Human Performance

Human Performance

Kenneth Bergfeld in Köln
Kenneth Bergfeld, Debt, 2022, Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm  | © Galerie Jan Kaps, Köln

Erste Einzelausstellung des Kölner Künstlers Kenneth Bergfeld in der Galerie von Jan Kaps. Die Vernissage von „Human Performance" findet am 12. März 2022 statt.

Für seine erste Einzelausstellung „Human Performance” bei Jan Kaps präsentiert Kenneth Bergfeld eine Reihe von neuen Gemälden. Der Titel ist der gleichnamigen wissenschaftlichen Zeitschrift entlehnt, die sich mit Arbeits- und Organisationspsychologie in Bezug auf Arbeitsleistung befasst, und spiegelt die Sorge des Künstlers um die Arbeitsbedingungen in einer globalisierten Wirtschaft wider. Dabei geht es insbesondere um Ausbeutung, wirtschaftliche Ungleichheit und hierarchische Machtstrukturen. Die ortsspezifische Arbeit „The Ruins of Exchange”, 2022, ein schwarzer Veloursteppich mit in Öl ausgeführten Motiven, dient als Fortsetzung der hängenden Arbeiten. Die dargestellten Elemente – archivierte Konzepte, spektrale Collagen und historische sowie zeitgenössische Bezüge – bilden die Grundlage für die Metastruktur der Ausstellung. Gemeinsam regen sie zum Nachdenken über die Idee der „Human Performance” an, einem Begriff, der körperliche, sportliche und geistige Leistungsfähigkeit ausdrückt.

Kenneth Bergfelds Porträts sind Avatare, die oft mit einem Haarkranz dargestellt werden, der zwischen einem buschigen Helm und einem heiligen Heiligenschein oszilliert. Diese rätselhaften Wesen, deren Augen unter einer seidigen, samtigen Masse oder einer retrofuturistischen Sonnenbrille verborgen sind, bewegen sich zwischen Innen und Außen, enthüllen sich, ohne sich zu zeigen. Die Bilder sind das Ergebnis der Überlagerung von drei Ebenen der Präsenz: ihrer Materialität, der Aura der Figuren und ihrer inneren Landschaften.

Zusätzlich zu dieser psychologischen Mehrdeutigkeit umfassen die Gemälde eine räumliche und zeitliche Meta-Realität. Die offenen, dimensionslosen Räume im Hintergrund, zum Beispiel in „cellphone’s death”, 2022, wo sich körperlose Köpfe auf Regalen endlos wiederholen, dienen dazu, die psychologischen Bedingungen des Konsumismus zu thematisieren. Die enge Umrahmung dieser umhüllten Gesichter, die realistische Darstellung, die greifbare Materialität und die Mischung aus virtuellen und künstlichen Elementen befreit sie von den Zwängen der Zeit. In der Tat spannt Kenneth Bergfeld eine stilistische Linie auf, die mit sakralen orthodoxen Ikonen beginnt, durch die schwebende Fremdheit einer Tarkowski-Ästhetik geht und in eine digitale Zukunft führt.

Auch Charaktere aus dem sozialen Umfeld des Künstlers tauchen in seinen Bildern auf. Sie haben ähnliche Züge wie seine Avatare: verborgene, glasige oder in der Unschärfe verlorene Augen, mit jenseitiger Haut- oder Haarfarbe. Bergfeld macht alle seine Sujets zu fiktionalen Figuren und bezieht sich dabei auf die englisch-australische feministische Theoretikerin Sara Ahmed: „Die fiktionale Figur kann so aus der Fiktion herausgreifen, fast wie eine Hand, die aus dem Grab kommt. Die Hand, die aufsteigt und herauskommt, kann nicht nur Beharrlichkeit und Protest bedeuten, sondern auch eine Verbindung zu anderen.“1

Seine technische Virtuosität – eine Performance an sich – erlaubt es Bergfeld, sich in der Schnittmenge zwischen dem Sakralen und dem Virtuellen zu bewegen, um eine abgrenzende Sicht auf die Welt zu offenbaren. „field of obligation”, 2022, das eine abstrahierte pilzköpfige Figur zeigt, die bei einem abendlichen Spaziergang durch einen Vorort von Köln verbrannt wird, der von Deutschlands größter Ölraffinerie, der Shell Energy and Chemicals Refinery Rheinland, dominiert wird. In dieser Arbeit spricht die Künstlerin Fragen zu Nachhaltigkeit und Umweltverschmutzung an und legt die Spannung zwischen dem Subjekt und seiner Umwelt offen. Human Performance erweitert Anna L. Tsings Untersuchungen zum Verhältnis zwischen kapitalistischer Zerstörung und gemeinschaftlichem Überleben in vielfältigen Landschaften.

Kenneth Bergfeld, The New Pollution, 2022, Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm | © Foto: Galerie Jan Kaps, Köln

For his first solo exhibition Human Performance at Jan Kaps, Kenneth Bergfeld presents a new body of paintings. The title is borrowed from the scientific journal of the same name concerned with industrial and organisational psychology in relation to work performance, and reflects the artist’s concern for the labour conditions of a globalised economy. In particular, exploitation, economic inequality, and hierarchical power structures. The site-specific work The Ruins of Exchange, 2022, a black velour carpet plotted with motifs executed in oil, serves as a continuation of the hung works. The elements depicted in the tondi – archived concepts, spectral collages and historical as well as contemporary references lay the foundation for the metastructure of the exhibition. Together, they encourage reflection on the idea of Human Performance, a term expressing physical, sporting and intellectual efficiency.

Kenneth Bergfeld’s portraits are avatars often depicted with a shell of hair which oscillates between a bushy helmet and a sacred halo. These mystified beings, eyes obscured under a silky, velvety mass or retro-futuristic sunglasses, move between the interior and exterior, revealed without revealing themselves. The paintings are a result of the superimposition of three levels of presence: their materiality, the aura of the characters, and their internal landscapes.

In addition to this psychological ambiguity, the paintings encompass a spatial and temporal meta-reality. The open, dimensionless spaces in the background, for example in cellphone’s death, 2022, where disembodied heads on shelves are repeated ad infinitum, serve to address the psychological conditions of consumerism. The tight frame around these haloed faces, the realistic representation, palpable materiality and the mixture of virtual and artificial elements frees them from the constraints of time. Indeed, Kenneth Bergfeld stretches out a stylistic line that begins with sacred orthodox icons, passes through the floating strangeness of a Tarkovskian aesthetic, and leads into a digital future.

Characters drawn from the artist’s social context also make appearances in his paintings. They have similar traits to his avatars: hidden, glassy eyes or lost in a blur, with otherworldly skin or hair colour. Bergfeld turns all his subjects into fictional characters, referencing the English-Australian feminist theorist Sara Ahmed: “The fictional character can thus reach out of fiction, almost like a hand that comes out of the grave. The hand coming up and coming out can signify not only persistence and protest, but also a connection to others.”1

His technical virtuosity – a performance in itself – allows Bergfeld to move in the intersection between sacredness and the virtual to reveal a delineative view of the world. field of obligation, 2022, which depicts an abstracted mushroom-headed figure immolated on an evening walk through a suburb of Cologne dominated by Germany’s biggest oil refinery, Shell Energy and Chemicals Refinery Rheinland. In this work, the artist addresses questions around sustainability and pollution, laying bare the tension between the subject and its environment. Human Performance expands on Anna L. Tsing’s examinations on the relation between capitalist destruction and collaborative survival within multiple landscapes.

Kenneth Bergfeld, Wet Cigarette, 2022, Öl auf Leinwand, 40 x 30 cm | © Foto: Galerie Jan Kaps, Köln

Letzte Änderung: 12.03.2022  |  Erstellt am: 06.03.2022

Kenneth Bergfeld
Human Performance

Eröffnung:
12. März 2022, 17-21 Uhr

Dauer der Ausstellung:
12. März – 7. Mai 2022

Galerie Jan Kaps
Lindenstrasse 20
50674 Köln

https://jan-kaps.com/

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