Den Faden des Traumes in der Hand behalten
Mit seinen Skulpturen trug der Bildhauer Günter Ferdinand Ris wesentlich zum Bild der Bonner Republik der Ära Willy Brandt als einer Epoche des Aufbruchs zu einer offenen, transparenten, liberalen Gesellschaft bei, war zweimal auf der documenta in Kassel präsent und vertrat Deutschland bei der Biennale in Venedig und auf Weltausstellungen, schuf Lichtskulpturen im Bonner Bundeskanzleramt ebenso wie in der Idealstadt Brasilia. Irgendwann wurde es immer stiller um ihn, auch weil er Isolation zusehends als Prinzip künstlerischer Ökonomie verstand.
Günter Ferdinand Ris wirkte als Zeichner, Maler, Bildhauer, Designer und Architekt. Er schuf Werke konkreter Malerei in den 1950ern, radikal reduzierte architektonische Landschaften in den 60ern, monumentale Lichtwände und Lichtfelder in den 70ern, farbige Plexiglas-Skulpturen in den 80ern und ein durchlichtetes Spätwerk, das Linie, Fläche und Körper als gleichwertige Prinzipien in Objekten der Kontemplation verschmilzt.
Von der malerischen Fläche über die skulpturale Dimension hin zur begehbaren architektonischen Plastik – weiter zu räumlichen und farbigen Miniaturbauten und zur Verschmelzung von Landschaft und Architektur: Das Werk von G. F. Ris befand sich über fünfzig Jahre in einem kontinuierlichen Wandel. Die Grenzen zwischen Malerei, Plastik und Architektur wurden dabei nicht verwischt, sondern aufgehoben.
Diese Beweglichkeit zwischen den Künsten findet ihre Entsprechung in der schwebenden, atmenden Leichtigkeit der Objekte, im „Muskelspiel des Lichts“, sowie in einer ebenso präzisen wie selbstverständlichen Materialbehandlung. Dabei war ihm die Zurschaustellung handwerklicher Bravour zuwider, denn er betrachtete es als Illusion, durch routinierte Geschicklichkeit Wahrheit vermitteln zu können. Er vertraute weit mehr auf einen Automatismus, auf eine Kreativität, bei der das Bewusstsein bestenfalls als Zuschauer geduldet war.
Was ist Kunst? Darauf hatte G. F. Ris eine einfache Antwort: Kunst ist die Erschaffung einer neuen Wirklichkeit.
Letzte Änderung: 23.08.2023 | Erstellt am: 23.08.2023
Günter Ferdinand Ris
Den Faden des Traumes in der Hand behalten
Eröffnung:
Donnerstag, den 31. August, 19 Uhr
Dauer der Ausstellung:
31. August – 17. September 2023
Do – Sa, 16 – 19 Uhr
Projektraum
Zossenerstraße 33
10961 Berlin
Der Projektraum Zossener Straße 33 zeigt nun eine kleine, erlesene Auswahl seiner Werke aus sechs Jahrzehnten
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