Oleg Jurjew
Oleg Jurjew wurde 1959 in Leningrad als Sohn einer Hochschullehrerin für englische Sprache und eines Violinisten und Konservatoriumsdozenten geboren. 1982 absolvierte er die Leningrader Hochschule für Volkswirtschaft und Finanzen in der Fachrichtung Wirtschaftsmathematik und Systemtheorie. Er starb 2018 in Frankfurt am Main.
Sein erstes Gedicht schrieb er 1970, elfjährig. In den siebziger und achtziger Jahren war die Lyrik seine Hauptbeschäftigung. Seit 1984 schrieb er Bühnenstücke, Ende der achtziger Jahre auch Essays und Buchbesprechungen, seit 1992 verfasst er zudem Prosa. In der Endphase der Sowjetunion verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Übertragungen vor allem aus dem Englischen sowie mit dem Schreiben von Kindererzählungen und Gedichten. 1988 gewann Jurjew mit seinem Stück Komische Geschichten für Schattentheater den Wettbewerb des russischen Theaterverbandes. Es folgen Inszenierungen und Veröffentlichungen seiner Theaterstücke in Russland. 1989 erschien der erste Lyrikband Gedichte über den himmlischen Satz, 1990 ein Buch mit zwei Theaterstücken unter dem Titel Zwei kurze Stücke (Leningrad 1990).
1991 übersiedelte Oleg Jurjew mit seiner Familie nach Deutschland.
Ein erster Prosaband mit dem Titel Spaziergänge unter dem Hohlmond erschien 1993 in Russland und wurde für den russischen Booker-Preis nominiert. Eine Auswahl erschien ein Jahr später in deutscher Übersetzung unter dem Titel Leningrader Geschichten. 1996 veröffentlichte er auf Russisch den Prosaband Der Frankfurter Stier, der im selben Jahr in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde. 1999 erschien in Deutschland der Roman Halbinsel Judatin. Die russische Ausgabe wurde 2000 für den russischen Booker-Preis und den Nationalen Bestseller-Preis nominiert. Im gleichen Jahr erhielt Jurjew das Stipendium des Baltischen Zentrums für Autoren und Übersetzer im schwedischen Visby.
Jurjew hat eine eigene Kolumne „Jurjews Klassiker“ im Berliner Tagesspiegel. 2002 erschien der Roman Spaziergänge unter dem Hohlmond in der edition suhrkamp, ein Jahr später, ebenfalls bei Suhrkamp, der Roman Der neue Golem oder Der Krieg der Kinder und Greise. 2004 folgten die Lyrikbände Ausgewählte Gedichte und Chöre (2004) und Der Abendschuß zu Frankfurt (2007), beide liegen 2010 noch nicht in deutscher Übertragung vor. Überhaupt sind Jurjews Gedichte, abgesehen von einigen Veröffentlichungen in den Zeitschriften manuskripte und Die Horen, dem deutschen Publikum wenig bekannt, obwohl sie ein tragendes Element seines Werks bilden. In jüngster Zeit sind von ihm im Insel Verlag der Band Zwanzig Facetten der russischen Natur mit Bildern von Kusma Petrow-Wodkin erschienen (2008) und bei Suhrkamp der Roman Die Russische Fracht (2009). Im Oktober 2010 erschien der Titel Von Orten. Ein Poem, Gedichte beim Gutleut Verlag Frankfurt am Main & Weimar.
2010 erhält Jurjew den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg.
Oleg Jurjew lebte als freier Autor in Frankfurt am Main. Er war verheiratet mit der Schriftstellerin und Romanistin Olga Martynova.
Letze Änderung: 06.12.2021