Maxim Billers ZEIT-Kolumne Morbus Israel sorgte für viel Aufregung im deutschsprachigen Feuilleton, zumal sie von der ZEIT-ONLINE-Redaktion »depubliziert« bzw. im Internet »gelöscht« wurde ‒ was natürlich faktisch nicht möglich ist; Billers Text kann online weiterhin brav gelesen werden. Und was bewog die Redaktion dazu, den Text von der ZEIT-Homepage zu verbannen? Ihr Kolumnist, bekannt natürlich für seine spitze und vor nichts zurückschreckende Zunge, auch nicht vor Sakralem, knöpfte sich mal wieder einige Deutsche vor und nahm ihren kritischen Umgang mit dem militärischen Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza und im Verteidigungskrieg gegen den Iran und seine Atomwaffenproduktion unter die Lupe. ZEIT-ONLINE-Leserinnen und -Leser fühlten sich beleidigt, der Text Billers sei »menschenverachtend«. Aber seine Kolumne Morbus Israel hat dennoch einen doppelten Boden, denn sie spricht unbewusst das kollektive Erinnerungsproblem an ‒ und die Frage nach der Rolle der Shoah im Konflikt zwischen Israel und seinen terroristischen Feinden.
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