Emotional Jetlag

Emotional Jetlag

Neue Werke von Stehn Raupach in der Galerie bei Philipp Pflug
Stehn Raupach: kleinkreuz I (+), 2019, Öl auf Leinwand, 150 x 180 cm | © Wolfgang Günzel, Offenbach am Main

Vom 5. Februar bis 19. März zeigt die Galerie Philipp Pflug Contemporary die vierte Einzelausstellung des Frankfurter Künstlers Stehn Raupach unter dem Titel EMOTIONAL JETLAG.

Es kommt vor, dass Stehn Raupach sich wünscht, hoch oben an einer Hauswand sein zu wollen. Dort zu hängen, zu liegen, anders wie zu sein: gefährlich, kribbelig und monochrom. „Es sammeln sich ständig Bildgefühle, quasi als Schichten und legen sich im Laufe der Zeit übereinander und bleiben dabei durchsichtig und transparent“, so Raupach. Alles was er sieht und jemals gesehen hat, kumuliert und verbleibt in einer emotionalen Selektion in ihm. Sie sind nicht nur von seinen eigenen Bildideen besehen; alles was er sieht, jemals gesehen hat, legt sich in weiteren Schichten darauf. „Sie überschneiden sich fast alle, bis dunkle Stellen übrigbleiben, die dann fragwürdige Tiefen erzeugen. Tiefen, die sehr weit gehen können, so tief bis ein Land der Fremdheiten auftaucht.“ Die Objekte in diesem Land und ihre Konstellation haben beinahe die logische Konsequenz dieser überschneidenden dunklen Stellen. Die Abfrage gewisser Überschneidungen, der täglichen „Sehfilme“ im Malprozess, zeigen auch den aktuellen Beschäftigungs- und Vermögensstatus, so Raupach. Die Entscheidung für ein Motiv ist für ihn ein Auftrag das Bild zu malen, dem er sich schwer entziehen kann.

Betritt man die Galerie sieht man bei N.EG. auf 210 cm x 430 cm das sorgfältig modellierte Portrait der Vereinigung zwischen Mensch und Maschine, die geradezu organisch und neuartig miteinander verschmolzen sind, zwei Münder bestätigen die entstandene Harmonie der beiden Antagonisten. Die Assoziation weiblicher Brüste oder zweier Kugeln mit einem runden kleinen Fenster, hinter dem der blaue Himmel erscheint, liegt nah und zeigt eine „Raumblase“. In einer analytischen Herangehensweise zerteilt Raupach den Körper in seine anatomischen Einzelteile und zeigt die Loslösung der Bedingtheit der Menschlichkeit. Das Objekt mittig oben ist sinngebend der Vielfältigkeit der Schichten, ein Kopf ohne Gesicht, oder ein angetriebenes Fliegerobjekt verbinden sich. Auch beim Erschaffungsprozess verwendete Raupach zum ersten Mal (Tupf-) Maschinen zum Auftragen der Farbe auf Leinwand, Künstler und Maschine kreieren also ein gemeinsames Ergebnis, das mit einer lasierenden matten Farbschicht von der Außenwelt geschützt ist.

Miteinander kombiniert lassen die Werke in der Galerie eine geschlossene und gleichzeitig offene Bildwelt entstehen, ein Raum losgelöst von Leere und Zeit, ein Zustand des Wartens. Mit seinen unterschiedlichsten Gefühlen versucht Raupach den Betrachter durch diese überlagerten Schichten hindurch sehen zu lassen und Fragen aufzuwerfen, die hoffentlich auch am anderen Ende des Weltalls verstanden werden, dort vielleicht sogar eine Antwort finden.

Letzte Änderung: 26.01.2022  |  Erstellt am: 26.01.2022

Stehn Raupach: SCH, 2021, Öl auf Leinwand, 140 x 170 cm | © Foto: Wolfgang Günzel, Offenbach am Main

Stehn Raupach: Emotional Jetlag

Dauer der Ausstellung:
5.2.-19.3.2022

Philipp Pflug Contemporary
Berliner Strasee 32
60311 Frankfurt am Main

www.ppcontemporary.com

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