House of Bondage

House of Bondage

Fotografien von Ernest Cole // Deutsche Börse Photography Foundation
Ernest Cole: Südafrika, 1960er-Jahre. „Segregation signage“ aus dem Kapitel „For Whites Only“  | © Ernest Cole / Magnum Photos

Ab dem 2. Juni zeigt die Deutsche Börse Photography Foundation das Lebenswerk des südafrikanischen Fotografen Ernest Cole. Es ist mit rund 130 Arbeiten die erste große Werkschau des bedeutenden Chronisten der Apartheidpolitik in Deutschland. Die Ausstellung vereint Aufnahmen aus allen 15 thematischen Kapiteln des gleichnamigen Fotobandes „House of Bondage“ sowie Fotografien aus dem in der Originalausgabe des Buches nicht veröffentlichten Kapitel „Black Ingenuity“. Ergänzt wird die Präsentation um frühe Originalabzüge, persönliche Dokumente des Künstlers, Originalausgaben von publizierten Bildstrecken Coles in Zeitschriften sowie einem Videointerview mit Cole aus dem Jahr 1969.

Ernest Cole (1940–1990) dokumentierte die Auswirkungen des Apartheidsystems auf
die Schwarze Bevölkerungsmehrheit in Südafrika so eindringlich und umfassend wie
wenige seiner Zeitgenoss*innen. In seinem 1967 publizierten Fotobuch „House of
Bondage“ enthüllt er die unzähligen Formen der Gewalt und Repression, denen er als
Schwarzer Fotograf auch selbst ausgesetzt war. In der Hoffnung, die Weltöffentlichkeit
auf die Missstände in seinem Heimatland aufmerksam machen zu können, begann er
bereits mit 18 Jahren als Fotograf zu arbeiten. Die Klassifizierung als „Farbiger“
ermöglichte Cole einen Bewegungsfreiraum und Zugang zu vielen Orten, die ihm das
autoritäre Regime als „Schwarzer“ nicht gewährt hätte. Cole fotografierte die prekären
Lebensumstände von Minenarbeitern und Angestellten in weißen Haushalten ebenso
wie die miserablen Bedingungen im Transport- und Gesundheitssektor. Sein
besonderes Augenmerk galt dabei den in Armut und Hoffnungslosigkeit lebenden
Kindern und Jugendlichen, denen eine angemessene Schulbildung verwehrt wurde.
Aus der Sicht eines Betroffenen geben seine Aufnahmen erschütternde Einblicke in
das Leben der Schwarzen Bevölkerung im Südafrika der 1960er-Jahre, das von
Unterdrückung, polizeilicher Willkür und Enteignung geprägt war.
1966 gelang es Cole, das Land zu verlassen, jedoch nicht ohne vorher all seine
Negative heimlich außer Landes gebracht zu haben. Wohl wissend, dass er nach der
Veröffentlichung seiner Bilder nie wieder in sein Heimatland zurückkehren durfte,
publizierte er sie 1967 in dem in den USA erschienenen Bildband „House of
Bondage“. In 15 thematischen Kapiteln, die er jeweils mit eigenen Texten begleitete,
führte er damit der Weltöffentlichkeit die Schrecken des Apartheidsystems vor Augen.
Es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis sich die politische Lage für die Schwarze
Bevölkerung Südafrikas verbesserte. Ernest Cole starb nur wenige Monate vorher, im
Februar 1990, desillusioniert von der geringen Kraft der Bilder im Exil in New York
City. Heute zählt „House of Bondage“ zu den bedeutendsten Fotobüchern des 20.
Jahrhunderts.

Ernest Cole: Südafrika, 1960er-Jahre. Diese Jungen wurden beim unerlaubten Betreten eines Gebiets für Weiße erwischt. Aus dem Kapitel „Police & Passes“ | © Foto: Ernest Cole / Magnum Photos

Biografie von Ernest Cole
Ernest Cole wurde 1940 als Ernest Levi Tsoloane Kole in Eesterust, einem Township
nahe Pretoria geboren. Im Alter von acht Jahren entdeckte Cole seine Leidenschaft für
die Fotografie und begann bereits wenige Jahre später, eigene Aufnahmen anzufertigen.
Ab 1958 arbeitete er zunächst als Assistent des deutschen Fotografen Jürgen
Schadeberg und später als Fotograf für das Magazin „Drum“, einer der einflussreichsten
Zeitschriften für die Schwarze Bevölkerung Südafrikas. Nach weiteren Anstellungen bei
„Zonk!“ und „Bantu World“, der größten afrikanischen Tageszeitung in Johannesburg,
arbeitete Cole ab 1961 als freier Fotograf. Ab diesem Zeitpunkt entstanden viele seiner
Aufnahmen, die später in „House of Bondage“ publiziert wurden. 1966 gelang es ihm,
das Land zu verlassen. Nach Aufenthalten in London und Paris ließ sich Cole im
September 1966 in New York City nieder. Mit Unterstützung durch die Agentur Magnum
Photos konnte ein Jahr später seine umfassende und systematische Dokumentation der
Auswirkungen der Apartheidpolitik auf die Schwarze Bevölkerung Südafrikas in den
frühen1960er-Jahren in dem Buch „House of Bondage“ in den USA veröffentlicht
werden. In den folgenden Jahrzehnten lebte er abwechselnd in Schweden und New York
City, war jedoch als Fotograf kaum noch aktiv. Ernest Cole starb 1990 in New York City
im Alter von 49 Jahren.

Das Fotobuch „House of Bondage“
„House of Bondage“ wurde 1967 vom Verlag Ridge Press in New York City
veröffentlicht. Der umfangreiche Bildband zeigt Ernest Coles eindringliche Fotografien
der 1960er-Jahre, die die Repressalien durch Apartheidgesetze und den Alltag der
Schwarzen Bevölkerung in Südafrika dokumentieren. „House of Bondage“ ist in 15
thematische Kapitel gegliedert, die mit Titeln wie „The Mines“, „For Whites Only“ oder
„Heirs of Poverty“ überschrieben sind. Jedes Kapitel umfasst eine von Cole
vorgenommene Auswahl seiner Aufnahmen und wird von einem ausführlichen Text
begleitet, in dem der Künstler persönliche Einblicke in die Lebensrealität unter dem
Apartheidsystem gibt. „House of Bondage“ wurde im Jahr 2022 im Aperture Verlag neu
aufgelegt. Der Neuauflage wurde das Kapitel „Black Ingenuity“ hinzugefügt, für das Cole
zwar eine Bildauswahl getroffen hatte, es schließlich jedoch nicht in die ursprüngliche
Publikation von 1967 aufnahm. „House of Bondage“ umfasst neben den Originaltexten
von Ernest Cole auch Beiträge von Mongane Wally Serote, Oluremi C. Onabanjo und
James Sanders, einem Vertreter des „Ernest Cole Family Trust“.

Letzte Änderung: 05.05.2023  |  Erstellt am: 05.05.2023

Ernest Cole
House of Bondage

Dauer der Ausstellung:
2. Juni – 17. September 2023

Deutsche Börse Photography Foundation
The Cube
Mergenthalerallee 61
Eschborn

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