Nicole van den Plas

Nicole van den Plas

Dommuseum Frankfurt

Das Dommuseum Frankfurt hat der belgischen Malerin, Zeichnerin, Fotografin, Pianistin und Instant-Komponistin Nicole van den Plas eine kleine Retrospektive gewidmet. Sie ist im Kreuzgang des Kaiserdoms zu sehen und umfasst Aquarelle, Zeichnungen, Montagen, Fotografien und Fine Art Prints. Immer wieder erzählen sie spielerisch und hintergründig vom Vergessen, Erinnern und Verwandeln. „Tribut“ lautet der Ausstellungstitel – ein entscheidender Hinweis auf das Anliegen von Nicole van den Plas. Der Titel, sagt die Künstlerin, „transportiert ‚eerbetoon‘ (flämisch für Ehrenbezeugung), die Huldigung an die reiche Kultur, welche die Religion hervorgebracht hat. Ebenso eine Huldigung an die Fähigkeiten und die Beweglichkeit des Geistes, einen Dank an das Leben...“.

Nicole van den Plas erzählt in ihrem Werk vom Erinnern, Vergessen und Verwandeln. Ihre oft
kleinformatigen, vielschichtigen Arbeiten berühren immer wieder Themen und Motive der
europäischen Kunstgeschichte – und damit der christlichen Kunst. Das Dommuseum Frankfurt zeigt
ihre Arbeiten in der gotischen Architektur des Kreuzgangs, manchmal versteckt, wie Kommentare
oder Fenster, durch die der Blick in eine poetisch verwandelte Wirklichkeit fällt.

Tribut
Der Ausstellungstitel – Tribut – würdigt diese unendliche Inspirationsquelle der überlieferten Bilder
und charakterisiert zugleich die Arbeiten, die zu sehen sind: als Spiegel oder Spuren einer vom
Glauben, seinen Erzählungen, Bildern und Überzeugungen geprägten Vorstellungswelt – oder der
Erinnerungen an sie. Denn auch wenn die historische Distanz manchmal unüberbrückbar scheint,
sind diese doch immer noch präsent: in Gestalt großartiger Meisterwerke und kleinmeisterlicher,
berührender Bilderfindungen ebenso wie in der Ideengeschichte und ihren Fragen nach Verlust und

Schmerz, Trost und Erlösung
N. v. d. P. wählt – wenn ich sie richtig verstehe – ihre Bilder und Vorbilder nicht nur aufgrund
ästhetischer Aspekte, abgesehen davon, dass das Wählen eher ein Begegnen zu einem bestimmten
Zeitpunkt ist, eine Fügung, und sie immer die Frage stellen würde, wer hier wen wählt. Sie teilt auch
die existentiellen Fragen, die sie oft zum Thema haben. Vom um sein Seelenheil besorgten Stifter,
der sich mit Beunruhigung der eigenen Wehrlosigkeit gegen das Vergehen der Zeit bewusst wird,
zum Baumeister, der sein schönes Gedankengebäude festhalten möchte, bis zum kaum
auffindbaren Drachentöter in einer viel größeren Landschaft, begegnet uns in den Charakteren
ihrer Bilder nicht nur die Künstlerin selbst. Viele der Titel reflektieren kulturelle Praktiken: der
Dichter, der Baumeister, der Stifter, die Philosophen, die Begine. Die Personen sind oft nicht fest
umrissen und daher uneindeutig, oder ihre Umgebung ist aufgelöst in Farbe, so dass sie sich
räumlich kaum fest verorten lassen. Schreibend und zeichnend, entdeckend und kommentierend,
im Gespräch mit einem anderen, gleichzeitig verwundert und mit leisem Amüsement aus dem
Gewölk herunterschauend, von Hunden in einer Wüstenei gehetzt oder entblößt und zugleich
engelhaft im Sumpf: in den fragilen Figuren können Betrachterinnen und Betrachter auch sich selbst
wieder finden.

Künstlerische Verfahren
Das Nachdenken über Zeit (und Vergänglichkeit) überträgt sich auch auf die künstlerischen
Verfahren. Einmal geschaffen, sind die Werke der Künstlerin N. v. d. P. im Lauf der Zeit immer neuen
Überarbeitungen unterworfen. Sie behält ihre Geschöpfe; es entstehen Varianten, Übermalungen,
Fotografien und Drucke, die ihrerseits wieder übergangen werden. Auch die Drucke sind Unikate,
da der Zufall bei ihrem Entstehen eine entscheidende Rolle spielt und oft mit dem Bleistift noch
einmal nachgearbeitet wird. Zum Einsatz kommen besonders feine, zarte Papiere, manchmal auch
schon fixiertes Fotopapier.

Literatur, Musik
Gemeinsam ist den Werken weniger ein wiedererkennbarer künstlerischer Stil als vielmehr das
Anspielungsreiche, gleichsam Musikalische, Spielerische, Prozesshafte, Indirekte, manchmal
Rätselhafte. Zu den Funden oder Fügungen zählen oft literarische Zitate oder kleine Geschichten,
die vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick einen Schlüssel zum Verständnis der Bilder
bieten – oder nicht.

Text: Bettina Schmitt

Letzte Änderung: 14.09.2023  |  Erstellt am: 14.09.2023

NICOLE VAN DEN PLAS
Tribut

Vernissage:
21.9.2023, 18 Uhr
Einführung: Klaus Görner

Dauer der Ausstellung:
22.9.2023 – 14.1.2024

Dommuseum Frankfurt
Domplatz 1
60311 Frankfurt am Main

https://dommuseum-frankfurt.de/

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