equalpedia
Seit 2021 rückt die Internetplattform Equalpedia gravierenden Wissenslücken in der digitalen Welt zu Leibe. Da in stark frequentierten Portalen wie Wikipedia die Männer dominieren, brachten Karin Kraus und Sonja Hintermeier ein gendergerechtes Portal auf den Weg, das den Fokus auf die Leistungen von Frauen, LGBTQIA-Personen und anderen marginalisierten Gruppen richtet.
Um die Präsenz von Frauen ist es in der digitalen Welt nicht besser als in der analogen bestellt. Dieser Schieflage wollten die Organisationsentwicklerin Karin Kraus und die Verlegerin Sonja Hintermeier aktiv entgegen wirken. Als sie den Digital Gender Knowledge Gap genauer unter die Lupe nahmen, konnten sie ihren Befund „zunächst nicht glauben“. Besonders ernüchternd fanden sie den niedrigen Frauenanteil und die stereotypen Darstellungen bei Wikipedia. In dem weltweit größten digitalen Lexikon lag und liege „die Anzahl der Beiträge über Frauen und der Anteil der Autorinnen deutlich unter 20 Prozent“. Mit der Absicht, auch hinsichtlich queerer Personen solche Missstände zu ändern, bauten die beiden 2018 ein Redaktionsteam auf und verfassten für Wikipedia Artikel. Das ging allerdings nur drei Jahre lang gut, dann kam es zum Zerwürfnis.
„Die Community stemmte sich gegen unsere Arbeit, weil wir sie bezahlt und in einer für die Wikipedia-Kultur ungewohnten Arbeitsform leisteten. Wir sind ein Team, arbeiten nicht anonym und treten für die Sache der Frauen und LGBTQIA+ Personen ein. Das widerspricht den Traditionen von Wikipedia, die Neutralität ohne Bezahlung propagiert und deren Autor*innen in der Regel anonym bleiben.“ Karin Kraus und Sonja Hintermeier stellten daraufhin unter dem Namen „Equalpedia“ ein „gendergerechtes, freies Lexikon“ auf die Beine, das den Leistungen von Frauen und queeren Menschen zu mehr Sichtbarkeit in der digitalen Welt verhelfen will.
Für deren digitale Präsenz ist das 2021 gestartete Internetportal offenbar nötiger denn je. „Wir sehen, dass der Digital Gender Knowledge Gap aktuell immer größer wird. Es verfestigen sich damit stereotype Bilder, Frauen und LGBTQIA+ Personen kommen weiterhin nicht oder zu wenig vor. Und was im Netz nicht gefunden werden kann existiert nicht“, so die traurige Erkenntnis der Equalpedia-Initiatorinnen. Ihre ins Leben gerufene Plattform verstehen sie daher auch als ein „netzpolitisches Zeichen“. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, mit „Equalpedia“ die „Entwicklung gendergerechter Algorithmen“ voranzutreiben und einen „Beitrag für eine geschlechtergerechte Partizipation an der digitalen Zukunft“ zu leisten.
Gegenwärtig verfügt das in Frankfurt gegründete Online-Lexikon über ein fünfköpfiges Redaktionsteam und einen bundesweiten Pool an Autor*innen, die ein breites Themenspektrum bedienen. Wie Karin Kraus einräumt – Sonja Hintermeier ist im vergangenen Jahr verstorben – engagieren sich die Mitarbeitenden derzeit auf ehrenamtlicher Basis. Sie und das Team bemühten sich jedoch, Geldgeber*innen und Unterstützer*innen zu finden, um eine Honorierung zu ermöglichen. Der auch als Beraterin und Coach tätigen Soziologin liegt es am Herzen, die Vernetzung und die Verbreitung von Equalpedia weiter auszubauen. Wer einen wissenschaftliche Standards erfüllenden Artikel beisteuern oder eine Institution vorstellen möchte könne jederzeit über das Kontaktformular auf der Website www.equalpedia.org mit der Redaktion in Verbindung treten.
Letzte Änderung: 20.07.2023 | Erstellt am: 19.07.2023
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