IMAGE FÉTICHE

IMAGE FÉTICHE

Gruppenausstellung in Dresden

Welche Bilder inspirieren eigentlich Künstler:innen? Dieser Frage geht die französische Kuratorin, Galeristin und Künstlerin Laetitia Gorsy nach und ermutigt 65 Künstler:innen je ein Bild mit einem Titel in der Gastausstellung in Dresden zu präsentieren. In dieser Schau geht es nicht darum, Kunstwerke zu zeigen, sondern um die erregende Inspiration, den zauberhaften Vibe selbst, den ein einzelnes Image auszulösen vermag. Unabhängig ihrer Bekanntheit nehmen alle Künstlerinnen und Künstler gleichwertig an dieser spielerischen Aufgabe teil. Jedes visuelle Statement erscheint ausgedruckt im einheitlichen Papierformat von A4 in schwarz-weiß. Die Präsentation unterstreicht die Loslösung vom Kunstmarkt, dessen Regeln und Konventionen hier vollkommen aufgebrochen werden. Das dadaistische Experiment wirft Fragen auf um Wertigkeit, Reproduzierbarkeit und Entscheidungsfreude zu dem Umgang mit Bildern in einer Gesellschaft, die von Bildern allzeit überschwemmt ist.

Eine lange Schlange in schwarz-weiß bewegt sich entlang der Wand des Galerieraums. Fein säuberlich sind alle Papier­Abbildungen von Plexiglas umhüllt und mit kleinen Haken an der Wand befestigt. 65 Bilder, 65 Augenblicke, ausgewählt aus einer Vielzahl an schier unendlichen Möglichkeiten. Momente des Staunens, des Schauderns und Lächelns, ein Kitzeln, ein Frösteln und Bibbern, eine kurze Verwirrung, danach -erlö­sende Heiterkeit. Emotionen sind in Bewegung, fasziniert und voller Neugier schreitet der Blick Bild für Bild voran und wird in jedem dieser Spielfelder eines fortlaufenden Bildertanzes neu überrascht. Die Galeristin, Kuratorin und Künstlerin Laetitia Gorsy erfrischt in der Gastausstellung bei Stephanie Kelly damit, nicht Kunstwerke, sondern Zitate von BIidern zu präsentieren. Der französische Titel Image Fetiche bedeutet wörtlich über­setzt Fetischbild. Es geht um die erregende Inspiration und den zauberhaften Vibe selbst, den ein einzelnes image auszu­lösen vermag. Das Thema der Schau ist die Magie, die Begeis­terung, göttliche Inspiration und poetische Kraft, die ein Bild entfalten kann.

Gorsy ermutigte für die experimentelle Schau mit dokumen­tarischem Charakter 65 Künstler:innen, für sie empfundene Lieblingsbilder nach freier Wahl in Kombination mit einem Titel einzusenden. Diese Titel sind von den Künstler:innen selbst bestimmt und beziehen sich nicht zwangsläufig auf den abge­bildeten Inhalt, sondern auf die jeweilige subjektive Assoziation dazu. Alle Teilnehmenden sind Kreative unterschiedlichster Her­kunft, mit welchen die Kuratorin bereits auf eine oder andere Art zusammengearbeitet hat. 2011 setzte Gorsy das Konzept schon einmal an der Haute ecole des arts du Rhin (HEAR) in Straß­burg mit einem kleineren Kreis an Künstler:innen um, von denen einige erneut eingeladen wurden, an der Ausstellung in Dresden 2022 zu partizipieren. Das zugrundeliegende Regel-Protokoll von Image Fetiche ist unter anderem inspiriert von der teils sur­realistisch Arbeitsweise des Autor:innen-Kreises L’Ouvroir de Litterature Potentielle (Werkstatt für Potentielle Literatur), kurz: OuliPo. Ihr Ziel beim kreativen Schreiben war eine Spracher­weiterung durch formale Regeln, wobei eine speziell festgelegte Einschränkung neue kreative Ausdrucksformen erwirken sollte.

Auch hier erfahren wir neue Formen des Ausdrucks, fern von konventionellen Präsentationen künstlerischer Arbeiten im Galeriekontext: Unabhängig des Bekanntheitsgrades der Kunst­schaffenden werden alle images gleichwertig nebeneinander gezeigt. Jedes visuelle Statement ist auf das einheitliche Hoch­format von A4 gezogen und in schwarz-weiß ausgedruckt. Die schlichte und zeitsparende Präsentation auf simplem Drucker­papier unterstreicht den Aspekt heutiger schneller Vervielfälti­gungsverfahren. Der dabei bewusste Entzug von Farbe bewirkt eine unpathetische Bescheidenheit und sympathisiert mit dem Metier von Druckgrafik. Jede Sequenz reiht sich an die nächste, als ob man in einem Buch neue Seiten aufblättert. Die Darstel­lungsform hinterfragt den Status von Bildern, ihre Wertigkeit, Reproduzierbarkeit und die traditionelle Art ihrer Betrachtung. Das Spiel, an dem sicher auch Walter Benjamin und Aby War­burg ihre Freude gehabt hätten, fordert bei Künstler:innen die Entscheidungsfreude zum Umgang mit Bildern in einer Gesell­schaft, die visuell allzeit überschwemmt ist. Wie trifft man die Wahl der Wahl in einer nimmersatten Welt, in der Vergangen­heit, Gegenwart und Zukunft miteinander verschmelzen? Was bedeuten Bilder? Und: Wenn es nur ein einziges Bild auszu­wählen gäbe, welches wäre dies? Die ausgestellten Bilder sind unverkäuflich. Als Erweiterung der Ausstellungsaktion erscheint das Wand-Leporello in einer handgebundenen Ausgabe. Alle Exemplare sind nummeriert. Dieses Fanzine ist die erste Publi­kation im Stephanle Kelly Verlag.

Letzte Änderung: 15.07.2022  |  Erstellt am: 14.07.2022

IMAGE FETICHE

Eröffnung: 16.07.2022, 18 Uhr
Dauer der Ausstellung: 17.07. – 06.08.2022

Galerie Stephanie Kelly
Neustädter Markt 9
Dresden

www.stephanie-kelly.de

Teilnehmende Künstler:innen

Silke Berg
Florian Birk
Paul Bowler
lo Burgard
Ece Cangüden
Ana Castillo
Pia Christmann
Johannes Daniel
Marie Michelle Deschamps
Louise Duneton
Zohar Fraiman
Raphael Garnier
Celine Germes
Laetitia Gorsy
Anais Goupy
Boris Grzeszczak
Diane Haefner
Paule Hammer
Katharina lmmekus
Ksenia Jakobson
Nora Jil Helga Langen
Éleonore Joulin
Sarah Jürgel
Trevor Kiernander
Claudia Kleiner
Michael Klipphahn
Celin Le Gouail
Gaelle Leenhardt
Benedikt Leonhardt
Anna George Lopez
Barbara Lüdde
Michael Ludwig
Salvador Marine
Ulrike Markus
Nitsa Meletopoulos
Bea Meyer
Theresa Möller
Layla Naby
Anna Nero
Peggy Pehl
Jirka Pfahl
Henrike Pilz
Chloe Piot
Sarah Pschorn
Dorothee Louise Recker
Theresa Rothe
Titus Schade
Robert Schittko
Moritz Schleime
David Schnell
Johanna Seidel
Winnie Seifert
Paulina Semkowicz
Camille Soulat
lsabell Sterner
Erik Swars
Galamb Thorday
Hannes Uhlenhaut
Corinne von Lebusa
Matthias Weischer
Georg Weissbach
Ulrike Zabel

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