Wie Trumps Anordnungen gegen Diversität zu einer öffentlichen Gesundheitskrise führten

Trumps Maßnahmen gegen Diversität haben nicht nur soziale, sondern auch gesundheitliche Folgen. In seinem Artikel auf Impakter, den wir im Rahmen unserer Kollaboration auf Faust Kultur auf Deutsch präsentieren, zeigt Richard Seifman, ehemaliger leitender Gesundheitsberater der Weltbank, am Beispiel Alabama, wie gefährlich die Entscheidungen der Trump-Regierung in Bezug auf Wasserqualitätsvorschriften für uns alle sind und weshalb sie einen Rückschritt bei entscheidenden Umweltschutzmaßnahmen darstellen, die im Rahmen des Clean Water Act eingeführt wurden.
Es schien auf den ersten Blick nur eine weitere routinemäßige Untersuchung im Rahmen des Clean Water Act zu sein – eine jedoch äußerst notwendige, da sie eine ernsthafte Gesundheitskrise bekämpfen sollte, die eine lokale Gemeinde im Süden der Vereinigten Staaten bedrohte, einschließlich der zukünftigen Gesundheit und geistigen Entwicklung ihrer Kinder.
Am 11. April 2025 gab das US-Justizministerium/Department of Justice (DOJ) in einer Pressemitteilung bekannt, dass es eine Umweltgerechtigkeitsvereinbarung der Biden-Regierung aus dem Jahr 2023 aufgehoben hat. Diese Vereinbarung war das Ergebnis einer Untersuchung zu den Gesundheitsrisiken, die durch ungeklärtes Abwasser in Lowndes County, Alabama, entstehen – einem Ort, in dem etwa 72 % der Bevölkerung Minderheiten angehören.
„Das DOJ wird keine ‚Umweltgerechtigkeit‘ [environmetal justice] mehr durch eine verzerrende DEI-Linse [„Diversity, Equity, and Inclusion“ (Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion] betrachtet verfolgen“, erklärte Harmeet Dhillon, stellvertretende Generalstaatsanwältin der Abteilung für Bürgerrechte. „Präsident Trump hat deutlich gemacht: Amerikaner verdienen eine Regierung, die jedem Einzelnen mit Würde und Respekt dient und Steuergelder im nationalen Interesse und nicht nach willkürlichen Kriterien einsetzt.“

Die Geschichte des Clean Water Act
Das erste umfassende US-Gesetz zur Bekämpfung der Wasserverschmutzung war der Federal Water Pollution Control Act von 1948 – als Reaktion auf das wachsende öffentliche Bewusstsein für sauberes Wasser. Die Aktivisten des Natural Resources Defense Council (NRDC) machten unter anderem mit dem Gestank toter Fische bei Indian Point und dem verschmutzten Hudson River auf Missstände aufmerksam – was zur Verabschiedung des Clean Water Act (CWA) im Jahr 1972 führte. Der CWA brachte tiefgreifende Verbesserungen im Umweltschutz:- Er legte das Grundgerüst zur Regulierung von Schadstoffeinleitungen in Gewässer fest.
- Die Environmental Protection Agency (EPA) – gegründet 1970 von Präsident Nixon – erhielt die Befugnis, Abwasservorschriften für die Industrie umzusetzen.
- Die bestehenden Anforderungen zur Festlegung von Wasserqualitätsstandards für alle Schadstoffe in Oberflächengewässern wurden bewahrt.
- Es wurde gesetzlich festgelegt, dass niemand ohne Genehmigung Schadstoffe aus Punktquellen in Gewässer einleiten darf.
- Der Bau von Kläranlagen wurde im Rahmen eines Bauzuschussprogramms finanziert.
- Auch die Probleme durch nicht-punktuelle Verschmutzung (z. B. durch landwirtschaftlichen Abfluss) wurden erkannt und sollten durch Planungsmaßnahmen adressiert werden.
1981 wurde das Bauzuschussprogramm reformiert und ab 1987 durch den „State Water Pollution Control Revolving Fund“, besser bekannt als „Clean Water State Revolving Fund“ ersetzt. Diese neue Finanzierungsstrategie ging auf die Anforderungen an die Wasserqualität ein, indem Partnerschaften zwischen der EPA und den Bundesstaaten aufgebaut wurden.
Auswirkungen der Entscheidung der Trump-Regierung, Diversität zu bekämpfen, und der entsprechende Schwächung des Clean Water Act
Ein zentrales Element des CWA ist das „National Pollutant Discharge Elimination System (NPDES)“. Dieses System schreibt vor, dass jede Einleitung aus Punktquellen in schiffbare Gewässer eine Genehmigung benötigt, die Grenzwerte für Schadstoffeinleitungen sowie Überwachungsanforderungen enthält. Ziel dieses Systems ist es, die Wasserverschmutzung direkt an der Quelle zu kontrollieren und die Einhaltung von Wasserqualitätsstandards sicherzustellen.
Seit seiner Einführung kann der Clean Water Act (CWA) auf zahlreiche Beispiele verweisen, bei denen gemeinsame Anstrengungen zur Reinigung verschmutzter Gewässer Gemeinschaften wiederbelebt, Ökosysteme verbessert und Freizeitmöglichkeiten wiederhergestellt haben.
Der Einsatz für sauberes Wasser konzentrierte sich nicht nur auf ökologische Ergebnisse, sondern berücksichtigte auch die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen. Dies führte zum Aufstieg der Bewegungen für Umweltgerechtigkeit, die sich mit den unverhältnismäßigen Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf marginalisierte Gemeinschaften auseinandersetzen.
Die Entscheidung des US-Justizministeriums im Fall von Lowndes County, Alabama, hat potenzielle Herausforderungen für die Zukunft des Clean Water Act und den darin verkörperten Umweltschutz unterstrichen.
Die Entscheidungen der Trump-Regierung in Bezug auf Wasserqualitätsvorschriften stellen einen Rückschritt bei entscheidenden Umweltschutzmaßnahmen dar, die im Rahmen des CWA eingeführt wurden.
Dies waren bewusste Entscheidungen, die eine erhebliche Schwächung von Standards und Kontrollmechanismen bedeuten, die ursprünglich dazu gedacht waren, die Einleitung von Schadstoffen in schiffbare Gewässer zu verhindern. Solche Maßnahmen erleichtern es industriellen Einleitern – darunter auch Kommunen – ungeklärte oder unzureichend behandelte Abwässer in Gewässer abzulassen.
Was in Alabama geschah – und warum es wichtig ist:
Im Fall von Lowndes County, Alabama, wandten sich die Bewohner verständlicherweise an die Regierung, um im Rahmen des CWA Fördermittel zu beantragen. Fast drei Viertel der Bevölkerung leben dort in Armut – sie konnten sich die notwendige Abwasserentsorgung nicht leisten. Viele leben in nicht eingemeindeten Gebieten mit kaum Zugang zu kommunalen Abwassersystemen.
Die Installation privater Abwassersysteme war aufgrund des tonhaltigen Bodens sehr kostspielig. An Regentagen kam es häufig zu Rückstauungen und Ausfällen von Klärgruben. Angesichts der hohen Kosten – etwa 70.000 US-Dollar pro Haushalt – war eine Lösung für Familien mit einem durchschnittlichen Einkommen von 30.000 US-Dollar pro Jahr schlicht unerschwinglich.
Der Bedarf an funktionierender Abwasserentsorgung war unbestritten: Schmutzwasser drang bei Regenfällen regelmäßig in Höfe und sogar in die Häuser der Menschen ein. Das Gesundheitsministerium von Alabama (ADPH) veröffentlichte Warnungen, in denen es Ärzte aufforderte, bei Patient*innen mit Kontakt zu ungeklärtem Abwasser auch an Infektionen durch Bakterien, Viren, Parasiten oder Darmwürmer zu denken – diese traten bei jungen wie alten Menschen mit Magen-Darm-Symptomen auf.
Im Verlauf einer 18-monatigen Untersuchung stellten Bundesbehörden fest, dass Alabama seine Abwassergesetze auf eine Weise durchsetzte, die „den Bewohnern von Lowndes County mit strafrechtlichen Sanktionen und sogar möglichem Eigentumsverlust drohte – wegen hygienischer Zustände, die sie nicht in der Lage waren zu beheben.“ (eigene Hervorhebung)
Die Entscheidung der Trump-Regierung, die bundesstaatliche Untersuchung einzustellen, ist eine große Herausforderung für die Umweltgemeinschaft, Gesundheitsfürsprecher*innen und lokale Führungspersonen. Sie sind nun umso mehr gefordert, deutlich zu machen, dass solche „Nicht-Handlungen“ – auch wenn sie vor allem arme und Minderheiten-Gemeinschaften treffen, die bereits unter Umweltbelastungen leiden – letztlich uns alle betreffen.
Es ist seit Langem bekannt, dass der Kontakt mit kontaminiertem Wasser Krankheiten wie Magen-Darm-Infektionen, Atemwegserkrankungen und andere schwere Gesundheitsprobleme verursachen kann. Ungeklärtes Abwasser enthält oft gefährliche Krankheitserreger, Nährstoffe und Chemikalien, die für Menschen und Tiere lebensbedrohlich sein können.
Der Kongress muss die Verantwortung übernehmen, die Befugnisse und die Kapazitäten der EPA zur Durchsetzung des CWA zu stärken, wie es ursprünglich vorgesehen war. Wenn es einen echten politischen Willen gibt, den Anspruch „Make America Healthy Again“ zur Realität zu machen, muss dies ein Teil davon sein.
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Hinweis der Redaktion: Die hier geäußerten Meinungen stammen von den Kolumnist*innen von Impakter.com im Rahmen der Kooperation mit dem Online Magazin Faust Kultur und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten von Impakter.com und Faust Kultur wider.
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Dieser Artikel wurde ursprünglich im Impakter Magazine veröffentlicht. Hiesige Veröffentlichung erfolgt in Zusammenarbeit mit Impakter Magazine.
Letzte Änderung: 26.05.2025 | Erstellt am: 19.05.2025
Den Originalartikel von Richard Seifman – Ehemaliger leitender Gesundheitsberater der Weltbank und leitender Beamter im Auswärtigen Dienst der USA finden Sie hier .
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