinen Improvisationen ein; dabei greift er in die Schaltkreise von Alltagsgegenständen ein, verbindet sie neu, „knackt ihren Code“, wie er es nennt, und funktioniert sie zu Musikinstrumenten um. Er spielte außerdem mit Barbetomagus, Jim O’Rourke, Otomo Yoshihide, Keith Rowe, Carlos Zingaro, Irène Schweizer, Kurt Liedwart, Jérôme Noetinger, Lionel Marchetti, Kevin Drumm, Oren Ambarchi, Tomas Korber, Toshi Nakamura, Keiichiro Shibuya, Christian Weber, Florian Hecker und Jason Kahn. Er verfasst auch Filmmusik. Für seine Arbeit an Peter Liechtis Dokumentarfilm "Das Summen der Insekten" gewann er 2010 den Schweizer Filmpreis für die beste Filmmusik. Möslang arbeitet auch als Fotograf.

Die »Ömega«-Form erscheint als Silhouette einer Figur. Der Bezug ist der dystopische Science-Fiction-Film »Omega Man« mit Charlton Heston von 1971. Ist die »Ömega-Form« eine »Endzeitchiffre«?

Der »Ömega Man« ist eine atompilzartige Figur, ein Kopfbeinler. ›Man‹ ist dabei jedoch eher geschlechtsneutral zu verstehen, weil der »Ömega Man« beide Geschlechter andeutet. Die Figur des »Ömega Man« hat auf alle Fälle etwas Dämonisches. Sie zum Klingen zu bringen, war das Ziel dieser Ausstellung.

Zusammen mit den Wogen und Wellen der Musik wird der »Ömega Man« zu einem kryptischen Zeichen. »Dröhnend ist der Untergang.« Allerdings ist das Zeichen selbst eine positiv geschnittene Form – schließlich ist es keine Fläche, in die wie bei Fontana negative Löcher geschlagen sind, sondern eine aus dem Blech herausgearbeitete Positivform. Formal gesehen wird dem drohenden Untergang also mit einer vollends positiven Setzung begegnet.

Die Ausstellung »Ömega Man II« findet statt in der JUBG, einer der ersten Galerien überhaupt, die sich dem Spannungsfeld zwischen Kunst und Musik widmen. Es ist kein kommerzieller Ort, sondern zunächst einmal ist es ein Ort des Gesprächs und der Inspiration – um an den Schnittstellen zwischen Musik und bildender Kunst zu schauen, wie beide Disziplinen ineinander reichen und sich wechselseitig Dinge herausziehen lassen oder in der Überschneidung bereits vorhanden sind. Die JUBG ist ein Experimentalraum. Es geht darum, gemeinsam Begegnungen zu ermöglichen und ästhetische Probleme aufzuwerfen.

Interview + interview montage:
Max Dax, August 2021

Letzte Änderung: 17.09.2021  |  Erstellt am: 01.09.2021

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