Saul

John Ralston Saul

Im Faust Archiv

John Ralston Saul | © Foto: Foto: Andrea Pollmeier

Der kanadische Autor und Essayist John Ralston Saul (geb. 1947 in Ottawa) studierte Wirtschaftswissenschaften und Politik in Montreal, Paris und London. Mit seinem publizistischen Werk erlangte John Ralston Saul weltweit Bedeutung. Als Companion of the Order of Canada hat er die höchste kanadische Auszeichnung für Zivilpersonen erhalten, ist in Frankreich Träger des Ordre des Arts et des Lettres und erhielt 2004 in Chile die Pablo Neruda International Presidential Medal of Honour. 2009 wurde er zum Präsidenten des PEN International gewählt. Seine Frau, die Journalistin Adrienne Clarkson, war von 1999 bis 2005 kanadische Generalgouverneurin.
Saul ist in Europa und Kanada verwurzelt. Er promovierte am Kings College London über die Modernisierung Frankreichs unter Charles de Gaulle, schrieb mit seinem ersten literarischen Werk, The Birds of Prey (1977, dt: Raubvögel), einen internationalen Bestseller und gewann mit The Paradise Eater (1988, dt. Teufelskreis Bangkok) in Italien den Premio Lettarario Internazionale. Aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert John Ralston Saul Machtstrukturen innerhalb der westlichen Zivilisation.
In Voltaire’s Bastards: The Dictatorship of Reason in the West (1992) kritisiert er das Primat der Vernunft, das die Gesellschaft über alle weiteren, dem Menschen gegebenen Fähigkeiten setzt. Die auf dieser Grundlage entwickelten Systeme dienen, so Saul, nicht dem Wohl der Allgemeinheit. 1994 publizierte Saul The Doubter’s Companion: A Dictionary of Aggressive Common Sense (dt: Von Erdbeeren, Wirtschaftsgipfeln und anderen Zumutungen des 21. Jahrhunderts) und zeigt in diesem Werk, wie Sprache interessenspezifisch funktionalisiert und in den Dienst von Machtstrukturen gestellt wird.
1995 veröffentlichte Saul die Massey Lecture unter dem Titel The Unconscious Civilization (dt: Der Markt frisst seine Kinder) und erhielt hierfür 1996 den kanadischen Governor General`s Award für Sachbücher. Saul beschreibt eine sich zunehmend konformistisch und korporativ entwickelnde, westliche Gesellschaft, die sich der damit einhergehenden Verluste an individueller und demokratischer Substanz jedoch kaum bewusst ist. Die negativen Auswirkungen einer global und neoliberal ausgerichteten Wirtschaft formuliert er in The Collapse of Globalism and the Reinvention of the World (2005) und auf die aktuelle Krise bezogen im Nachwort zur Neuauflage 2009. Als kanadischer Autor hat Saul sich in mehreren Publikationen auch mit den Besonderheiten seiner Heimat auseinandergesetzt. In Reflections of a Siamese Twin: Canada at the End of the Twentieth Century (1997) untersucht er die Charakteristika Kanadas, das er – im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten – als einen nicht-monolithisch geformten Staat beschreibt. Diese Analyse hat er in seinem jüngsten Werk, The Fair Country (2008), in dem er die Entwicklung Kanadas zur „Métis Civilization“ beschreibt, fortgesetzt.

Letze Änderung: 30.12.2021