Aus dem Falschen das Richtige lernen

Aus dem Falschen das Richtige lernen

Kurpfälzisches Museum Heidelberg
The Next Rembrandt

Täuschend echt und gut getarnt gelangen Kunstfälschungen immer wieder in den Handel. Werden sie beschlagnahmt, verschwinden sie häufig in den Asservatenkammern der Landeskriminalämter. Erstmalig bringen das Kurpfälzische Museum und das Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg eine Vielzahl solcher Fälschungen zur Ausstellung. Die Schau wird ergänzt durch kostbare Originale aus Köln, Frankfurt, München, Berlin und Heidelberg. Ein besonderes Highlight ist auch ein ungewöhnliches Rembrandt-Porträt aus Amsterdam. Das mittels KI und 3D-Druck erzeugte „Meisterwerk“ ist das berühmteste künstlich gemalte Bild unserer Zeit.

Gegenüberstellung von Echt und Falsch

Die angeblich originalen Gemälde, Zeichnungen und Drucke von Künstlern und Künstlerinnen wie z.B. Lucas Cranach dem Älteren, Rembrandt, Vincent Van Gogh, Paula Modersohn-Becker, Salvador Dalí oder Pablo Picasso fanden auf unterschiedlichem Weg in den Kunsthandel. Die Machenschaften der Kunstfälscher sind erstaunlich vielfältig. Sie reichen von täuschenden Eingriffen über fingierte Provenienzen und Expertisen bis hin zur Totalfälschung oder Erfindung unechter Künstlerbiografien.

Die Ausstellung bietet die einzigartige Gelegenheit, demaskierte Fälschungen selbst in Augenschein zu nehmen und sie auch in einigen Fällen authentischen Werken gegenübergestellt zu bekommen. Auch zwei Fälschungen Wolfgang Beltracchis nach Heinrich Campendonk und Johannes Molzahn finden sich echten Werken der beiden Künstler zu einer eindrucksvollen Konfrontation gegenübergestellt. Die Fehler der Fälscher werden nachvollziehbar erklärt, ebenso die Methoden der Kunstexpertise.

Die originale Zeichnung von Lucas Cranach aus dem Louvre diente Christian Goller als Vorlage für ein gefälschtes Tafelgemälde  | © Foto: Original: bpk | RMN - Grand Palais | Jean Popovitch, Fälschung: HeFäStuS, Universität Heidelberg, Susann Henker

The Next Rembrandt - Wenn der Algorithmus Kunst kreiert

Spektakulär in der Ausstellung ist das jüngste Werk im Stil Rembrandts, eine Leihgabe aus Amsterdam. Das computergefertigte Porträt ist das Ergebnis des Projektes „The Next Rembrandt“ und entstand mittels künstlicher Intelligenz und 3D-Druck. Die Kunstwelt ist ebenso verblüfft wie gespalten angesichts dieses technologisch erzeugten Bildes. Denn zeigt es uns vielleicht auch die Zukunft der Kunstfälschung und der damit gegebenen Möglichkeiten?

Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi

Aus den Asservatenkammern ins Museum

Kunstfälschungen sind besonders anschauliche Lehrstücke, auch wenn es um die Einschätzung von Originalen geht. Der Großteil der ausgestellten Fälschungen stammt aus der im Frühjahr 2021 gegründeten „Heidelberger Fälschungs-Studien-Sammlung“ (kurz: HeFäStuS), anhand von deren Bestand seither am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg Studierende der Kunstgeschichte darin ausgebildet werden, Fälschungen möglichst rasch zu erkennen. Die zur Lehre herangezogenen stammen zu einem überwiegenden Teil aus den Asservatenkammern der Landeskriminalämter Berlin, Baden-Württemberg und Bayern. Auch Privatsammlungen steuern Leihgaben, Stiftungen und Schenkungen bei.

The Next Rembrandt, mittels KI und 3D-Drucker erzeugtes Kunstwerk, hervorgegangen aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt

Die britische Künstlerin Maisie Maud Broadhead porträtiert in ihrer Werkserie “Hall of Fake” berühmten Fälscher, ihre großformatigen Bilder sind auch in der Ausstellung zu sehen. Auf dieser Grundlage präsentiert das Kurpfälzische Museum ein Video, das diese Fälscher bei ihren fingierten Machenschaften beobachtet. Auch Museumsdirektor Frieder Hepp spielt dabei eine ungewöhnliche Rolle. Vorerst erläutert Ausstellungskurator Henry Keazor die Filmidee.

Letzte Änderung: 06.03.2024  |  Erstellt am: 29.02.2024

Kunst und Fälschung –
Aus dem Falschen das Richtige lernen

Dauer der Ausstellung:
29. Februar – 30. Juni 2024

Kurpfälzischen Museum
Hauptstraße 97
69117 Heidelberg

www.museum-heidelberg.de

divider

Hat dir der Beitrag gefallen? Teile ihn mit deinen Freunden:

Kommentare

Es wurde noch kein Kommentar eingetragen.

Kommentar eintragen