Klimabedingte Massenmigration: Eine Lösung aus Afrika?

Während die Regierungen sowohl in Entwicklungs- sowie Industrieländern damit zu kämpfen haben, die Herausforderung der Migration zu bewältigen, entwickelt Afrika in aller Stille Modelle, die den Weg weisen könnten: Das Beispiel von Äthiopien
Obwohl klimabedingte Massenmigrationen schwer zu bewältigen sind und mit der Beschleunigung des Klimawandels bald zu einer noch größeren Herausforderung werden dürften, zeigen einige Länder wie man mit dieser Herausforderung umgehen kann. Äthiopien bietet ein gutes Modell für Länder, die unter dieser neuen und schnell wachsenden Art von Migranten, den Klimaflüchtlingen, leiden.
Äthiopien hat trotz seiner herausfordernden geographischen Lage mit der Danakil-Wüste, einem der heißesten, trockensten und unbewohnbarsten Orte der Erde, und an der Grenze zur Sahara und großen Arabischen Wüste einen bemerkenswerten ökologischen und sozialen Wandel vollzogen.
In den 1980er Jahren führte eine nicht nachhaltige Landwirtschaft, die durch Faktoren wie Dürre und Wüstenbildung noch verschärft wurde, zu einer ökologischen Krise. Dies führte zu einer weit verbreiteten Hungersnot, die die Bevölkerung dazu zwang, in hohem Maße auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen zu sein. Die Landschaft litt unter Erosion, Erdrutsche und langanhaltende Dürreperioden.
In den letzten zehn Jahren hat das Land jedoch in Zusammenarbeit mit Personen wie Tony Rinaudo und Organisationen wie World Vision sowie mit Plänen wie dem Drylands Development Programme einen bemerkenswerten Weg der Umweltsanierung eingeschlagen. Hunderttausende Hektar Land wurden wieder fruchtbar gemacht und degradierte Ökosysteme wiederbelebt. Diese Wiederherstellungsmaßnahmen haben die Wasserrückhaltung erheblich verbessert, so dass das Wasser in der Regenzeit die Grundwasserleiter wieder auffüllen kann und die Verfügbarkeit von Wasser auch in Trockenperioden gewährleistet ist.
Dank dieser Bemühungen konnte die Gemeinde von der Abhängigkeit von Nahrungsmittelhilfe zur Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln übergehen. Die Landwirte produzieren nun nicht nur genügend Nahrungsmittel für den Eigenbedarf, sondern erwirtschaften auch Überschüsse für den Verkauf und stärken so die lokale Wirtschaft.
Jetzt haben die Menschen in Äthiopien mehr eigenständige Handlungsmöglichkeit, zu ihrer Lebensqualität beizutragen, ohne dass sie von einer ständigen Hungersnot bedroht sind. Das zeigt, dass auch ein verwundetes Ökosystem, durch gezielte Maßnahmen revitalisiert werden kann.
Die andere Seite der Medaille: mehr als nur Wandel
Bangladesch, das an einem riesigen Flussdelta liegt, rechnet mit durchschnittlich etwa 20 Millionen Klimaflüchtlingen, die vor den Überschwemmungen fliehen, die voraussichtlich 17 % des Landes überfluten werden.
Da Bangladesch ein Entwicklungsland ist, verfügt es nicht über die Mittel, um mit einem Bedrohungsmultiplikator umzugehen, der zu einem sozioökonomischen Strudel führe und somit das Land in eine Schleife des Aufruhrs brächte.
Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, dass Industrieländer sowie die Länder und Institutionen, die sich in der Nähe der Krisengebiete befinden dringend Maßnehmen ergreifen.
Die verbesserte Umsetzung multinationaler Asylsysteme steht im Einklang mit Maßnahmen zur Rechtsdurchsetzung und der notwendigen Erhebung von Daten über einzelne Massenmigranten. Dies sind mit Sicherheit zwei von vielen Faktoren, die für faire und effiziente Asylverfahren sorgen, aber sie bringen auch eigene Komplexitäten und Herausforderungen mit sich, nicht zuletzt den Wunsch der Widerstand der lokalen Bevölkerung gegenüber einer steigenden Zahl von Klimaflüchtligen.
Klimawandel verschärft die Migrationskrise
Einigen Schätzungen zufolge könnten bis zum Jahr 2050 über eine Milliarde Menschen aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels, wie dem Anstieg des Meeresspiegels, extremen Wetterereignissen und Ressourcenknappheit, aus ihrer Heimat vertrieben werden.
Obwohl “Klimaflüchtling” kein offiziell anerkannter Begriff im internationalen Recht ist, wird er hier in Bezug auf vertriebene Personen aufgrund des Klimawandels verwendet. Beim Umgang mit Flüchtlingen müssen die gesetzlichen Vorschriften im Rahmen der internationalen Menschenrechte und des Grundsatzes von “non-refoulement” ausgelegt werden, d. h. des Verbots der Rückführung von Personen in ein Land, in dem ihnen Verfolgung oder ernsthafter Schaden droht.
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) erkennt die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf Massenvertreibungen an und setzt sich dafür ein, dass die durch klimabedingte Ereignisse vertriebenen Menschen Schutz und Hilfe erhalten.
Dazu gehören auch Menschen, die aufgrund des Klimawandels innerhalb ihres eigenen Landes umsiedeln mussten. Die tatsächliche Zahl der durch den Klimawandel vertriebenen Menschen ist wahrscheinlich wesentlich höher als die derzeitigen Schätzungen.
Nach Angaben des International Displacement Monitoring Centre wurden zwischen 2008 und 2016 jährlich durchschnittlich 21,5 Millionen Menschen durch wetterbedingte Ereignisse wie Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und Dürren vertrieben. Diese Zahl erreichte im Jahr 2022 einen Rekordwert von 32,6 Millionen. Das Institute for Economics and Peace, eine internationale Denkfabrik, geht davon aus, dass diese Zahl steigen wird. Es prognostiziert, dass bis 2050 weltweit 1,2 Milliarden Menschen aufgrund von Klimawandel und Naturkatastrophen vertrieben werden könnten.
Angesichts der komplexen und vielschichtigen Natur der Massenmigration, wie sie die Klimaflüchtlinge darstellen, ist es eine Herausforderung, die Grundprinzipien unserer multinationalen Asylsysteme aufrechtzuerhalten. So wie das Wetter selbst ist auch die Zahl der Klimaflüchtlinge, die vertrieben werden und möglicherweise Asyl benötigen, nicht vorhersehbar – wir können bestenfalls eine ungefähre Risikobewertung vornehmen und somit das Schlimmste einkalkulieren. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes, der die unterschiedlichen Bedürfnisse und faire Behandlung der vertriebenen Bevölkerungsgruppen sichert.
Jenseits der Grenzen: Der Klimawandel führt zu Massenvertreibungen
Die nationalen und internationalen Asylsysteme spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung einer fairen und gerechten Behandlung von Asylbewerbern. Diese Praxis steht im Einklang mit dem Grundprinzip der Wahrung der Menschenrechte. Durch die Unterstützung der Mitgliedstaaten können die Regierungen dazu beitragen, dass die Asylverfahren in einer Weise durchgeführt werden, die die Menschenrechte aller Schutzsuchenden respektiert und gleichzeitig die Kultur und die demografischen Gegebenheiten bewahrt.
Regierungen können eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen spielen, die sich aus der klimabedingten Migration ergeben:
1. Unterstützung der Entwicklung einer umfassenden und integrativen Asylpolitik, die den besonderen Bedürfnissen von Menschen Rechnung trägt, die durch den Klimawandel vertrieben werden.
2. Schulung und Kapazitätsaufbau für Asylbeamte, um ihr Verständnis für die komplexen Faktoren der klimabedingten Migration zu verbessern und sicherzustellen, dass ihre Bewertungen auf diesem Verständnis beruhen.
3. Erleichterung des Austauschs von Informationen und bewährten Praktiken zwischen Staaten in Bezug auf die Bewertung und den Schutz von Personen, die durch den Klimawandel vertrieben wurden.
Durch die wirksame Bewältigung der Herausforderungen, die im Zusammenhang mit der klimabedingten Migration entstehen, versuchen die Regierungen, einen Beitrag zu einem humaneren und wirksameren Asylsystem zu leisten, das die Grundrechte und die Würde aller Schutzsuchenden wahrt und gleichzeitig die nationale Souveränität nicht beeinträchtigt.
Eine stille Vertreibungskrise innerhalb der Nationen
Die Rolle der Regierungen bei der Erhebung von Daten über einzelne Massenmigranten ist von entscheidender Bedeutung für eine fundierte politische Entscheidungsfindung und wirksame Asylverfahren. Im Rahmen des Schutzes der Menschenrechte sollte bei dieser Datenerhebung der Schutz personenbezogener Daten Vorrang haben und sichergestellt werden, dass die Daten auf ethische und verantwortungsvolle Weise verwendet werden, um über Asylentscheidungen zu informieren und das Asylsystem zu verbessern.
Die Wahrung der goldenen Mitte ist entscheidend. Neben der Durchsetzung von Vorschriften und der Erhebung von Daten über Migranten müssen die Regierungen die grundlegenden Menschenrechtsprinzipien wahren, die für asylbezogene Aktivitäten maßgeblich sind. Die Schaffung eines gerechten und humanen Asylsystems bedeutet auch, dass die Rechte und die Würde aller Asylbewerber geschützt werden müssen.
Diese differenzierte Sichtweise unterstreicht, wie wichtig es ist, ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit einer wirksamen Grenzverwaltung und dem Grundrecht auf Asyl zu schaffen. Die Regierungen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser komplexen Herausforderung, indem sie dafür sorgen, dass die Asylverfahren fair, effizient und im Einklang mit den internationalen Menschenrechtsstandards durchgeführt werden.
Der Originalartikel ist in englischer Sprache im Impakter Magazin erschienen.
Aus dem Englischen von Liam Grunsky
Letzte Änderung: 28.03.2025 | Erstellt am: 24.03.2025
Den Originalartikel von Impakter in Englisch finden Sie hier.
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