MICHAEL PERL

Der 2019 gegründete MAYBE THE GREATEST ARTSPACE IN AUSTRIA (MTGAIA) befindet sich im Herzen der historischen Altstadt von Hallein in der Nähe von Salzburg. Spezialisiert auf zeitgenössische Kunst und mit einem breit gefächerten Programm mit Werken nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler, zeigt es bis zu 6 Ausstellungen pro Jahr in einem einzigartigen Raum.

Ein Tooltip ist gemeinhin ein Hinweis oder hilfreiche Notiz, die bei Bedarf die Funktionen einer Software in einen Kontext stellt. Die Serie “Tooltips” ist eine Umkehrung dieses Prinzips, indem sie die zugrundeliegenden Techniken aufzeigt, die zur Erstellung, Erzeugung und Bearbeitung von Bildern verwendet werden. Wo ein gewöhnlicher Tooltip hilft, die technischen Aspekte einer grafischen Benutzeroberfläche anzuzeigen und zu erklären, zeigt “tooltips” die technischen Aspekte so, wie sie sind, und suggeriert einen mikroskopischen Blick auf Techniken, die unter der alltäglichen digitalen Infrastruktur verborgen sind.

Als Fortsetzung früherer Arbeiten des Künstlers Michael Perl vertieft “tooltips” die Auseinandersetzung mit algorithmischen visuellen Ergebnissen. Im Gegensatz zu “Kaizo” (2020), einer Arbeit, die eine verzerrte und verschwommene touristische Aussicht beobachtet, verzerren die Algorithmen von “tooltips” die Bilder bis zur Unkenntlichkeit. “Shift” (2019) handelt von fotografischen Fehlern, während “tooltips” Muster technischer Natur evoziert: Die zugrundeliegenden Algorithmen digitaler Grundfunktionen wie das Speichern, Kassieren, Drehen und Laden von Informationen sind Gegenstand dieser Bilder. Darüber hinaus bietet die Arbeit eine nostalgische Lesart, indem sie an eine vergangene Ära verpixelter Nicht-Retina-Auflösungen anknüpft, Techniken mit den Ursprüngen der Computertheorie verknüpft und einbettet und so ihre Universalität hervorhebt.

Die Bilder hier sind nicht wiederzuerkennen, eine Verwandtschaft wird über Muster hergestellt, die aus Übertragungsfehlern entstehen: ein bekannter Prozess führt zu vertrauten Ergebnissen; und nicht anders als bei Geschwistern tauchen einige Bilder mit gemeinsamen Merkmalen auf, andere nicht. Das Spektrum reicht von schwarzen Schafen, die aus der Serie herausragen, bis zu Verwandten, die ihre Ähnlichkeit nicht verleugnen können. Einzelne Blöcke wirken wie Cluster, die sich wiederholen. Im Tausch gegen einen teilweisen Kontrollverlust erblüht eine generative Schönheit. Dieser Handel lädt zu einer Vielzahl von Lesarten ein: Stempelabdrücke, spirituelle Totems, Strickmuster, von Geistern besessene Maschinen, Tapeten, mystische Runen, Labyrinthe, das Flimmern alter Röhrenfernseher oder Bausteine aus alten Arcade-Spielen.

Können wir dies als einen Hinweis aus dem Inneren der “Maschine” lesen? Wird mit uns kommuniziert? Oder sind die Interpretationen des Betrachters vielmehr die Tooltips der Tooltips?

Letzte Änderung: 03.10.2023  |  Erstellt am: 03.10.2023