Krieg, Geld, Trauma
Das Historische Museum Frankfurt zeigt erstmals in einer bundesweit einzigartigen Sonderausstellung die Auswirkungen der Hyperinflation 1923. Bereits 1914 hatte sich die Geldmenge durch die kriegsbedingte Finanzpolitik des Deutschen Reichs und der Reichsbank entscheidend vermehrt. Die Inflation wurde jedoch erst nach der Kriegsniederlage spürbar, als Anleger, Anlegerinnen und Unternehmen ihr in Kriegsanleihen angelegtes Kapital verloren. Damit ging auch der Verlust des Vertrauens in den Staat einher, was eine schwere Hypothek für die junge Weimarer Republik war. Die Belastungen der Friedensbedingungen und der Demobilmachung, sowie die Versorgung von Kriegsopfern und Hinterbliebenen verschärfte die Situation. Politische Morde und die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen infolge nichtgeleisteter deutscher Reparationszahlungen führten schließlich zum völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Eine bewegte Zeit auch für Frankfurt, das 1919 an der Grenze zu den französisch besetzen Gebieten lag, zu denen auch Höchst, Nied und Griesheim gehörten. Die in den folgenden Jahren zunehmende Nahrungsmittel- und Wohnungsverknappung, der Schwarzhandel und die Plünderungen, Streiks und Krawalle prägten sich tief in das kollektive Gedächtnis der Menschen in Frankfurt ein.
„Die Mark sinkt immer weiter. Es ist unheimlich. Heute steht der Dollar über 1000 Mark! Der Schweizerfranken auf 200! Das Volk tut einem in der Seele leid. Man sieht das Elend förmlich um sich greifen […]“, schrieb Studentin Lilly Staudenmann-Stettler im Jahr 1922. Nicht ahnend, dass schon Ende des Jahres 1923 ein Dollar 4,2 Billionen Mark kosten sollte. 100 Jahre später nimmt das Historische Museum Frankfurt die große Geldentwertung von 1923 mit ihren Begleiterscheinungen und Folgen für Deutschland in den Blick und fragt
nach dem Zusammenhang von Krieg und Inflation – ein Thema mit hochaktuellen Bezügen! Die Vernichtung von Werten und die daraus resultierenden Versorgungskrisen, Produktionseinbrüche und zerstörten Existenzen waren traumatische Erfahrungen, die noch Jahrzehnte nachwirkten. Wer Geld besaß, verlor alles. Einzig der Staat blieb schuldenfrei zurück.
Zum umfangreichen Rahmenprogramm der Sonderausstellung gehören Vorträge, Filmbeiträge und Führungen, etwa eine Dialog-Führung mit dem Direktor des Geldmuseums der Bundesbank und Kuratorin Nathalie Angersbach, eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Inflation 2023. Wo stehen wir?“; ein Gesprächskonzert über Hindemiths „Kompositionsauftrag 1923 „für 1.000 Dollar“ in Kooperation mit dem
Hindemith Institut Frankfurt und eine Filmreihe in Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. Das gesamte Rahmenprogramm, Informationen zur Audio-Tour und weitere Angebote finden Sie im Veranstaltungskalender auf der Website unter
dem Stichwort „Inflation“: www.historisches-museum-frankfurt.de/veranstaltungen
Letzte Änderung: 05.05.2023 | Erstellt am: 05.05.2023
Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma
Dauer der Ausstellung:
bis 10. September 2023
Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1 (ehemals Fahrtor 2)
60311 Frankfurt am Main
https://www.historisches-museum-frankfurt.de/de
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