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Im Bauch des Wales

Friedenspreis an Tsitsi Dangarembga
Tsitsi Dangarembga

Im Oktober 2021 erhielt die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga in Frankfurt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Mit dem Preis wurde eine Schriftstellerin geehrt, die die schwierige Emanzipation einer schwarzen Frau aus dem ländlichen Rhodesien erzählt und zugleich tief in die Kolonialgeschichte Simbabwes eintaucht. Zwei der Bände „Aufbrechen" und „Überleben" aus der Tambudzai-Triologie liegen auf Deutsch vor. Cornelia Wilß porträtiert die Autorin.

Ein Portrait der simbabwischen Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga

Berlin im April 2019. An Litfaßsäulen hängen Plakate, die zur zweiten Ausgabe des African Book Festival „Transitioning from Migration“ einladen. Im Hintergrund ist das Portrait einer Frau zu sehen, die leise lächelt. Die Frau ist Tsitsi Dangarembga. Sie kuratiert das Fest afrikanischer Gegenwartsliteratur, das die Berliner Buchhandlung „InterKontinental” (https://www.interkontinental.org/) gegründet von Stefanie Hirsbrunner und Karla Kutzner, seit 2018 mit einer jährlich wechselnden künstlerischen Leitung und einem thematischen Fokus präsentiert.

Frankfurt im Oktober 2021. Die gefeierte Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In ihrem Werk, heißt es in der Begründung des Börsenvereins, verbinde sich „ein einzigartiges Erzählen mit einem universellen Blick“. Inzwischen kann man ihre Romane nun auch endlich auf Deutsch lesen; zwei der Romane aus der Tambudzai-Trilogie liegen (wieder) oder erstmals in deutscher Sprache vor. Im nächsten Jahr soll die Trilogie vollständig auf Deutsch zu lesen sein.

Tsitsi Dangarembga

„Nervous Conditions”, der erste Roman, erschien 1988 bei „The Woman’s Press“ in London und machte die Autorin, damals erst 25 Jahre alt, auf Anhieb bekannt. Doris Lessing feierte das Erscheinen der Geschichte als einen der wichtigsten Romane des zwanzigsten Jahrhunderts, auf den die Welt gewartet habe. Dreißig Jahre nach seiner Veröffentlichung wird er als „postkolonialer Klassiker“ von der BBC auf die Liste der hundert Bücher gesetzt, die die Welt verändert haben. Ilija Trojanow bekam – wie er kürzlich in der FAZ schrieb – ein „dünnes Bändchen“ auf der Frankfurter Buchmesse 1989 am Baobab-Verlags aus Simbabwe in die Hand gedrückt, las es, war begeistert und erwarb postwendend die Rechte und übersetzte den Text für den Rowohlt Taschenbuchverlag aus dem Englischen ins Deutsche. Die Erstausgabe „Der Preis der Freiheit“ erschien 1991, im Orlanda Buchverlag liegt der Band jetzt unter dem neuen Titel „Aufbrechen“ in Trojanows Übersetzung vor.
„Nervous Conditions” ist das furios geschriebene Portrait – etwas altmodischer gesagt, ein Bildungsroman – einer sehr jungen schwarzen Frau in Rhodesien um 1970 und zugleich eine Familiengeschichte in der Schattenwelt der Gewaltgeschichte Simbabwes, einem Land, das nie Frieden gekannt hat. Der Titel bezieht sich auf Jean Paul Sartres Einleitung zu Frantz Fanons Buch „The Wretched of the Earth“ (dt. Die Verdammten der Erde) von 1963, in dem das koloniale Verhältnis als andauernder „nervöser Zustand“ bei den Kolonisierten beschrieben wird.

In ihrer Dankesrede in der Frankfurter Paulskirche im Oktober 2021 erinnert die Preisträgerin an die Gewaltherrschaft des Kolonialismus und die „die brutalen Praktiken und die unterschiedlichen Formen institutionalisierter Gewalt“, die „von weißen Körpern gegenüber schwarzen Körpern ausgeübt wurden“, um die örtliche Bevölkerung in der Kolonie unter Kontrolle zu bringen.“. „Haben Sie von irgendetwas gehört, wo die Briten gesagt haben: Ja, das ist passiert und das ist passiert? Im Gegenteil“ – bis heute, empört sie sich in einem früheren Gespräch mit ihr in Frankfurt 2018, habe Großbritannien die verübten Gräueltaten an der Bevölkerung nicht zugegeben und würde das offizielle Bild, wie man britische Interaktionen mit Menschen in den Kolonien darstellt, beschönigen und sorgsam pflegen. Und schon sind wir mittendrin in der postkolonialen Gemengelage und auf der Suche nach neuen Narrativen: „Wir müssen neue Gedanken entwickeln, sie aus den Ecken des Universums ziehen, wo sie entstehen, um den Paradigmenwechsel zu bewirken, der unsere Art und Weise bestimmt, wie wir Erkenntnis erlangen.“

Als sie jung war, erinnert sich die Protagonistin Tambudzai Sigauke einmal, als sie sich fast selbst verloren hat, „warst du nicht die Person, zu der du geworden bist. Wann und wie ist es passiert?“ Die Bücher und Filme Tsitsi Dangarembgas liefern erhellende Momente darüber, warum wir – die wir alle im Bauch des Wals sind – wurden, wer wir sind, was wir verloren haben und was wir vielleicht am Ende gewinnen könnten, wenn wir starre Konstruktionen von Erkenntnis und Gewissheit zerlegten.

„An meinem Horizont erschien nur ich...“

Zu Beginn des Romans ist Tambu dreizehn Jahre alt. Sie schildert ihr Leben im Dorf als Tochter einer verarmten Familie; ihr Schlafplatz ist die Küche; die Haus- und Feldarbeit ist hart; sie liebt das Bad im „Nyamarira“, wenn sie Wasser holt; die Großmutter, Mbuya unterrichtet sie in Geschichte – in die Schule zu gehen, bleibt ihr verwehrt. Dem Bruder, Nhamo, der die Missionsschule besucht, ist die Armut im elterlichen Zuhause, der „Heimstätte“, wie in der Übersetzung heißt, peinlich. „Zuvor hatten wir uns darüber verständigen können, dass der Schmutz uns grausam zusetzte, aber fraglos der unsere war, also war die Last, ihn zu vertreiben, auch unsere.“ Je länger Nhamo sich bildet, desto stärker entfremdet er sich von den Nächsten: „Ich werde nicht mehr Jeremiahs Sohn sein“, und es gab eine schreckliche Veränderung, die Tambu mit Argwohn an ihrem Bruder beobachtet: „Er hatte sein Shona vergessen“. Dass er nun fast nur noch Englisch sprach, wird vom Vater geschätzt, es sei der erste Schritt zur Befreiung der Familie aus ärmlichen Verhältnissen. Für Mädchen war Fortschritt nicht vorgesehen.

Das rhodesische Bildungsgesetz von 1930, das die Schulpflicht für europäische Kinder festschrieb, hatte auch noch in den sechziger Jahren Gültigkeit. Weiße Kinder, die die Minderheit im Land darstellten, konnten vom sechsten bis zum fünfzehnten Lebensjahr kostenlos zur Schule gehen. Für die mehrheitlich schwarzen Familien in Rhodesien gab es keine solche Regelung. Diejenigen, die Wert auf Bildung legten, waren gezwungen, dafür zu bezahlen, und in der Regel gab man Geld für den männlichen Nachwuchs aus.
Arm, ungebildet, schwarz – die Mutter, Ma’Shingayi, rät der Tochter, die Bürde, Frau zu sein, mit Ausdauer zu ertragen, gehorsam zu sein, Kinder zu gebären und sich um den Ehemann zu kümmern. Gegen diese Tradition, die die Frauen jahrhundertelang in Abhängigkeit – nicht nur in Simbabwe, wie wir wissen – hielt und Talente und Träume unzähliger Frauen verschleuderte, begehrt die Dreizehnjährige auf. Tambu ist zäh. Sie pflanzt und verkauft Mais, verhandelt hart und wird schließlich – nachdem der Bruder überraschend stirbt – in die Missionsschule ihres Onkels Babamukuru aufgenommen.

„An meinem Horizont erschien nur ich …“. Tambu verlässt das Dorf und zieht ins modern eingerichtete Haus des Onkels und seiner Familie ein. „Ich betrachtete meinen Einzug in die Mission gerne als Wiedergeburt.“ Zum Überleben braucht sie Bücher. Es gibt eine große Bibliothek. Tambu glaubt an ihre Intelligenz und ihre Möglichkeiten, aber bald zeichnen sich erste Brüche und Risse in ihrer Vorstellungswelt ab, die Tabus und Traditionen, alte Gewissheiten im sozialen Gefüge neu herausfordern. „Das Alte stürzt“ „…. Ihre Cousine Nyasha, mit der sie ein Zimmer teilt, hat eine Weile in England gelebt und schert sich wenig um die Kleiderordnung und die guten Sitten, sie raucht, geht tanzen, benutzt Tampons, rebelliert gegen den autoritären Vater.

„Man kann sich nicht immer nach dem richten, was verlangt wird. Man muss eine Überzeugung haben, und meine besteht darin, dass ich nicht die Unterdrückte sein will. Keiner sollte unterdrückt sein. Aber wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, erscheint es einem natürlich und man findet sich damit ab. Und dann ist man am Ende. Gefangen. Sie kontrollieren dein ganzes Leben.“

Als der Vater sie brutal züchtigt, weil die Tochter ihm angeblich Schande bereitet habe, zerbricht die junge Frau: Sie flüchtet sich in Einsamkeit und Selbstaggression, wird magersüchtig. In ihrem körperlich-nervlichen Zusammenbruch („nervous conditions“) zerreißt sie ihre Geschichtsbücher.

Tsitsi Dangarembga

„Damals schrieb ich mit einer neuen Stimme"

Es sei schwierig gewesen, in den frühen Neunzigern Bücher über Frauen in Simbabwe zu veröffentlichen; sagt Tsitsi Darangemba. Wen interessierte schon die Geschichte eines Mädchens aus dem Dorf? “Damals schrieb ich mit einer neuen Stimme. Die Stimme einer jungen Afrikanerin, die über sich selbst nachdenkt und darüber, was sie im Leben will. Das schien für das weiße Establishment schockierend zu sein. Sie haben nie in Betracht gezogen, dass eine solche Person überhaupt eine Stimme haben könne.

Im folgenden Band „The Book of Not“, das nach einer Schreibpause 2006 erschien und bei Orlanda 2022 auf Deutsch vorliegen wird, beginnt Tambudzai Sigauke ihr zweites Jahr an der katholischen Internatschule „Young Ladies’ College of the Sacred Heart“. Die kindliche Unschuld ist verflogen. Die Autorin zeichnet minutiös das fortwährendes Ringen Tambus um Selbstbestimmung zwischen Anpassung an die Anforderungen des weißen Systems Schule mit seinen rassistischen Praktiken, den Traumata, die der Bürgerkrieg in den Menschen ihrer Gemeinschaften hinterlassen hat und den Paradoxien und Fragmenten des Übergangs in eine de-koloniale Phase, die das Gefüge der Gemeinschaften für immer zerstören wird.

Der Bürgerkrieg, heißt es einmal „hat die Nerven aller und viele Körper zerstört“. Die Gewalterfahrungen sind allgegenwärtig, das patriarchale System zwingt den Frauen nach wie vor unerbittlich seinen Willen auf – im Roman genießen die Veteraninnen, die Mütter, Tanten von Tambu, die im Krieg gekämpft haben, allerdings Respekt, doch auch sie wissen, dass die Gewalt nie aufgehört hat. „Wir haben solche Sachen gesehen … während des Freiheitskampfes. Damals fanden sie im Busch statt, heute in den Häusern. Und noch immer redet niemand.“

Tambu selbst hatte Bildung immer als Schlüssel gesehen, der sie aus der Art von „Gefangenschaft“ befreien würde, in der ihre Mutter und die anderen Frauen zu stecken schienen. Doch schon bald, als sie trotz rassistischer Anfeindungen nach ihrem Schulabschluss eine Stelle in einer (weißen) Werbeagentur antritt, stößt sie an Grenzen des Möglichen. Die Autorin liefert auf schmerzliche Weise Hinweise auf ein durch und durch repressives System, das darauf ausgelegt ist, das Selbstbewusstsein eines Menschen zu zerstören. Je mehr Tambu sich anstrengt, es reicht nie, um sich anerkannt zu fühlen.

Mit dem letzten Band ihrer Trilogie erreicht die Autorin wieder breite internationale Aufmerksamkeit. „This Mournable Body“ wird 2020 in die Shortlist des Booker Preises aufgenommen. Nicht alle Körper sind aus westlicher Sicht gleichermaßen zu betrauern. Inspiriert von einem Essay des nigerianisch-US-amerikanischen Schriftstellers Teju Cole übernimmt Tsitsi Dangaremba den Titel seines Essays „Unmournable Bodies” (dt: dieser trauernde oder beklagenswerte Körper), 2015 im „New Yorker“ erschienen, für den letzten Band der Tambu-Triologie. Der Roman liegt neu auf Deutsch, übersetzt aus dem Englischen von Anette Grube, unter dem Titel „Überleben“ im Berliner Orlanda Verlag vor. Tambudzai, nun in mittlerem Alter, befindet sich in einem kritischen „nervösen Zustand“. Nach sie eine Schülerin attackiert hat – sie hat kurzzeitig einen Job als Lehrerin übernommen – wird sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Getrieben von Wahnvorstellungen und Geisterbildern ringt sie mit Schuld und Scham.

„Die Wörter kriechen langsam in deinen Hals“

Ungewöhnlich ist die Erzählweise – Tsitsi Dangaremba hat an diesem Roman mehrere Jahre lang gearbeitet. Der Ton ändert sich; die Erzählstimme spricht Tambudzai konsequent mit „du“ an. Sie wollte „ausprobieren, ob dieser harte Schnitt in der Erzählhaltung funktioniert“, sagt die Autorin. Es funktioniert! Die Hauptfigur, am Ende jeglicher Selbstachtung, hält fortwährend Zwiesprache mit sich selbst, sucht nach Ursachen für ihren Zustand und ringt um Worte für das Unaussprechliche. Tambu beobachtet an sich selbst, dass sie über ihre Verletzungen in der Kindheit, die schwer auf ihrer Seele liegen, sprechen will. Allein ihre Stimme versagt. Sie kann nur stumm mit sich selbst sprechen, aber doch ist es genau dieses Selbstgespräch, das sich wie eine Schutzhaut um die verletzte Seele legt. Ihr Körper löst sich in einem Ozean der Tränen auf.

Sie wird überleben. Einen Job annehmen. Die Dinge verschwören sich zu ihren Gunsten. Es geht aufwärts …. Doch der „Preis der Freiheit“ ist teuer erkauft. Der Job wird sie endgültig von den Frauen ihrer alten Gemeinschaft entfremden. „Deine Nabelschnur ist in deinem Hof begraben, in der Leere, die in dir mit jedem Schritt größer wird, spürst du ihr Ziehen.“ Auch diese Schande heilt. Was bleibt, ist ganz am Ende ein angedeutetes Bildungsversprechen für eine bessere Zukunft der Frauen!

Warum sie an ihren Figuren in dem langen Schreibprozess immer festhielt, wurde Tsitsi Dangarembga einmal gefragt. „Ich wollte die Frauen nicht allein in dieser Situation lassen. Die Charaktere waren die ganze Zeit in mir, aber ich musste den Raum in meinem Kopf finden, um schreiben zu können.“ In einem Gespräch 2019 auf der Buchmesse spricht sie darüber, dass die Gewalterfahrungen, die Jugendlichen in Simbabwe täglich machen, sie sie umtreibt. Die Selbstmordraten in ihrem Land seien erschreckend hoch, „die traditionellen Wege zur Bewältigung psychischer Störungen seien nicht mehr wirksam, das wissen Sie sicher…“ Sie begreift ihr künstlerisches Werk auch als Ermutigung für eine Zukunft. Es muss einen Weg geben…

Für ein globales Publikum schreiben

1959 in Mutoko, einem kleinen Ort im östlichen Simbabwe, geboren, gehören Dangarembga Eltern zur afrikanischen Bildungselite. Sie verbringt ihre frühe Kindheit in England, später studiert sie drei Jahre Medizin in Cambridge. 1980, dem Jahr, als der Bürgerkrieg Simbabwe in die Unabhängigkeit geführt hat, kehrt sie dorthin zurück. Sie studiert Psychologie, arbeitet an Theaterstücken und schreibt.

1988 erscheint „Nervous Conditions”, 1989 erhält Tsitsi Dangarembga den Commonwealth-Literatur-Preis für die Region Afrika, 1992 wird sie in die berühmte Anthologie „Daughters of Africa“, herausgegeben von Nargrate Busby aufgenommen, die jetzt gerade ergänzt und wiederaufgelegt (New Daughters of Africa) wurde. Im gleichen Jahr geht Tsitsi Dangarembga nach Berlin. Dort lernt sie Auma Obama kennen, die die sehr persönliche Laudatio in der Frankfurter Paulskirche auf die Friedenspreisträgerin 2021 hält. Beide Frauen absolvierten Anfang der neunziger Jahre ein Studium an der Film- und Fernsehakademie in Berlin.

Es habe sie Jahre gekostet, den kreativen Raum zwischen Schreiben und Filmen immer wieder aufs Neue zu bewohnen, sagt die Autorin in einem Fernsehinterview damals. „Die Fähigkeiten, die ich für Prosa gelernt hatte, funktionierten beim Film nicht. Diese erzählenden Details, die sind ganz anders. Oder die Tatsache dieser inneren Monologe, in denen man ein ganzes Buch schreiben kann. In der Prosa geht es um das Herauskitzeln, im Film um das Reduzieren, Konzentrieren und Verdichten. Ich fand, dass ich das eine nicht lernen konnte, während ich das andere tat. Es war also wirklich ein großer Kampf. Es hat mich Jahre gekostet.”
1992 gründet sie ihre eigene Produktionsfirma „Nyerai Films“. Der Spielfilm „Everyone’s Child“, in dem es um Aids-Waisen geht, macht sie in Simbabwe bekannt. „Kare Kare Zvako“ – Mother’s Day – Basierend auf einer alten Shona-Volkserzählung und umgesetzt als Tanz, der die Vielfalt zeitgenössischer simbabwischer Musik zelebriert, ist Mother’s Day eine radikal erzählte Abrechnung aus Frauensicht.

Im Jahr 2000 kehrte sie mit ihrem deutschen Mann, dem Produzenten Olaf Koschke, und ihren drei Kindern nach Simbabwe zurück. Sie baut Nyerai Films (http://www.nyeraifilms.com/) weiter auf, wurde außerdem Geschäftsführerin von Women Filmmakers of Zimbabwe, Direktorin des Institute of Creative Arts for Progress in Africa (ICAPA) Trust und Gründungsdirektorin des „International Images Film Festival for Women“ (http://filmfreeway.com/InternationalImagesFilmFestival4Women). Tsitsi Dangarembga engagiert sich in verschiedenen Organisationen für Freiheits- und Frauenrechte und wurde dafür auch – wie kürzlich – nach einer Anti-Korruptions-Demonstration in Harare kurze Zeit inhaftiert. 2021 erhielt sie den „Pen International Award for Freedom of Expression“, im Juni den „Pen Pinter Prize“ für ihr Gesamtwerk, jetzt den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In Frankfurt, auf der Buchmesse, sagte sie im Gespräch mit ihrer Verlegerin, dass sie ihr Werk nicht vordergründig als politische Aktivistin versteht, für sie steht ihr künstlerisches Schaffen im Vordergrund. Befragt danach, für wen sie schreibt, sagte sie an anderer Stelle, anknüpfend an ihre Rede in der Paulskirche, in der sie vom „friedlichen Verstehen der Unterschiede“ spricht:

„Ich kann kein Buch schreiben, das nicht die Menschen in Simbabwe anspricht und den Prozess der Reflexion unterstützt, den wir in Simbabwe und auf dem Kontinent brauchen. Das ist also in Ordnung für mich. Gleichzeitig wird unsere Welt immer vernetzter, und die Leser, die Branche ist außerhalb Simbabwes, also muss es sie ansprechen. Ich befinde mich also wirklich in einer Situation, in der ich für ein globales Publikum schreibe.“

Letzte Änderung: 28.12.2021  |  Erstellt am: 30.11.2021

Aufbrechen

Tsitsi Dangarembga Aufbrechen

262 Seiten, flexibler Einband
ISBN-13: 9783944666600
Orlanda Buchverlag, Berlin 2019

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