Eine bessere Tiergesundheit ist die risikoarme, hochrentable Klimainvestition, die wir brauchen.
Executive Director von HealthforAnimals, Carel du Marchie Sarvaas, zeigt, wie die Integration von Tiergesundheit in Klimapläne eine der kosteneffizientesten Methoden sein kann, Emissionen zu senken und gleichzeitig lebenswichtige Ernährungssysteme und Lebensgrundlagen zu schützen
Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Möglichkeit, die Emissionen aus der Fleisch-, Eier- und Milchbranche um nahezu ein Viertel zu senken — und damit 2–3 % der globalen Treibhausgas‑Emissionen — ohne dabei Nahrungsversorgung, Ernährungsweisen oder Lebensgrundlagen zu beeinträchtigen.
Eine solche Lösung existiert. Und erstaunlicherweise erhält sie derzeit lediglich 0,01–0,02 % der globalen Klimafinanzierung.
Die Antwort lautet: bessere Tiergesundheit — und sie verdient deutlich mehr Aufmerksamkeit und Investitionen. Für Länder, die derzeit ihre nationalen Klimastrategien einreichen oder umsetzen, ist die Verbesserung der Tiergesundheit eine Win‑Win‑Lösung: Emissionsreduktion und gleichzeitige Absicherung eines entscheidenden Sektors für globale Ernährungssicherheit.
Für 1,3 Milliarden Menschen sind Tiere mehr als eine Nahrungsquelle — sie sind Einkommen, Sicherheit und Überleben. Die Tierhaltung ist ein wesentlicher Sektor für Wirtschaft und Ernährungssysteme, macht 40 % der globalen landwirtschaftlichen Produktion aus und spielt für Entwicklungsländer eine noch wichtigere Rolle. Aber sie hinterlässt auch eine erhebliche Umweltbilanz: weltweit entfallen rund 12 % der Treibhausgasemissionen auf die Tierhaltung.
Tierkrankheiten führen zu erhöhten direkten Emissionen (etwa durch ineffiziente Verdauung) und indirekten Emissionen (etwa durch Futtermittel, Land, Wasser und Medikamente, die für die Haltung gebraucht werden).
Jedes kranke Tier steht für verschwendete Ressourcen und Emissionen — ohne Fleisch, Milch oder Eier auf dem Markt. Ein Ausbruch einer Rinderkrankheit, der nur 20 % einer Herde in einem einkommensschwachen Land betrifft, kann die Emissionen dort schätzungsweise um 60 % erhöhen. Darüber hinaus verursachen Tierkrankheiten jährliche Kosten von bis zu 350 Milliarden US‑Dollar durch Produktionsausfall, Behandlung und Sterblichkeit — Kosten, die durch kluge Investitionen vermeidbar wären.
Daten der Food and Agriculture Organization of the United Nations zeigen klar: Wenn bestehende Strategien für Tiergesundheit und Tierhaltung konsequent ausgebaut würden, könnte die Tierhaltung bis 2050 mehr als neun Milliarden Menschen ernähren — ohne zusätzliche Emissionen. Diese Erkenntnisse sollten die Bewertung der Landwirtschaft in Klima‑Finanzrahmen und Debatten über Klimagerechtigkeit grundlegend verändern.

Institutionen wie die World Bank, FAO, der International Fund for Agricultural Development und die World Organisation for Animal Health erkennen Tiergesundheit als eine der kosteneffizientesten Möglichkeiten zur Emissionsminderung an. In Kombination mit Innovationen bei Futter und Zucht könnten entsprechende Maßnahmen die Emissionen um bis zu 23 % senken. Prävention — etwa durch Impfungen — und kontinuierliche tierärztliche Betreuung helfen Tieren, schneller und mit weniger Ressourcen zu wachsen und pünktlich das Schlacht- oder Marktreifegewicht zu erreichen.
Für Staaten, die maximale Rendite aus Klimainvestitionen herausholen wollen, bieten Verbesserungen der Tiergesundheit daher das beste Verhältnis von Kosten zu eingesparten Emissionen aller agrarischen Eingriffe.
Ein neues, praxisorientiertes Schritt-für-Schritt‑Handbuch zeigt, wie Regierungen Tiergesundheit in ihre nationalen Klimabeiträge integrieren können. Durch die Verknüpfung von veterinärmedizinischer Infrastruktur, Datensystemen und Krankheitsprävention mit messbaren Emissionsauswirkungen erhalten politische Entscheidungsträger und Geldgeber eine klare Orientierung für gezielte Investitionen mit hohem Ertrag.
Die kommenden Klimaverhandlungen (etwa im Rahmen der COP30) bieten eine wichtige Gelegenheit, Tiergesundheit als zentralen Baustein nationaler Klimastrategien zu verankern — etwa im größten Rinderproduktionsland der Welt. Studien haben herausgefunden, dass eine erhöhte Impfquote bei brasilianischen Viehbestand direkten, positiven Einfluss auf Umwelt und Produktivität hat. Eine Impfquote von 40 % konnte mit einer verringeten Landnutzung von 12,8 % in Verbindung gesetzt werden, während jedes eine Prozent an erhöhter Impfquote der Tiere mit 0,7 % erhöhter Produkteffizienz korreliert.
Gesündere, schneller wachsende Tiere benötigen weniger Futter und Land pro Kilogramm Fleisch — das reduziert direkt die Emissionsintensität.
Tiergesundheit ist eine Klima‑Lösung, die lange am Rand der Klimafinanzierung stand. Doch bereits mit begrenzten Mitteln — für Impfstoffe, Diagnostik und tierärztliche Dienstleistungen — zeigen sich enorme Klima-, Wirtschafts- und soziale Gewinne. Bei gesünderen Tieren verliert niemand.
Letzte Änderung: 01.12.2025 | Erstellt am: 10.11.2025
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