Die umweltschädlichste WM aller Zeiten: Was kann FIFA tun?

Die umweltschädlichste WM aller Zeiten: Was kann FIFA tun?

Nachhaltigkeit: Kooperation mit Impakter Magazine
2018 World Cup Final - France v Croatia - 1st Half | © Wikimedia Commons

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 soll die größte aller Zeiten werden – und gleichzeitig die umweltschädlichste. Ein neuer Bericht warnt vor massiven CO₂-Emissionen, der Zerstörung lokaler Ökosysteme und fragwürdigen Sponsorings. Was kann die FIFA tun, um das Spiel nicht auf Kosten des Planeten zu spielen?

Die FIFA Fußballweltmeisterschaft 2026 ist so geplant, dass sie die bisher größte ihrer Art wird: statt mit 32 Teams mit 48 Teams, mit Spielen, die über den nordamerikanischen Kontinent verteilt stattfinden. Diese Dimension wirft jedoch einen dunklen Schatten auf die Umwelt — besonders durch Sponsoringverträge mit fossilen Energiekonzernen, umfangreiche Flugreisen, Unterdrückung von Protesten lokaler Gemeinschaften und Baumaßnahmen in oder nahe von Waldflächen.

Der Klima‑Fußabdruck der FIFA‑Weltmeisterschaften

Ein neuer Bericht Scientists for Global Responsibility, „FIFA’s Climate Blind Spot: The Men’s World Cup in a Warming World“, kommt zu dem Schluss, dass die Erweiterung des Turniers von 32 auf 48 Mannschaften zu einem erheblichen Anstieg der Emissionen führen wird — insbesondere durch Luftverkehr für Teams, Personal und Fans.

Der Bericht schätzt, dass die WM mindestens 9,0 Mio. Tonnen CO₂‑Äquivalent verursachen wird — der höchste Wert in der 95‑jährigen Geschichte des Turniers. Zum Vergleich: Die für 2030 geplante Spanisch-geführte WM wird mit etwa 6,1 Mio. tCO₂e geschätzt, jene der WM 2034 in Saudi-Arabien mit rund 8,6 Mio. tCO₂e. FIFA selbst hat in der Vergangenheit Klimaschutzziele formuliert: 2021 startete das Organ eine Initiative der UN‑Klimakonferenz (COP26), mit dem Ziel, Emissionen bis 2030 um 50 % zu senken und bis 2040 klimaneutral zu sein. Doch die Glaubwürdigkeit dieser Ansprüche wurde angezweifelt, etwa im Zusammenhang mit der WM 2022 in Katar: Die Kommission für Fairness in der Schweiz erklärte, FIFA sei nicht in der Lage gewesen, Belege für die behauptete Klimaneutralität vorzulegen, und habe keinen Plan vorgestellt, wie Emissionen weiter kompensiert werden sollen. Hinzu kommt, dass unter den Sponsoren der WM Airline‑ und Ölkonzerne sind — insbesondere Qatar Airways und Aramco.

Lokale Gemeinschaften leiden bei Vorbereitungen in Mexiko

Obwohl vorhandene Stadien zur Austragung genutzt werden, führen Erweiterungen und begleitende Bauvorhaben zu Belastungen für die lokalen Anwohner.

Bewohner in der Umgebung des Azteca-Stadions in Mexiko-Stadt berichten, dass die Planungen negative Auswirkungen auf die Wasserversorgung und den Erhalt von Grünflächen haben werden.

Rubén Ramírez, ein Gemeinschaftsführer im Stadtteil Santa Úrsula Coapa, sagt:
bq. „Wie kann es sein, dass sie ein erstklassiges Stadion haben, und daneben eine Stadt ist tot?“

Die Verfassung Mexikos schreibt bei Bauvorhaben auf indigener Fläche eine Konsultation der betroffenen Gemeinschaften und Führungsfiguren vor — doch diese Proteste werden weitgehend ignoriert.

Geplant sogar, ein 5.000 m² großes Waldstück in Santa Úrsula in eine Baustelle umzuwandeln.

Eine Anwohnerin kommentiert: „Sie können das nicht nehmen, das ist die Lunge der Gemeinschaft“

Die WM könnte dabei bis zu 5,2 Milliarden Pfund in Mexiko „in den Kreislauf bringen“, wodurch die Interessen der mexikanischen Regierung eng mit dem Großprojekt verknüpft werden.

Das größte Problem könnte jedoch die Wasserversorgung. Wasserknappheit ist in ganz Mexiko-Stadt ein häufiges Problem, und der Stadtteil rund um das Aztekenstadion ist durch die geplante Erweiterung besonders gefährdet. Televisa, ein Unternehmen, das teilweise Eigentümer des Stadions ist, privatisierte im Jahr 2018 einen örtlichen Brunnen – was die Lage weiter verschärfte. Die Gemeinschaft von Santa Úrsula protestiert gegen diesen Vertrag, bezeichnet ihn als illegal wirft dem Unternehmen Ausbeutung vor.

„Das Stadion gehört zum Territorium der Gemeinschaft“, sagt Ramírez. „Es sind die Eigentümer, die Geschäftsleute, die von der Weltmeisterschaft profitieren werden. Und was bekommt die Gemeinschaft zu sehen? Nichts.“

Wie kann FIFA die Klimawirkung abschwächen?

Der Bericht schlägt vor, dass FIFA:
  • kommerzielle Partnerschaften mit emissionsstarken Unternehmen beendet,
  • die Expansion des Turniers rückgängig macht,
  • Mindestkapazitätsanforderungen für Stadien senkt, um neue Bauprojekte zu reduzieren,
  • verbindliche Umweltstandards einführt,
  • und Maßnahmen etabliert, um Risiken durch Klimafolgen zu senken.

Aus dem Englischen von Liam Grunsky

Letzte Änderung: 29.09.2025  |  Erstellt am: 21.07.2025

Den Originalartikel von IMPAKTER Magazine finden Sie hier

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